Hygiene in der Schwangerschaft: Darauf solltest du achten
Während der neun Monate voller Vorfreude auf den Familienzuwachs verändert sich an deinem Körper einiges. Daher ist es besonders in dieser Zeit wichtig, auf seine Signale zu hören und ihn mit der richtigen Pflege und Intimhygiene zu versorgen.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Was verändert sich in deinem Körper während der Schwangerschaft?
In dem Moment, in dem die Eizelle befruchtet wird, passieren in deinem Körper faszinierende Dinge. Für diese Veränderungen sind die freigesetzten Hormone während einer Schwangerschaft verantwortlich.
Es ist zum Beispiel völlig normal, wenn du jetzt häufiger ins Schwitzen kommst, deine Haut plötzlich trockener wird oder es zu einem vermehrten Scheidenausfluss kommt. Richtig – auch deine Vagina durchläuft hierbei einige Veränderungen. Das Milieu in der Scheide ändert sich: Der pH-Wert erhöht sich etwas, wodurch die saure Umgebung im Intimbereich gestört wird. Das hat zur Folge, dass Bakterien schlechter abgewehrt werden können, sich so leichter Keime und Pilze vermehren und es zu einer Infektion kommen kann. Solche Infektionen sind an sich harmlos, können in der Schwangerschaft jedoch für das ungeborene Kind gefährlich werden. Daher solltest du gerade jetzt ein besonderes Augenmerk auf die richtige Intimpflege legen.
Darauf solltest du bei der Hygiene achten
Ganz konkrete Hygiene-Vorschriften während einer Schwangerschaft gibt es natürlich keine. Meist ist es völlig ausreichend, wenn du ein bis zwei Mal am Tag mit deiner Hand unter lauwarmem Wasser den Intimbereich wäschst. Wie auch bei der Benutzung von Toilettenpapier gilt hier: Nie von hinten nach vorne wischen. So verhinderst du, dass schädliche Bakterien aus dem Darm in die Scheide gelangen. Auch ein vermehrter Scheidenausfluss während der Schwangerschaft bleibt zwar oft unausgesprochen, ist aber eine ganz normale Schutzfunktion des Körpers. Nimm Slipeinlagen zur Hilfe und fühle dich so auch weiterhin rundum wohl und geschützt. Achte nur darauf, unparfümierte und luftdurchlässige Slipeinlagen zu verwenden und diese möglichst häufig zu wechseln.
Auch wenn du deinen Intimbereich während der Schwangerschaft besonders gut im Auge behalten sollten, ist es wichtig, es mit der Hygiene nicht zu übertreiben. Ein zu häufiges als auch zu intensives Reinigen kann den wichtigen Schutzmantel der Scheide zerstören. Wenn dir lauwarmes Wasser allein zur Reinigung nicht genügt und du eine Duschlotion zur Hilfe nehmen möchtest, achte darauf, nur spezielle pH-neutrale Produkte für den Intimbereich zu verwenden, die keine desinfizierenden oder parfümierten Inhaltsstoffe oder Konservierungsmittel enthalten, da diese die empfindliche Haut in diesem Bereich unnötig reizen. Auch bei sogenannten Intimpflegetüchern oder Feuchttüchern für den Intimbereich ist Vorsicht geboten, da diese fast ausnahmslos Duft- und Konservierungsstoffe enthalten. Achte dahingegen darauf, dass die Intimwaschlotion Milchsäurebakterien enthält, da diese auch natürlich in der Vaginalflora vorkommen und dafür sorgen, dass das saure und keimfeindliche Klima in diesem Bereich aufrechterhalten wird.
Bei Pilz und Infektionen zum Arzt gehen
Bei einer Schwangerschaft ist der weibliche Organismus bestimmten hormonellen Einflüssen ausgesetzt. Dabei kann es passieren, dass sich der Säurehaushalt innerhalb der Scheide derart verändert, dass sich Bakterien übermäßig vermehren und eine Pilzinfektion entsteht. Hinzu kommt noch, dass es während einer Schwangerschaft innerhalb der Vagina zu einer erhöhten Konzentration von Glukose kommt. Die Glukose stellt für den Pilz eine zusätzliche Nahrung dar, der seine Ausbreitung fördert. Schließlich sind Scheidenpilze bei Schwangeren ein weitverbreitetes Leiden: Jucken, Brennen, gerötete Haut und ein dicklicher Ausfluss gehören zu den Symptomen. Was selbst bei Frauen, die kein Baby erwarten, lästig ist, kann während der Schwangerschaft sowohl für dich als auch dein Baby unangenehm werden. Gehe beim ersten Verdacht am besten direkt zum Arzt – denn auch, wenn es Risiken gibt, kann eine Pilzinfektion bei Schwangeren meist problemlos behandelt werden. Und keine Sorge – dein Baby nimmt dabei keinen Schaden.
Das hilft bei Juckreiz
Scheidenpilz ist für die meisten Frauen äußerst unangenehm, denn es kann zu Juckreiz und brennendem Ausfluss kommen. Eine solche Infektion lässt sich natürlich wirksam mit Medikamenten behandeln. Doch nicht jeder Pilzinfektion musst du gleich mit Arzneimitteln zu Leibe rücken. Frage am besten deinen Frauenarzt, worauf du während deiner Schwangerschaft besonders achten solltest.
Dann gibt es natürlich auch noch den Juckreiz, der nicht auf eine Pilzinfektion zurückzuführen ist. Falls deine Haut einfach rund um die Scheide gereizt ist, empfiehlt sich eine Intimsalbe gegen Juckreiz. Aber auch Scheidentrockenheit kann ein juckendes Gefühl verursachen. Hierfür gibt es passende feuchtigkeitsspendende Cremes, die zudem vor Bakterien schützen. Ein weiterer Tipp betrifft deine Kleidung: Nicht nur Cremes und Öle helfen gegen unangenehmes Jucken, manchmal helfen auch einfach ein paar Tipps bei der Kleidung: Achte nach dem Baden darauf, direkt die nasse Badebekleidung gegen trockene Kleidung zu wechseln. Um aus deiner Unterwäsche alle Bakterien zu entfernen, sollten die Slips immer bei 60 Grad gewaschen werden. Gleiches gilt für Handtücher und Waschlappen. Am besten nutzt du für das Abtrocknen des Intimbereichs immer ein zusätzliches Handtuch.
Die richtigen Pflegeprodukte
Es gibt sehr viele unterschiedliche Pflegeprodukte für die Schwangerschaft. Als Erstes denken viele Frauen bestimmt an die Pflege ihres Bauches. Welches Schwangerschaftspflegeöl pflegt so gut, dass der Bauch keine Dehnungsstreifen bekommt? Eine Antwort darauf zu finden, ist unmöglich. Es gibt viele gute Produkte, die deinem Bauch während der Schwangerschaft bei der Dehnung helfen, allerdings kommt es bei Dehnungsstreifen auch auf die Veranlagung des Körpers und die regelmäßige Anwendung an. Massiere dein Öl gut in die Haut ein und das nicht nur am Bauch – auch Beine, Po und Brüste brauchen während der Schwangerschaft ausreichend Pflege. Für den empfindlichen Intimbereich empfehlen wir, wie weiter oben beschrieben, lediglich lauwarmes Wasser oder spezielle Intimpflegeprodukte zu verwenden. Alle Produkte sollten pH-neutral und frei von Parfümzusätzen sein, um den Schutzmantel der Haut aufrechtzuerhalten.
Pflegeprodukte während der Schwangerschaft:
- feuchtigkeitsspendende Hautcremes
- Schwangerschaftspflegeöl für den Bauch
- bei Bedarf spezielle Intim-Waschlotionen
- gegebenenfalls Cremes gegen Scheidentrockenheit und Infektionen
- Slipeinlagen
Gönne dir einmal am Tag eine kleine Auszeit und widme dich bewusst deinem Körper, massiere oder creme ihn ein, denn er vollbringt gerade Großartiges!“ Hebamme Judith Fuchs
No-Gos in der Schwangerschaft
Bei der Hygiene während der Schwangerschaft gibt es einiges zu beachten beziehungsweise sogar zu vermeiden.
- Vaginalduschen zerstören das sensible Mikroklima mit wichtigen Milchsäurebakterien und können dadurch Pilzinfektionen fördern.
- Stark parfümierte Duschgele, Seifen oder Intimsprays solltest du vermeiden, denn sie können den natürlichen Schutzmantel deiner Vagina zerstören.
- Besuche keine Orte mit vermehrter Anzahl an Bakterien. In Schwimmbädern, Dampfbädern und Whirlpools brüten viele Keime. Daher sollten diese Stellen während der Schwangerschaft vermieden werden. Wenn du darauf nicht verzichten kannst, nimm genügend frische Handtücher mit und wechsele nasse Badebekleidung regelmäßig gegen trockene aus.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.