Das große Krabbeln – so machst du deine Wohnung kindersicher
Dein Baby wird immer aktiver und will die Welt erkunden? Es beginnt zu robben und sucht nach Möbeln, um sich hochzuziehen? Dann ist es allerhöchste Zeit, die Wohnung kindersicher zu machen. Mit unseren Tipps ist genau das kinderleicht.
Ab wann sollte die Wohnung kindersicher sein?
Am besten bereitest du deine Wohnung frühzeitig auf das Alter vor, in dem dein Baby zunehmend neugieriger auf die Welt und mit jedem Tag mobiler wird. Es ist sinnvoll, bereits vor der Geburt Maßnahmen zu treffen, um Steckdosen, Kabel, Möbelkanten und Türen zu sichern. So bist du bestens vorbereitet und kannst entspannt jeden neuen Entwicklungsschritt deines Kindes genießen. Denn das ist eine besonders schöne und aufregende Zeit.
Ein kindersicheres Zuhause ist die ideale Basis für ein entspanntes Großwerden. Bereite alles früh genug vor, um diese Zeit mit deinem Kind in Ruhe genießen zu können. Elterncoach Jennifer Günther
Schaffe eine „Ja-Umgebung“
Am schönsten ist es für dein Kind, wenn es seinen Forscherdrang ausleben und sich frei entfalten kann. Mache dein Zuhause aus diesem Grund zu einer „Ja-Umgebung“. So könnt ihr beide den Moment genießen, ohne dass du ständig etwas verbieten musst.
Um eine „Ja-Umgebung“ zu schaffen, hilft es, die Perspektive deines Kindes einzunehmen: Krabbele selbst durch die Wohnung und überprüfe erreichbare Gegenstände. So kannst du Kabel, Deko-Gegenstände, wackelige Möbel, rutschigen Untergrund und scharfe Kanten aufspüren. Alles, was gefährlich sein könnte, solltest du direkt beseitigen oder sichern. Hier sind die wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen:
Fußboden
Ideal sind weiche und abfedernde Kork- und Teppichböden. Dabei solltest du Folgendes beachten:
- Schadstofffreie Materialien: Babys nehmen gerne Gegenstände in den Mund, daher sollten Teppiche das Siegel der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichboden (GUT) tragen.
- Rutschfeste Unterlagen: Lege eine Anti-Rutschmatte unter Teppiche, um Stürze zu vermeiden.
Treppenschutz
Treppen sind eine der größten Gefahrenquellen für kleine Kinder. Ein sicherer Treppenschutz ist daher unerlässlich. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Besonders beliebt sind fest installierte Schutzgitter, die an Treppenauf- und -abgängen angebracht werden. Es gibt flexible Gitter aus leichtem Kunststoff, die wie ein Akkordeon zusammengefaltet und seitlich geschoben werden. Eine Alternative dazu können Rollgitter sein, die aus einem robusten Netzmaterial oder dünner Stoffbespannung bestehen. Hier kannst du die Anbringung an einer Seite montieren und das Material wie bei einem Rollo herausziehen.
Steckdosen, Stromkabel und Elektrogeräte
Frei zugängliche Steckdosen sind eine Gefahrenquelle. Nutze einen Steckdosenschutz, um Stromunfälle zu vermeiden. Auch Steckdosenleisten sollten gesichert und versteckt werden. Achte zudem auf folgende Maßnahmen:
- Fixiere Kabel, um Stolperfallen zu verhindern und Strangulationsrisiken zu reduzieren.
- Verzichte im Babyzimmer möglichst auf Elektrogeräte, um die Belastung durch elektromagnetische Strahlung zu minimieren. Spielzeug mit Batteriebetrieb ist unproblematisch, wenn es keine dauerhafte Funkverbindung hat.
Fenster und Türen
Durch Fenster und Türen gelangen Babys und Kleinkinder nach draußen. Lasse dein Kind daher nie unbeaufsichtigt. Um die empfindlichen kleinen Finger deines Schatzes vor zuschlagenden Türen zu schützen, helfen Klemmschutz oder Türstopper.
Fenster sichern
Ein offenes Fenster ist gefährlich, da Kinder auf die Fensterbank klettern und hinausfallen können. Aber auch ein gekipptes Fenster bietet Gefahrenpotenzial. Schlagen ein Geschwisterkind oder ein Windstoß das Fenster zu, können sich Kinder ihre Finger im Rahmen einklemmen. Sichere deine Fenster mit
- abschließbaren Griffen.
- Fensterfeststellern gegen ungewolltes Zuschlagen. Diese sind in verschiedensten Varianten erhältlich und je nach Ausführung problemlos auch in Mietwohnungen installierbar.
Jalousien und Rollos
Beim Spielen können sich Kinder die Schnüre von Jalousien und Rollos um den Hals wickeln. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2014 die EU-Norm EN-13120 eingeführt. Diese besagt, dass Bedienschnüre von Sicht- und Sonnenschutz in einer Mindesthöhe von 1,50 Metern über dem Boden angebracht sein müssen, damit sie für die kleinen Hände nicht erreichbar sind. Berücksichtige folgende Tipps:
- Verstaue die Bänder durch angebrachte Schnurwickler an der Wand, um damit noch mehr Sicherheit zu gewährleisten.
- Achte beim Kauf darauf, dass die entsprechende Norm bei dem Wunschprodukt erfüllt ist oder greife direkt zu einer schnurlosen Variante.
Möbel
Achte beim Kauf deiner Möbel auf folgende Sicherheitsaspekte:
- Schadstofffreiheit: Erste Hinweise auf eine geringe Qualität sind ein beißender Geruch oder die Farbabgabe beim Anfassen. Kaufe daher unbehandelte und schadstofffreie Voll- und Massivmöbel. Diese sind meist besonders stabil und widerstandsfähig. Wer sich nicht auf die eigene Intuition verlassen möchte, kann bei der Möbelauswahl auf Prüfsiegel achten, zum Beispiel auf den Blauen Engel oder das TÜV-Zeichen. Diese bewerten neben der Sicherheit und Hochwertigkeit auch die Bestandteile und prüfen auf eine schadstofffreie Herstellung. Selbst aufgetragene Leime und farbige Lackierungen können Schadstoffe ausdünsten, die in großer Konzentration teilweise gesundheitsschädlich sind. Lasse die Möbel nach dem Aufbau mindestens eine Woche ausdünsten, bevor sie zum Einsatz kommen.
- Sicheres Aufstellen: Schränke und Regale, die für dein Kind als Klettergerüst dienen könnten, solltest du unbedingt an den Wänden fixieren. Dies beugt dem Umkippen der Möbelstücke vor. Auszugsicherungen an Schubladen verhindern, dass sich Kinder beim Spielen verletzen.
- Ecken und Kanten: Runde die gefährlichen Stellen von Heizkörpern und Möbelstücken ab, damit sich dein Kind beim Toben nicht an scharfen Kanten verletzt. Alternativ kannst du die Stellen mit Polsterungen versehen. So bleibt dein Kind beim Spielen und Klettern vor Beulen und blauen Flecken verschont.
Wickeltisch
Der Wickeltisch bringt einige Gefahrenquellen mit sich. Achte darauf, dass
- dein Baby nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegt.
- alle Pflegeutensilien griffbereit, aber außer Reichweite des Kindes liegen.
- der Wickeltisch eine hohe Umrandung hat.
Worauf du beim Kauf und beim Aufstellen eines Wickeltisches achten solltest, liest du auch in unserem Ratgeber über das Wickeln.
Häufige Gefahrenquellen in Wohnräumen und Tipps zur Sicherung
Was du in den einzelnen Räumen beachten solltest, haben wir hier zusammengefasst.
Checkliste Küche:
- Herd: Einen optimalen Schutz bietet ein Herdschutzgitter. So kann das Kind die Knöpfe nicht erreichen und den Herd nicht anstellen. Als Schutz für die Ofentür eignet sich ein spezielles Schloss.
- Schränke und Schubladen: Damit die Kleinen nicht an Messer, Putzmittel oder elektronische Geräte kommen, verwende einen Türschutz. Räume in einen Schrank oder eine Schublade diejenigen Utensilien ein, mit denen dein Kind unbedenklich spielen kann und lass diesen offen. Hier kann dein Kind nach Lust und Laune auf Entdeckungsreise gehen.
- Elektrogeräte: Bringe Elektrogeräte auf jeden Fall außer Reichweite und ziehe immer alle Stecker raus, wenn diese nicht benutzt werden.
Checkliste Badezimmer:
- Boden und Badewanne: Lege sowohl auf dem Badezimmerboden als auch in der Badewanne rutschfeste Matten aus. Vor allem in der Zeit, in der dein Kind anfängt, sich aufzustellen und dabei noch etwas wackelig auf den Beinen ist, kann dies zur Gefahrenquelle werden.
- Putzmittel und Arzneien: Verstaue das Putzmittel und die Medikamente sicher vor den flinken Händen deines Kindes. Auch hier solltest du auf einen Türschutz zurückgreifen.
- Schere, Feile, Rasierer: Deponiere alle bedenklichen Utensilien in deinem Badezimmer außerhalb der Reichweite deines Kindes.
Checkliste Kinderzimmer:
- Regale, Kommoden und Schränke: Das sind alles Möbel, an denen sich das Kind festhalten und hochziehen kann. Befestige diese daher auch im Kinderzimmer unbedingt an der Wand, sodass sie nicht umkippen können.
- Babybett: Damit dein Kind auch dann sicher schläft, wenn es bereits etwas agiler wird, solltest du alle Mobiles und Spieluhren vom und aus dem Bett entfernen. Kann dein Baby sich bereits am Gitter hochziehen, stelle das Bett unbedingt auf die niedrigste Stufe.
Checkliste für eine kindersichere Wohnung als Download
Achte auf Altersangaben und Prüfzeichen
Meist weisen Spielzeughersteller auf den Verpackungen empfohlene Altersangaben aus, die du beim Kauf beachten solltest. Auch bieten Prüfsiegel wie das „GS-Zeichen“ oder das „spiel gut-Zeichen“ eine Orientierung. Achte außerdem auf folgende Gefahrenquellen:
- Vorsicht bei Spielzeugen, die Töne von sich geben. Die Ohren der Kleinen sind sehr empfindlich und können durch zu laute und zu hohe Geräusche langfristige Hörschäden erleiden.
- Setze bei elektrischem Spielzeug nur auf jene mit Batteriebetrieb. So spielen die Gefahrenquellen Kabel und Stromanschluss keine Rolle. Achte darauf, dass das Batteriefach mit Schrauben gesichert ist. So kann sich die Abdeckung beim Spielen nicht lösen.
- Um ihre Umwelt kennenzulernen, nehmen Babys ihr Spielzeug in den Mund. Achte beim Kauf auf altersgerechte Spielwaren. Kontrolliere das Spielzeug außerdem immer wieder auf Vollständigkeit. Verschluckte Kleinteile können im Hals zu Verletzungen sowie im schlimmsten Fall zur Erstickung führen.
- Auch das Füllmaterial der Kuscheltiere solltest du beachten. Bei aufgerissenen Nähten können Watte- und Bohnenfüllungen schnell im Mund landen.
- Spielwaren sollten keine spitzen Ecken und scharfen Kanten aufweisen.
- Schnüre und Bänder am Spielzeug sollten nur so lang sein, dass sie sich beim Spielen nicht vollständig um den Hals der Kinder wickeln können.
- Achte auf unbehandelte Materialien sowie auf schadstofffreie Beschichtungen und Lacke.