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Geschlechtsneutrale Erziehung: Wissenswertes und Tipps

Die Frage nach dem Geschlecht ihres Kindes ist eine der ersten, die Eltern gestellt wird. Wieso das so ist und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringen kann, den Nachwuchs gendersensibel zu erziehen, liest du in unserem FamilienMoment.

✔️ in Zusammenarbeit mit Jennifer Günther, Elterncoach

Definition und Beispiele

Was bedeutet geschlechtsneutrale Erziehung?

Jungs spielen mit Autos, Mädchen mit Puppen. Jungs weinen nicht und Mädchen haben lange Haare. Unsere Welt ist voller Stereotypen zum Geschlecht. Genderneutrale oder auch geschlechtergerechte Erziehung bricht eine binäre und starre Ansicht auf und versucht, Kinder frei von Gender-Schablonen aufwachsen zu lassen. Sie sollen selbst entscheiden dürfen, was sie mögen und wollen. 

Chancengleichheit im Umgang mit Geschlechterrollen

Wenn du dich dazu entscheidest, dein Kind geschlechtsneutral zu erziehen, beginnt das bei dem Thema Vorbilder und geht über Spielzeug, Kleidung und Sprache - stets gepaart mit Toleranz, Geduld und Gelassenheit. Es geht nicht darum, einen Jungen zu zwingen, mit Puppen zu spielen oder sich Zöpfe flechten zu lassen. Auch soll dein Kind nicht auf eine bestimmte Weise beeinflusst werden. Es geht vielmehr um die Möglichkeit, sich frei entfalten und ausdrücken zu können, seine eigenen Entscheidungen treffen zu dürfen, wenn es beispielsweise um die Kleidung oder Spielsachen geht.

Es muss weder ein Mittelweg zwischen weiblich und männlich gefunden noch soll etwas neutralisiert werden. Ein sensibler Brückenschlag bei der Entwicklung des sozialen Geschlechts, auch Gender genannt, ermöglicht es deinem Nachwuchs, ohne die typischen Verhaltensweisen und Rollen aufzuwachsen. 

Es geht vor allem darum, dass Jungen und Mädchen die gleichen Chancen haben und sich komplett frei entfalten dürfen. Dass sie alle Nuancen von „männlich“ und „weiblich" erleben dürfen. Sie brauchen Vorbilder, die ihnen Halt und Mut geben und die sie in eine geschlechtergerechte Zukunft begleiten. Elterncoach Jennifer Günther

Gendersensible Erziehung in Deutschland und Europa

Eine größere Sichtbarkeit von geschlechtsneutraler Erziehung in Deutschland begann etwa in den 2000er Jahren. Mit der Entwicklung der Gleichstellungspolitik erfährt auch der Bereich der Erziehung und Pädagogik neue Trends und Ausrichtungen.

Genderneutrale Kindertagesstätte in Schweden

Vorbilder kommen beispielsweise aus Schweden. Dort gibt es seit 2011 „Egalia”, eine vorschulische Einrichtung, in der gendersensible Erziehung an der Tagesordnung steht. Sie ist eine der bekanntesten und auch umstrittensten Kindertagesstätten mit einer sehr langen Warteliste. Hier wird besonders viel Wert daraufgelegt, dass keine stereotypischen Geschlechterrollen vorgelebt werden.

Stets begleitet wird diese Form der Erziehung von einer teilweise hitzigen Debatte. Von Umerziehung und Verunsicherung der Kinder ist die Rede.


Umsetzung und Ziele

Ziele der gendersensiblen Pädagogik

Geschlechtersensible Pädagogik unterstützt Kinder darin, Fähigkeiten, Wissen und Gefühle losgelöst vom Geschlecht zu entwickeln. So können sich Jungen und Mädchen frei von gesellschaftlichen Normen so erleben und erfahren, wie sie es möchten. Es geht darum, Vorbilder neu zu definieren und die vorhandenen Rollenklischees neu zu besetzen, damit es mehr Chancengleichheit gibt.

So funktioniert gendersensible Pädagogik

Genderbewusste Pädagogik unterstützt Kinder in ihren individuellen Identitäten. Hierbei wird entsprechend den Wünschen der Kinder deren Wahrnehmung und die Entfaltung der Persönlichkeit gefördert, ohne eine Vorstellung von typisch Mädchenoder typisch Junge“ zugrunde zu legen. Diversität ist erwünscht und wenn es Fälle gibt, in denen das biologische vom gewählten sozialen Geschlecht abweicht, wird das zugelassen.

Eine bewusste Trennung der Spielbereiche im Kindergarten oder dem Spielzimmer zu Hause wird bei einer gendersensiblen Pädagogik vermieden. Puppe, Bauklotz, Bagger und Co. sind durchmischt und für alle gleichermaßen verfügbar.


Vor- und Nachteile

Geschlechtsneutrale Erziehung: Welche Vor- und Nachteile gibt es?

Es gibt einige sehr wichtige und positive Effekte, die eine genderneutrale Erziehung mit sich bringen kann. Allerdings werden diese auch von Herausforderungen für Eltern und Kinder begleitet. Worauf du dich dabei genau einstellen solltest, liest du hier.

Vorteile einer genderbewussten Erziehung

Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren verändert, ist diverser und bunter geworden. Das hat auch Auswirkungen auf die Erziehung. Eine geschlechtsneutrale Erziehung hat folgende positive Auswirkungen:

  • Das Kind hat mehr Möglichkeiten. Dadurch entstehen auch mehr Freiheiten in der kindlichen Entwicklung.
  • Die Kinder müssen sich nicht zurückhalten, sondern dürfen auch „nicht-genderrechte“ Vorlieben auskosten.
  • Sie stärkt das Selbstbewusstsein, da es vollkommen in Ordnung ist, unterschiedliche Dinge einfach auszuprobieren.
  • Die Kinder verinnerlichen faires Denken, denn im Grunde sollte es keine Unterschiede bei der Erziehung, aber auch nicht im späteren beruflichen Alltag bei den Geschlechtern geben.

Mögliche Schwierigkeiten der geschlechtsneutralen Erziehung

Eine der größten Herausforderungen stellt unsere Gesellschaft dar. Denn wir leben immer noch in einer Gesellschaft, die gewisse Vorstellungen mit den Geschlechtern verbindet. Dadurch besteht bei einer geschlechtsneutralen Erziehung die Gefahr, dass dein Kind von anderen beurteilt oder sogar verurteilt und ausgegrenzt wird.

Ab einem Alter von etwa zwei Jahren wissen Kinder, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt. Etwa ein Jahr später fühlen sie sich in der Regel einem Geschlecht zugehörig. Automatisch bringen sie gelernte Rollenbilder in ihre Entwicklung ein. Fragen der Kinder zu ihrer Zugehörigkeit können Herausforderungen für Eltern mit sich bringen.

Viele Leitbilder der Gesellschaft sind nicht genderneutral. Wenn dein Kind sich klar zugehörig fühlt und kein Interesse daran hat, gewissen Rollenbildern nicht zu entsprechen, sollte man es nicht dazu zwingen. Kein Kind sollte sich in eine Rolle gedrängt fühlen - weder in eine traditionelle noch in eine inklusive. Es geht vor allem darum, Kindern zu vermitteln, dass ihr Rollenverhalten in Ordnung ist.

Kritik an geschlechtsneutraler Erziehung

Kritiker des Konzeptes sind der Meinung, dass eine geschlechtsneutrale Erziehung Kinder nicht auf das wirkliche Leben vorbereitet. Einige warnen sogar davor und sehen gerade bei Kleinkindern keinen Sinn darin. Zu viel Entscheidungsfreiheit könnte die Kinder nicht nur orientierungslos werden lassen, sondern sie von ihrer Identitätsfindung abbringen.


Hilfreiche Tipps
 

Tipps für Eltern für eine gendersensible Erziehung

Du hast dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin dazu entschieden, euer Kind gendersensibel zu erziehen? Damit dieses Vorhaben mit gelingt, hier einige Tipps:

  • Biete deinem Liebling diverses Spielzeug an. Bagger können bestimmt auch hervorragend von Prinzessinnen bedient werden.
  • Die Kleidung im Kinderschrank darf bunt und vielfältig sein. Rot und blau, grün und beige, lila oder türkis. Farben haben keine Geschlechtergrenzen.
  • Sprache ist ein elementarer Bestandteil von genderneutraler Erziehung. Brave Mädchen und freche Jungs? Das kann doch jedes Kind sein - unabhängig vom Geschlecht.
  • Nichts erzwingen ist das Mantra der geschlechtsgerechten Pädagogik: Wenn dein Kind in bestimmten Momenten traditionelle Geschlechterklischees ausleben möchte, dann ist das in Ordnung. Gelassenheit ist ein wichtiger Bestandteil. Sei deinem Kind gegenüber gelassen und auch den Skeptikern, die dir sicher begegnen werden.
  • Lebe die Gleichberechtigung vor: Kochen, Putzen, Wäsche machen – das sind Aufgaben, die alle im Haushalt gleichermaßen etwas angehen. Regale aufbauen, Löcher in die Wand bohren und das Fahrrad reparieren? Das kann Mama genauso gut wie Papa! Wenn deine Partnerschaft gleichberechtigt ist und sich beide Elternteile zu gleichen Teilen um die Familie kümmern, ist das ein wichtiger Anker für deinen Nachwuchs.
  • Erklären und besprechen von Klischees: Dabei können auch Kinderbücher hilfreich sein. Wieso darf sich der Prinz eigentlich seine Prinzessin aussuchen und nicht umgekehrt? 
  • Versuche dein Umfeld für das Thema zu sensibilisieren. Und wenn es nicht bei allen auf offene Ohren stößt, erkläre deinem Sonnenschein, dass alle Menschen unterschiedlich sind und alte Denkmuster sich nicht von heute auf morgen ändern lassen.
Gendersensible Erziehung bedeutet, dass du dein Kind als Persönlichkeit wahrnimmst, die sich frei entfalten darf. Ohne begrenzende Stereotypen, sondern mit offenem Denken – auch mal um die Ecke. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Kinder auf ihrem Weg von den Eltern begleitet werden und Halt bekommen. Dass sie Fragen stellen können und Antworten auf das bekommen, was sie bewegt. Zeige deinem Liebling, dass es viele bunte Abzweigungen beim Großwerden gibt, die alle zu einem tollen Ziel führen. Dein Kind sollte in der Entwicklung der Persönlichkeit möglichst wenig eingeschränkt werden. Unterstütze es, sich frei zu entfalten. Ihr werdet gemeinsam viel Neues und Bereicherndes erfahren. Elterncoach Jennifer Günther

Über Jennifer Günther

Elterncoach

Portrait: Jennifer Günther

Jennifer Günther berät und begleitet Eltern als Coach zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Erziehungsfragen. Mit den „milo Eltern- & Babykursen” in Köln und Hürth ist sie mit ihrem Team auch vor Ort für Eltern da. In Videos, Podcasts oder Blogartikeln wird sie oft als Expertin interviewt und gibt wertvolle Hilfestellungen für den Familienalltag. Sie unterstützt den Kinderschutzbund und Jugendämter im Bereich der frühen Hilfen und Präventionsangebote.


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