Wie kann man ein Kind adoptieren? Voraussetzungen und Ablauf
Ein Kind zu adoptieren, ist ein bedeutender Schritt, der das Leben verändert. Damit eine Adoption erfolgen kann, müssen in Deutschland einige Voraussetzungen erfüllt werden. Welche das sind, wie eine Adoption abläuft und wo du Unterstützung findest, erfährst du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Julia Dzikonski, Rechtsanwältin
Was ist eine Adoption?
Durch eine Adoption wird ein fremdes Kind zu deinem Kind, sodass es aus rechtlicher Sicht keinen Unterschied zu einem leiblichen Kind gibt. Das bedeutet, dass du für das Kind verantwortlich bist. Zum Beispiel hast du das Sorgerecht und du bist verpflichtet, in der Regel gemeinsam mit deinem Partner für seinen Unterhalt zu sorgen.
Eine Adoption ist rechtlich bindend und kann in aller Regel nicht rückgängig gemacht werden. Ausnahmen gibt es nur zum Wohl des Kindes. Eine Adoption ist für alle Beteiligten ein weitreichender Schritt, der gut überlegt sein will. Auf der Webseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend findest du weitere Informationen zu dem Thema. Die gesetzlichen Regelungen zur Adoption beziehungsweise zur Annahme eines Kindes finden sich in den §§ 1741 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches, kurz BGB.
Welche Formen der Adoption gibt es?
Es gibt unterschiedliche Formen der Adoption. Adoptiert werden kann
- ein fremdes Kind aus dem In- oder Ausland.
- das Kind des Partners oder der Partnerin. Diese Form wird als Adoption eines Stiefkindes bezeichnet.
- ein Kind, mit dem bereits ein Verwandtschaftsverhältnis besteht, beispielsweise wenn die Eltern verstorben sind oder aus anderen Gründen nicht für das Kind sorgen können.
- ein Pflegekind. Es kann von den Pflegeeltern adoptiert werden.
Wer vermittelt Adoptionen in Deutschland?
In Deutschland ist streng geregelt, wer Adoptionen vermitteln darf. Die sogenannten Adoptionsvermittlungsstellen sind der richtige Ansprechpartner, wenn du dich über die Möglichkeiten der Adoption informieren möchtest. Das können sein:
- das Jugendamt
- die Adoptionsdienste in kirchlicher Trägerschaft
- eine Vermittlungsstelle in nichtkonfessioneller Trägerschaft – Findefux e. V.
Erkundige dich, welche Organisation sich bei dir in der Nähe befindet und setze dich mit ihr in Verbindung. Gegebenenfalls leitet sie dich an eine andere Stelle weiter.
Wie läuft eine Adoption ab?
Eine Adoption erfolgt nicht von heute auf morgen: Geduld ist gefragt. Um das Wohl des Kindes sicherzustellen, folgt der Prozess einem genau vorgegebenen Ablauf. Die Vermittlungsstelle ist während des gesamten Zeitraums Ansprechpartner und begleitet jeden Schritt. Wir stellen dir die wichtigsten Meilensteine bei der Adoption eines Kindes vor.
Adoptionsvermittlung
Sobald du dich bei einer Vermittlungsstelle um eine Adoption beworben hast, wird dort geprüft, ob du und dein Partner für eine Adoption geeignet seid. Das ist die sogenannte Eignungsprüfung.
In dieser Zeit wirst du Gespräche mit Fachkräften führen und verschiedene Unterlagen einreichen. Wenn die Eignungsprüfung positiv ausfällt, kann es noch einige Zeit dauern, bis ein Kind für die Adoption vorgeschlagen wird – von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren. Etwa 20 Monate Wartezeit sind durchschnittlich zu erwarten.
Adoptionspflege
Wirst du mit deinem Partner als geeignete Eltern für ein Kind ausgewählt, kommt es in die sogenannte Adoptionspflege. Das Kind wohnt bei euch, doch wichtige Entscheidungen müssen mit dem Jugendamt abgestimmt werden. Ihr habt Gelegenheit, euch kennenzulernen und eine Bindung aufzubauen.
Um herauszufinden, ob Adoptionseltern und Kind zusammenpassen, dauert diese Phase normalerweise mindestens ein Jahr. Besteht bereits eine soziale Bindung, beispielsweise mit einem Stiefelternteil, kann diese Zeit verkürzt werden.
Entscheidung des Familiengerichts
Verläuft die Zeit der Adoptionspflege gut, müsst ihr mithilfe eines Notars beim Familiengericht den Antrag auf Adoption stellen. Die notarielle Beurkundung des Antrages ist gesetzlich vorgeschrieben. Alle Beteiligten – also du, dein Partner, das Kind und weitere wichtige Bezugspersonen – sind im gerichtlichen Verfahren zwingend persönlich anzuhören. Entscheidet das Gericht für die Adoption, wird das Kind rechtlich zu eurem Kind. Dann ist es auch möglich, eine Geburtsurkunde zu beantragen, in der ihr als Eltern eingetragen werdet.
Wie lange dauert eine Adoption?
Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Eine Adoption kann sich oft über mehrere Jahre hinziehen. Es ist auch möglich, dass du dich für eine Adoption bewirbst, dir aber nie ein passendes Kind vorgeschlagen wird.
Die Adoption eines verwandten Kindes, eines Pflegekindes oder des Kindes des Partners geht in der Regel schneller als die Adoption eines fremden Kindes. Nichtsdestotrotz treffen die zuständigen Stellen auch in diesen Fällen alle Entscheidungen zum Wohl des Kindes und werden die Voraussetzungen gründlich prüfen. Dafür müssen entsprechende Zeiträume eingeplant werden.
Welche Voraussetzungen gibt es für eine Adoption?
Unter welchen Bedingungen es in Deutschland möglich ist, ein Kind zu adoptieren, haben wir hier für dich zusammengefasst:
- Bei verheirateten Paaren muss eine Person mindestens 25 Jahre alt, der oder die andere mindestens 21 Jahre alt sein.
- Der Altersunterschied zum Kind sollte einem natürlichen Altersunterschied zwischen Eltern und Kind entsprechen. Es gibt jedoch kein Höchstalter für die Adoption.
- Verheiratete Paare können nur gemeinsam adoptieren.
- Wer in einer verfestigten Lebensgemeinschaft, die seit mindestens vier Jahren besteht, oder eheähnlich zusammenlebt, kann gemeinsam adoptieren.
- Die Adoption wird von einer Vermittlungsstelle begleitet.
- Die leiblichen Eltern müssen der Adoption zustimmen. Nur in besonderen Fällen gelten Ausnahmen. Frühester Zeitpunkt für die Zustimmung ist das Alter von acht Wochen des Kindes.
- Die Adoption muss im Interesse des Kindes sein.
- Bei Kindern ab 14 Jahren ist die Zustimmung des Kindes notwendig.
- Es muss absehbar sein, dass zwischen den adoptierenden Eltern und dem Kind ein gutes Eltern-Kind-Verhältnis entstehen wird.
Eignung für die Adoption
Die Eignung wird unter anderem anhand der folgenden Kriterien geprüft:
- Persönlichkeit: Was sind die Beweggründe für die Adoption? Wichtig ist die Fähigkeit, sich auf das Kind einzulassen sowie Toleranz und Offenheit.
- Stabilität der Partnerschaft: Gibt es eine gute gemeinsame Grundlage und die Fähigkeit, konstruktiv mit Konflikten umzugehen?
- Bereitschaft zum offenen Umgang mit der Adoption: Die adoptierenden Eltern sollten bereit sein, das Kind über seine Herkunft aufzuklären.
- Wohnsituation: Die Wohnung muss groß genug sein, um dem Kind einen eigenen Spiel- und Lebensbereich zu bieten. Der Kontakt zu anderen Kindern sollte im näheren Umfeld möglich sein.
- wirtschaftliche Verhältnisse: Du musst offenlegen, dass das Kind in wirtschaftlich stabilen Verhältnissen aufwachsen kann.
- Gesundheit: Die Eltern sollten körperlich und geistig gesund sein und lange Zeit für das Kind sorgen können.
Gibt es finanzielle Voraussetzungen?
Es gibt kein festgelegtes Mindesteinkommen, das für eine Adoption nachgewiesen werden muss. Allerdings ist es notwendig, dass deine finanzielle Situation die Verpflegung eines Kindes zulässt und du dem Kind eine stabile Zukunft bieten kannst. Du brauchst ein sicheres und regelmäßiges Einkommen. In der Regel müssen dafür Einkommensnachweise sowie Vermögens- und Schuldennachweise vorgelegt werden.
Können auch Alleinstehende ein Kind adoptieren?
Generell braucht es keinen Ehepartner, um ein Kind zu adoptieren. Aussicht auf Erfolg hat der Adoptionswunsch einer alleinstehenden Person vor allem dann, wenn mit dem Kind bereits eine längere Beziehung besteht, die einem Eltern-Kind-Verhältnis entspricht oder wenn es sich um ein verwandtes Kind handelt. Möglich ist auch, dass die leiblichen Eltern das Kind explizit für die Adoption durch diese Person freigeben.
Adoption für gleichgeschlechtliche Paare
In Deutschland dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare adoptieren. Dafür müssen sie allerdings verheiratet sein oder in einer verfestigten Lebensgemeinschaft im Sinne des § 1766 a Absatz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuches, kurz BGB, leben. Eine andere, langwierigere Option wäre eine Sukzessivadoption. In diesem Fall würde zunächst ein Elternteil und anschließend das zweite Elternteil das Kind adoptieren.
In welchen Fällen kann eine Adoption abgelehnt werden?
Bei einer Adoption handelt es sich um ein kompliziertes und langwieriges Verfahren. Erfüllst du mit deinem Partner die Bedingungen nicht, kann die Adoption abgelehnt werden. Stimmen alle Faktoren, heißt das trotzdem nicht zwangsläufig, dass einer Adoption zugestimmt wird.
Wie viel kostet eine Adoption?
Wenn die Adoption von einem Jugendamt vermittelt wird, kostet sie nichts. Bei privaten Vermittlungsstellen können Gebühren anfallen. Diese variieren und sollten im Einzelfall rechtzeitig erfragt werden. Doch auch wenn die eigentliche Adoption kostenfrei ist, fallen im Laufe des Prozesses Kosten an. Diese sind zum Beispiel:
- Beantragung von Unterlagen für die Vermittlungsstelle, zum Beispiel polizeiliche Führungszeugnisse sowie ärztliche Atteste
- Notarkosten
- Auslagen zum Gerichtsverfahren
- optionale Rechtsberatung
Die Vermittlungsstelle informiert dich detailliert über die zu erwartenden Kosten der Adoption.
Welche staatlichen Leistungen können Adoptiveltern in Anspruch nehmen?
Da Adoptiveltern den leiblichen Eltern rechtlich gleichgestellt sind, können sie auch staatliche Leistungen für Eltern in Anspruch nehmen. Diese sind zum Beispiel:
- Elterngeld und Elternzeit
- Kindergeld
- Versorgung durch eine Hebamme unter Berücksichtigung der Regelungen der Krankenversicherung
Während der Adoptionspflege ist das Kind in der Regel über die Pflegeeltern gesetzlich krankenversichert. In dieser Familienversicherung fallen keine Beiträge für das Kind an.
Kann man eine Adoption rückgängig machen?
Eine Adoption kann nur in seltenen Fällen rückgängig gemacht werden. Es müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, die für die Aufhebung sprechen. Schließlich sind Adoptionseltern rechtlich leiblichen Eltern gleichgestellt. Ausnahmen bestehen zum Beispiel in den folgenden Fällen:
- Es stellt sich heraus, dass eine Grundvoraussetzung der Adoption gefehlt hat. Zum Beispiel, wenn die Einwilligung der leiblichen Eltern nicht gegeben wurde oder die adoptierenden Eltern keinen Adoptionsantrag gestellt haben.
- Außerdem kann die Adoption durch das Familiengericht aufgehoben werden, wenn das Kindeswohl gefährdet ist.
Adoptiert ein Partner sein Stiefkind, also das leibliche Kind des Partners, bleibt diese Adoption auch bestehen, wenn die Eltern sich trennen oder scheiden lassen.
Auslandsoption – ein kurzer Überblick
Da in Deutschland mehr Menschen ein Kind adoptieren möchten, als Kinder zur Adoption freigegeben werden, gibt es die Möglichkeit, im Ausland ein Kind zu adoptieren. Zum Schutz des Kindes müssen dabei strenge Standards eingehalten werden. Eine Auslandsadoption kommt nur infrage, wenn im Herkunftsland des Kindes keine geeigneten Adoptiveltern und auch keine geeignete Unterbringung zur Verfügung stehen.
Wer vermittelt Adoptionen aus dem Ausland?
Es ist vorgeschrieben, dass jede Auslandsadoption von deutscher Seite von einer Auslandsvermittlungsstelle durchgeführt wird – andernfalls ist die Auslandsadoption verboten. Das nennt man „Vermittlungsgebot“.
Aufgabe der Vermittlungsstelle ist es, das Kindeswohl sicherzustellen und darauf zu achten, dass alle strengen Vorgaben erfüllt werden. Das gilt auch dann, wenn ein Stiefkind oder ein verwandtes Kind aus dem Ausland adoptiert wird. Die Vermittlungsstelle in Deutschland arbeitet immer mit einer Fachstelle für Adoption im Herkunftsland des Kindes zusammen.
Welche Voraussetzungen gelten?
Für die Adoption eines Kindes aus dem Ausland gelten grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen, die wir bereits für die Adoption eines Kindes in Deutschland vorgestellt haben. Darüber hinaus sollten die adoptierenden Eltern bereit sein,
- sich mit der Herkunft des Kindes und seiner Kultur auseinanderzusetzen.
- sich Wissen über diese Kultur anzueignen.
- auf die besonderen Bedürfnisse des Kindes einzugehen.
Wichtigster Grundsatz ist, dass die Adoption im Interesse und zum Wohl des Kindes erfolgt. Ab einem gewissen Alter ist die Zustimmung des Kindes selbst notwendig.
Dazu kommen möglicherweise weitere Voraussetzungen, die das Herkunftsland des Kindes vorgibt. Alle Details dazu kennt die Vermittlungsstelle, die die Adoption begleitet.
Wie läuft eine Auslandsadoption ab?
Das Adoptionsverfahren lässt sich in drei Schritte unterteilen.
- Vermittlungsverfahren in Deutschland: Nach der Bewerbung bei einer zugelassenen Vermittlungsstelle prüft diese die Eignung nach allgemeinen sowie nach länderspezifischen Kriterien, die sich danach richten, aus welchem Staat ein Kind adoptiert werden soll. Dann wird die Bewerbung an die Fachstelle vor Ort im Herkunftsland weitergeleitet.
- Adoptionsverfahren im Ausland: In der Regel reisen die adoptierenden Eltern in das Herkunftsland des Kindes, um es kennenzulernen und auch eine Zeit lang gemeinsam zu wohnen und zu leben. Wenn Eltern und Kind zueinander passen und sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen können, wird das Adoptionsverfahren im Herkunftsland durchgeführt. Wie genau dieses Verfahren abläuft, unterscheidet sich von Land zu Land.
- Anerkennung: Schließlich muss die Adoption noch in Deutschland anerkannt werden. Auch hierbei begleitet und berät die vermittelnde Agentur für einen möglichst schnellen und reibungslosen Ablauf.
Was kostet eine Auslandsadoption?
Bei einer Auslandsadoption fallen höhere Kosten an als bei einer Adoption innerhalb Deutschlands. Wer sich für eine Auslandsadoption interessiert, sollte Kontakt zu einer Vermittlungsstelle aufnehmen und sich dort hinsichtlich der zu erwartenden Kosten beraten lassen. Diese fallen beispielsweise an für
- die allgemeine Eignungsprüfung durch das Jungendamt,
- Gebühren für das Vermittlungsverfahren der staatlichen Stelle,
- Gebühren für das Vermittlungsverfahren der nichtstaatlichen Stelle,
- weitere Kosten in Deutschland, zum Beispiel für Beglaubigungen, Übersetzungen,
- Reisekosten.
Checkliste: Bist du bereit für eine Adoption?
Eine Adoption will gut überlegt sein und ist oft mit einigem Aufwand verbunden. Im besten Falle schenkst du einem Kind ein Zuhause und vervollständigst deine Familie. Wenn du mit dem Gedanken spielst, dich auf eine Adoption zu bewerben, kannst du dir vorab die folgenden Fragen stellen:
- Warum wünsche ich mir die Adoption eines Kindes?
- Bin ich bereit, für immer für dieses Kind da zu sein und auf eigene Wünsche und Pläne zu verzichten?
- Steht mein Partner voll und ganz hinter den Plänen für die Adoption?
- Welche Umstellungen würde die Adoption für mein Leben bedeuten? Bin ich bereit für diese Veränderungen?
- Bin ich bereit, mit dem Kind offen über seine Herkunft zu sprechen?
- Kann ich damit umgehen, wenn mich das Kind zeitweise ablehnt?
Wenn du dich für eine Adoption entscheidest, werden die Vermittlungsstellen dir mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Das Adoptionsverfahren braucht Geduld und Durchhaltevermögen. Es ist schön zu sehen, wenn Kinder und annehmende Eltern im Rahmen einer Adoption zu einer Familie zusammenwachsen. Familie darf individuell gelebt werden und ist nicht abhängig von der leiblichen Elternschaft. Rechtsanwältin Julia Dzikonski
Rechtsanwältin
Julia Dzikonski ist Rechtsanwältin, Fachanwältin für Familienrecht und Verfahrensbeiständin. In ihrer Kanzlei betreut sie ihre Mandanten mit Herz und Empathie in allen familienrechtlichen Angelegenheiten getreu dem Motto „Scheidung ohne Drama“. Zudem begleitet sie als Verfahrensbeiständin Kinder in gerichtlichen Verfahren.