Einschlafrituale: So schlummern Babys gut ein
Feste Strukturen und Rituale sind für Babys besonders wichtig – vor allem, wenn es ums Schlafen geht. Wir verraten, mit welchen Abendritualen das Zubettgehen noch besser klappt.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Warum sind Einschlafrituale so wichtig für Babys?
Kaum ein Thema beschäftigt junge Eltern so sehr wie die Nachtruhe ihres Kindes. Dem Baby ist es relativ egal, ob es tagsüber oder nachts schläft, während du dir bestimmt wünscht, dass der Schlaf hauptsächlich in der Nacht stattfindet. Dein Kind muss sich aber erst an den Tag- und Nachtrhythmus gewöhnen. Dabei ist es völlig normal, dass die Nacht auch mal zum Tag werden kann.
Auch, dass ein Baby nicht von Anfang an allein einschläft, gehört dazu. Es braucht deine Nähe, denn diese gibt ihm die nötige Geborgenheit, um ruhig einzuschlafen. Mit der Zeit wird es einen eigenen Schlafrhythmus finden. Gib deinem Kind von Anfang an das Gefühl, dass Schlafen und Einschlafen etwas Schönes und kein Muss sind. Genießt gemeinsam den Moment, damit sich dein Baby sicher fühlt. Einschlafrituale helfen dabei besonders gut.
Mit einfachen Mitteln viel bewirken
Dabei geht es um eine einfache Handlung – ein Kuscheltier anreichen, die Spieluhr aufziehen, ein kleines Nachtlicht einschalten oder ein kurzes Schlaflied singen. Ein solches Ritual kann dann auch in der Nacht helfen. Wenn dein Kind wach wird, nutze einfach erneut das Einschlafritual, damit es wieder einschläft und mit der Zeit sogar durchschläft. Dein Kind gewöhnt sich daran, kommt dadurch zur Ruhe, weiß, wann es Zeit zum Schlafen ist und fühlt sich geborgen. Eine einfache, aber sehr schöne und wirkungsvolle Schlafbegleitung.
Schöne Einschlafrituale für die Kleinen
Stillen oder Fläschchen geben, wickeln und Schlafanzug anziehen – der abendliche Ablauf sollte immer gleich sein. So kann sich das Baby darauf einstellen, dass gleich die Nachtruhe beginnt. Gerade im Babyalter ist es wichtig, dass dein Kind beim Abendessen, spätestens aber beim Wickeln zur Ruhe kommen kann. Denn meistens sind sie dann ganz schnell müde und benötigen das Bett. Wir haben dir die schönsten Einschlafrituale zusammengestellt:
- In-den-Schlaf-Stillen: Ganz am Anfang braucht dein Baby nichts mehr als Nähe, Liebe und ganz viel Kuschelzeit. Viele Kinder schlafen in dieser Zeit einfach beim Stillen ein. Wenn dein Kleines auch im Schlaf die Brust nicht loslassen möchte, einfach den kleinen Finger vorsichtig dazwischen schieben. Sollte das Stillen irgendwann weniger werden, empfiehlt es sich mit einem neuen schönen Einschlafritual auf den Schlaf vorzubereiten.
- Fester Ablauf: Ein Einschlafritual muss nichts Besonderes sein. Vielen Babys hilft es schon, wenn der Ablauf vor dem Zubettgehen immer gleich ist. Einfach nach dem Abendessen noch ein Buch anschauen, die Windel wechseln, den Schlafanzug anziehen sowie Gesicht und Zähne putzen. Dabei kannst du zum Beispiel noch ein Lied singen oder einen Reim aufsagen. So weiß dein Baby immer, was los ist und stellt sich auf die Schlafenszeit ein.
- Entspannungsbad: Hast du schon mal ein abendliches warmes Bad für deinen kleinen Sonnenschein ausprobiert? Vor allem für eher aufgedrehte Babys kann das sehr entspannend wirken. Wenn du dein Baby danach noch kuschelig und warm einpackst, fällt es leicht, in den Schlaf zu finden. Für viele Kinder kann das ein wundervolles Einschlafritual werden, manche allerdings werden beim Badespaß erst richtig wach. Einfach mal ausprobieren, wie es deinem Kleinen damit geht.
- Streicheleinheiten: Eine liebevolle sanfte Massage mit Öl kann ein schöner Abschluss des Tages sein. Achte dabei darauf, dass sowohl das Zimmer als auch deine Hände angenehm warm sind. Babys lieben solche Streicheleinheiten und kommen dabei schön zur Ruhe.
- Gutenachtlied: Schon während der Schwangerschaft war die Stimme der Mutter ein vertrauter Begleiter für das Kind. Daher fühlt es sich auch jetzt noch besonders geborgen, wenn es deine Stimme hört. Ein Gutenachtlied wirkt beruhigend und wiegt behutsam in den Schlaf.
- Geschichte vorlesen : Für dieses Einschlafritual kann entweder das aktuelle Lieblingsbuch zur Hand genommen oder mithilfe der eigenen Kreativität und der passenden Kuscheltiere eine Geschichte erfunden werden. Am Ende sind alle Figuren sehr müde und wollen einfach nur noch schlafen.
- Den Tag Revue passieren lassen: Was haben du und dein Kind am Tag so alles gemeinsam erlebt? Erzähle ihm die Highlights des Tages oder, wenn dein Kind schon etwas älter ist, besprecht diese gemeinsam. Dadurch lässt sich das Erlebte noch einmal gut aufarbeiten und dein kleiner Sonnenschein kann anschließend erholsam einschlafen.
- „Gute Nacht“ wünschen: Viele Babys genießen es, vor dem Zubettgehen noch kurz durch den Raum getragen zu werden, um ihrem Papa beziehungsweise ihrer Mama, ihren Geschwistern und ihrem Lieblingsspielzeug „Gute Nacht“ sagen zu dürfen.
Ob ein abendliches Bad, eine Massage oder ein Einschlaflied: Hauptsache ganz viel zärtliches Kuscheln und Schmusen steht auf dem Programm. Die körperliche Nähe schafft Geborgenheit und stärkt die Bindung zwischen dir und deinem Baby.
Benötigte Utensilien für Einschlafrituale
Was braucht man eigentlich für ein gelungenes Einschlafritual? Das kommt natürlich darauf an, für welches Ritual du dich entscheidest. Das Wichtigste ist in jedem Fall Ruhe und Zeit. Die Kleinen merken es, wenn du selbst gestresst bist und unter Zeitdruck versuchst, sie schlafen zu legen. Also erst mal kurz selbst entspannen und dann in aller Ruhe und ohne Zeitdruck das Einschlafritual angehen.
Für alle Rituale, die im Bett stattfinden, wie zum Beispiel die Streicheleinheiten, ein Gutenachtlied oder das Stillen, ist eine gemütliche Atmosphäre besonders schön. Schaffe eine Wohlfühloase und genieße so die Zeit vorm Einschlafen. Helfen können dabei zum Beispiel folgende Dinge:
- flauschige Kissen und Decken, die du nach dem Einschlafen aus dem Bett nimmst
- gedimmtes Licht oder ein Nachtlicht
- Kuscheltiere, die du nach deim Einschlafen aus dem Bett entfernst
- Einschlafmusik
Tipps für einen gesunden Babyschlaf
Neben einem festen Einschlafritual gibt es natürlich noch weitere kleine Tipps und Tricks für einen angenehmen und vor allem gesunden Babyschlaf:
- Ziehe dein Baby nicht zu warm an: Natürlich möchten Eltern nicht, dass ihr Baby nachts friert. Aus diesem Grund tendieren viele Mamas und Papas dazu, ihr Kind viel zu warm anzuziehen. Das Problem dabei: Der körpereigene Kühlmechanismus, das Schwitzen, ist bei den Kleinen noch nicht vollständig entwickelt. Dadurch können sie die zu hohe Temperatur nicht selbstständig ausgleichen und es kann gefährlich werden.
- Die richtige Schlafposition: Im ersten Lebensjahr solltest du dein Baby immer in Rückenlage zum Schlafen legen. In dieser Position kann es am besten atmen. Wenn dein Kleines wach ist, kann es aber ruhig ab und zu auf dem Bauch liegen. So werden Bauch-, Nacken- und Rückenmuskulatur gestärkt.
- Schaffe eine sichere Schlafumgebung: Im ersten Lebensjahr ist dein Kind am besten im Babybettchen im Elternschlafzimmer aufgehoben. So merkt dein Baby durch deine Atemgeräusche, dass du in der Nähe bist, gewöhnt sich aber auch schon an seinen eigenen Schlafbereich.
- Gedimmtes Licht beim nächtlichen Wickeln: Verzichte beim Wickeln in der Nacht am besten auf grelles Licht. Lichterketten oder dimmbares Licht bieten auch in der Nacht genügend Helligkeit, ohne unangenehm für die Augen zu sein. So könnt ihr beide danach schnell wieder einschlafen.
Lege deinen Säugling zum Schlafen am besten immer auf den Rücken. Für eine gesunde Schlafumgebung braucht dein Kind nur einen Schlafsack, eine eher harte Matratze und frische Luft. Empfohlen wird eine Zimmertemperatur von circa 18 Grad. Kein Kissen oder Kuscheltier, keine Babydecke und keine Schnullerkette: Diese könnten für dein Baby nachts gefährlich werden, da sie es beim Atmen hindern könnten.
Hebamme Judith Fuchs
Wieso schlafen Babys so viel?
Während du in der Nacht wahrscheinlich mit sieben bis neun Schlafstunden vollkommen zufrieden bist, brauchen Babys über den ganzen Tag verteilt zwischen 16 und 20 Stunden. Nach etwa sechs Wochen verändert sich dieser Rhythmus und die einzelnen Schlafphasen werden länger und verlagern sich zunehmend in die Nacht. Insgesamt durchleben Babys in jedem Schlafzyklus sechs dieser Schlafphasen. Schon während deiner Schwangerschaft erlebt dein Baby diese verschiedenen Phasen – es hat sogar bereits Traumphasen.
Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen sind für Eltern in Bezug auf den Tag- und Nachtrhythmus die anstrengendste Zeit. Aber warum genau braucht dein Baby sowohl in den ersten Wochen, aber auch noch in den Monaten und Jahren danach so viel Schlaf?
Drei gute Gründe
Ausreichend Schlaf ist für Babys und Kleinkinder sehr wichtig. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Einer ist, dass Kinder im Schlaf wachsen. Das liegt daran, dass im Tiefschlaf das Wachstumshormon produziert wird. Bei Erwachsenen regt es die Bildung neuer Körperzellen an, bei Kindern lässt es jedes Organ und jeden Körperteil Nacht für Nacht ein winziges bisschen wachsen.
Ein weiterer Grund ist, dass Schlafen die Kleinen schlau macht. Ganz gleich, was dein Kind tagsüber erlebt hat, ob bewusst oder unbewusst, im Schlaf wird alles noch einmal durchlebt und dadurch gelernt und verarbeitet. Vor allem im ersten Lebensjahr bildet sich während der Schlafenszeit das Gehirn aus und erreicht bis zum vollendeten ersten Lebensjahr bereits 75 Prozent seiner maximalen Größe.
Zu guter Letzt werden Babys durch den vielen Schlaf bestens gegen Infektionen geschützt. Auch, wenn Kinder kerngesund sind: Das Immunsystem arbeitet ununterbrochen und muss sich natürlich auch einmal regenerieren. Genau das passiert während der Schlafenszeit. Schlafen Babys zu wenig, wird das Immunsystem geschwächt.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.