Ab wann macht ein CTG in der Schwangerschaft Sinn?
Während der Schwangerschaft werden verschiedene Untersuchungen zur Gesundheit von Mutter und Kind durchgeführt, eine davon ist die CTG-Untersuchung. Wie sie abläuft und wann sie stattfindet, liest du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Dr. med. Konstantin Wagner, Gynäkologe
Was ist ein CTG?
Die Abkürzung CTG steht für Kardiotokografie, englisch Cardiotocography. Das Wort besteht aus den Begriffen „Kardio“ für das Herz, „Toko“ für die Wehe und „Grafie“ für das Schreiben. Es handelt sich also um einen Herzton- und Wehenschreiber.
Das CTG ist eine nichtinvasive Untersuchungsmethode, die ohne Eingriff in den Körper erfolgt. Dabei werden die Wehentätigkeit der Mutter und die Herztöne des Babys im Bauch gemessen. Das CTG gibt Aufschluss darüber, ob das Baby ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist und ob es bereits eine Wehentätigkeit bei der Mutter gibt.
Ab welcher Schwangerschaftswoche ist ein CTG möglich?
Technisch gesehen ist das Schreiben eines CTGs ungefähr ab der 24. Schwangerschaftswoche möglich. In den gynäkologischen Praxen wird diese Untersuchung in der Regel ab der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Je nach Verlauf der Schwangerschaft und Befund wiederholt sich diese Untersuchung ab dann für circa alle zwei bis vier Wochen. Nach deinem errechneten Entbindungstermin wird oftmals engmaschiger alle zwei Tage ein CTG geschrieben.
Ablauf der Untersuchung
Beim CTG werden zwei Sensoren auf den Bauch der Mutter gelegt und mit einem Gummigurt fixiert. Der Sensor für die kindlichen Herztöne schallt Ultraschallwellen in den Körper, das zurückgeworfene Echo wird aufgefangen und beschreibt die Herztöne des Babys. Der zweite Sensor ist ein Drucksensor, der die Wehentätigkeit erfasst. In Kurven auf Papier oder digital dargestellt wird diese Aufzeichnung Kardiotokogramm genannt.
Die Untersuchung dauert circa 30 Minuten, die du allein im Untersuchungsraum verbringst. In der Regel wird zwischendurch nach deinem Wohlbefinden und den Aufzeichnungen des Gerätes geschaut. Damit sich daraus ein valides Ergebnis ableiten lässt, solltest du in dieser Zeit möglichst ruhig auf der Seite liegen.
Das Schreiben eines CTG in der Schwangerschaft ist kein unumstrittenes Thema. Die Leitlinie und die Mutterschaftsrichtlinie sagen ganz klar, dass bei einer Schwangerschaft ohne besondere Risiken kein CTG vor der Geburt geschrieben werden sollte. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es keinen Nutzen durch ein CTG bei einer unauffälligen Schwangerschaft gibt. Gynäkologe Dr. med. Konstantin Wagner
Wann wird ein CTG gemacht?
Eine CTG-Untersuchung kann während der Schwangerschaft oder der Geburt durchgeführt werden.
- Während der Schwangerschaft: Die CTG-Untersuchungen sind während der Schwangerschaftsvorsorge nicht mehr vorgesehen. Wenn es den Verdacht auf Schwangerschaftskomplikationen wie vorzeitige Wehen, eine drohende Frühgeburt oder Ähnliches gibt, wird ein CTG angeordnet. Falls dir während einer Kontrolluntersuchung ein CTG empfohlen wird, bedeutet dies nicht gleich, dass etwas nicht in Ordnung ist. Bei einem bisher unproblematischen Schwangerschaftsverlauf dient ein CTG oftmals als Absicherung und Bestätigung. Viele gynäkologische Praxen bieten diese Vorsorgeleistung weiterhin im Rahmen ihrer Schwangerschaftsuntersuchungen routinemäßig an.
- Während der Geburt: Während der Geburt ist die zeitweise Überwachung mit einem CTG unverzichtbar. Es ermöglicht dem Personal, den Zustand des Kindes zu prüfen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu reagieren. Ein von der Norm abweichendes CTG könnte beispielsweise Hinweise auf eine vorzeitige Ablösung der Plazenta, eine Umschlingung der Nabelschnur oder auch Unterversorgung des Babys geben. Eine kontinuierliche, also ununterbrochene CTG-Überwachung unter der Geburt wird bei erhöhten Geburtsrisiken oder Risikofaktoren während des Geburtsvorgangs empfohlen. Risikofaktoren können unter anderem untypische Schmerzen, frische Blutungen, Fieber, Geburtsstillstand oder Dauerkontraktionen sein. Wird dir ein Dauer-CTG während der Geburt empfohlen, bedeutet dies aber nicht, dass du die ganze Zeit liegen oder sitzen musst. Viele Kliniken arbeiten mit Funksensoren, die kabellos an deinem Bauch befestigt werden und Daten via Funk übermitteln, sodass du maximale Bewegungsfreiheit hast.
Neuordnung in der gesetzlichen Schwangerschaftsvorsorge: Das besagt die neue Regelung
Der Rahmen der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Die Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Geburt ist vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgeschrieben. Diese Richtlinie regelt die ärztliche Betreuung der Versicherten während der Schwangerschaft und nach der Geburt, insbesondere den Umfang und Zeitpunkt der Leistungen, das Zusammenwirken mit Hebammen und die Dokumentation im Mutterpass.
Seit Dezember 2023 gibt es eine Neuordnung dieser Richtlinien, die den Einsatz einer CTG-Untersuchung nur bei bestimmter Indikation vorsieht, wie zum Beispiel bei:
- drohende Frühgeburt
- Herztonveränderungen
- Verdacht auf vorzeitige Wehentätigkeit
- Mehrlingsschwangerschaft oder Risikoschwangerschaft
- Verdacht auf Plazentainsuffizienz
Wenn du während der Schwangerschaft ein CTG machen lässt oder machen lassen hast, musst du dir keine Sorgen machen. Die Gesetzesänderungen wird damit erklärt, dass es noch nicht genug Informationen darüber gibt, wie häufige CTGs den Körper beeinflussen und welche Auswirkungen sie haben könnten. Es gibt keine sicheren Studien oder eine Einigung unter Experten dazu. Viele Ärzte führen diese Untersuchung aber weiterhin durch, da sie sich als Routineuntersuchung etabliert hat. Wenn du Fragen dazu hast, oder ein CTG explizit durchführen oder ablehnen möchtest, sprich offen mit deinem Gynäkologen dazu.
Wann ist ein CTG medizinisch notwendig?
Wenn es den Verdacht auf mögliche Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt gibt, ist unter Umständen eine regelmäßige oder dauerhafte CTG-Untersuchung medizinisch notwendig. Das ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Risiken. Gründe für eine Überwachung via CTG können sein:
- Mehrlingsschwangerschaften
- Verdacht auf vorzeitige Wehen
- drohende Frühgeburt
- auffällige Herztonveränderungen des Babys
- Schwangerschaftskomplikationen, zum Beispiel Blutungen, untypische Schmerzen, Plazentainsuffizienz, hoher oder niedriger Blutdruck
- Überschreitung des Geburtstermins
- Schwangerschaftsdiabetes
- Schwangerschaftsvergiftung
- Umschlingung der Nabelschnur und mögliche Unterversorgung des Kindes
- grünes Fruchtwasser
- hohes Fieber der Mutter
- Geburtsstillstand
- lang anhaltende Wehen
Wie bereite ich mich auf eine CTG-Untersuchung vor?
Für eine Untersuchung mit dem CTG gibt es in der Regel keine besonderen Vorkehrungen zu treffen. Damit du dich während der Untersuchung wohlfühlst, haben wir hier ein paar Ideen und Tipps zusammengefasst:
- Essen und Trinken: Nimm ausreichend Wasser und einen kleinen Snack mit.
- Kleidung: Trage bequeme Kleidung. Ein hoher Stretchanteil im Oberteil ist vorteilhaft, damit du es problemlos hochziehen kannst, wenn die Sensoren an den Bauch gebunden werden.
- Unterhaltung: Da du für eine CTG-Untersuchung etwa 30 Minuten einplanen musst, überlege dir vorab, was du während dieser Zeit machen möchtest. Lese ein Buch oder höre deine Lieblingsplaylist.
- Entspannung: Für Bequemlichkeit sorgt in der liegenden Position zum Beispiel ein Stillkissen. Je nach Jahreszeit können auch eine Decke über Bauch und Beine oder gedimmtes Licht ein Wohlfühlfaktor sein.
Auswertung des CTG: Was bedeuten die Kurven?
Wenn die Untersuchung abgeschlossen ist, schaut sich dein Gynäkologe das Ergebnis an und bespricht es mit dir. Auf dem Ausdruck sind zwei Kurvenverläufe erkennbar: Die eine Kurve steht für die Wehentätigkeit, die andere für die Herzfrequenz deines Babys. Manchmal gibt es noch eine dritte Kurve, die die Herzfrequenz der Mutter während der Untersuchung zeigt.
Abweichungen oder Ausschläge im CTG können verschiedene Gründe haben, die nicht automatisch ein Grund zur Sorge sind. Die Analyse der Untersuchung solltest du immer deinem Arzt überlassen. Frage nach, warum Kurven in deinen Augen Unregelmäßigkeiten aufweisen.
Wehentätigkeit
Die Sonde am oberen Rand der Gebärmutter misst die Wehentätigkeit. Zur Ermittlung werden hier die Dauer, die Form und die Häufigkeit der Gebärmutterkontraktionen im Einklang mit der Herzfrequenz deines Babys gemessen. Das ist der sogenannte Toco-Wert des Tokogramms. Welcher Wert normal ist, bestimmt dein Gynäkologe. Es spielen dafür verschiedene Faktoren eine Rolle, zum Beispiel wie fest der Gurt gezogen wurde oder ob du an Vorerkrankungen leidest.
Darstellung in Kurvenform
Viele werdende Mütter denken, dass sie bereits Wehen haben, wenn sie diese Kurven sehen. Aber nicht jede Kontraktion ist eine Geburtswehe, in der Regel merkst du die im CTG aufgezeichneten Kontraktionen überhaupt nicht. Sie zeigen, wie die Gebärmutter arbeitet und durchblutet wird.
Dargestellt wird diese Messung in Form von Kurven, die an Höhe gewinnen und verlieren. Da es sich um eine sehr empfindliche Aufzeichnung handelt, werden auch schon leichteste Kontraktionen sichtbar gemacht. Sie beschreiben das sogenannte Druckverhältnis der Gebärmutter.
Herzfrequenz
Der Sensor für die Herztonmessung wird in Nabelhöhe befestigt. Dabei werden Schallwellen in den Körper gesendet und durch ein Echo an den Sensor zurückgegeben. So wird die Zeitdifferenz zwischen den Herzschlägen deines Kindes gemessen. Das CTG errechnet daraus die Herzfrequenz. Die Normalfrequenz, auch Basalfrequenz genannt, liegt bei 110 bis 160 Schlägen pro Minute. Bewertet werden die Kurven mithilfe des internationalen FIGO-Scores, ein von der Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (FIGO) vorgeschlagenes Bewertungsschema. Zugrunde gelegt werden dafür folgende Kriterien:
- Grundfrequenz: Herzschläge pro Minute
- Bandbreite: Schwankungen der Herzfrequenz
- Dezeleration: verlangsamter Herzschlag
- Akzeleration: beschleunigter Herzschlag
Die Auswertung findet dabei in drei Kategorien statt:
- Wenn alle Werte unauffällig sind, geht es deinem Baby aller Wahrscheinlichkeit nach gut.
- Wenn eines der Kriterien abweicht, wird dieser Wert genauer betrachtet und beurteilt, gegebenenfalls wird ein weiteres CTG aufgezeichnet.
- Wenn zwei Werte abweichen, kann eine engmaschigere Kontrolle angeordnet werden.
Kindsbewegungen
Beim CTG wird auch die Kindsbewegung festgestellt und aufgezeichnet. Wenn sich dein Kind bewegt, schnellt die Herzfrequenz schneller hoch und runter, ungefähr bei einem Wert von 110 bis 150. Diese Bewegungen kannst du in der Regel deutlich spüren. Moderne Geräte können diese Kindsbewegungen separat aufzeichnen. Dieser Wert erscheint in Form von kleinen, senkrechten Strichen auf dem ausgedruckten CTG.
Gynäkologe
Dr. med. Konstantin Wagner ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtsmedizin und arbeitet als niedergelassener Arzt in seiner Praxis in Kassel. Darüber hinaus teilt er als Medizin-Influencer sein Fachwissen über Social-Media-Plattformen und bietet Onlinekurse zu verschiedenen Themen an, um die gesundheitliche Aufklärung für Frauen jeden Alters zu fördern. Bei FamilienMomente informiert er rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.