Wochenfluss: Ablauf, Dauer und Tipps für die Zeit nach der Geburt
Die Zeit im Wochenbett kann entspannt und ruhig sein, oft hat sie aber einige Begleiterscheinungen. Dazu gehört unter anderem der sogenannte Wochenfluss. Hilfreiche Informationen dazu findest du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Was passiert beim Wochenfluss im Körper?
Beim Wochenfluss, auch Lochien genannt, handelt es sich um einen postnatalen Heilungsprozess. Bei diesem Vorgang scheidet der Körper das restliche Blut, Gebärmutterschleimhaut, Schleim und andere Überreste der Schwangerschaft aus. Auch Flocken der sogenannten Käseschmiere, die das Baby im Mutterleib umgeben hat, sind Bestandteil davon.
Das Blut kommt aus der Wunde in der Gebärmutter, die sich durch die Ablösung der Plazenta nach der Geburt bildet. Anfangs ist der Ausfluss sehr stark und blutig-rot, er wird im Laufe der Zeit weniger und gelblich-weiß.
Wie lange hält der Wochenfluss an?
Der Wochenfluss dauert in der Regel zwischen zwei und sechs Wochen. Der Zeitraum kann jedoch von Frau zu Frau unterschiedlich lang sein. Etwas schneller vergeht der Wochenfluss häufig bei Stillenden, da das Hormon Oxytocin produziert wird, welches das Zusammenziehen der Gebärmutter fördert und so die Ausscheidung beschleunigt. Das führt bei vielen Frauen dazu, dass die Wunde in der Gebärmutter schneller verheilt.
Einteilung in vier Stadien
In den unterschiedlichen Stadien variiert der Wochenfluss stark. Der dargestellte Verlauf ist beispielhaft und bei jeder Wöchnerin sehr individuell. Es besteht bei Abweichungen nicht zwangsläufig ein Grund zur Sorge. Solltest du dennoch unsicher sein, wende dich an deine Hebamme oder deinen Frauenarzt.
Name | Zeitpunkt | Intensität | Farbe und Aussehen |
Lochia rubra | In den ersten Tagen | Sehr stark | rot flüssig |
Lochia fusca | Nach etwa einer Woche | Lässt langsam nach | bräunlich dünnflüssig |
Lochia flava | Nach etwa zwei Wochen | Schwach | schmutzig-gelb rahmig |
Lochia alba | Nach etwa drei Wochen | Sehr schwach | weißlich wässrig |
Wochenfluss nach Kaiserschnitt
Auch nach einer Entbindung per Kaiserschnitt setzt der Wochenfluss ein. Allerdings ist der Ausfluss in diesem Fall häufig schwächer ausgeprägt, da sich die Gebärmutter im Vergleich zu einer natürlichen Geburt langsamer zurückbildet. Das bedeutet, dass der Wochenfluss oft über einen längeren Zeitraum andauert.
Anders verhält es sich, wenn bei einem Kaiserschnitt eine sogenannte Curettage, also eine Ausschabung, vorgenommen wurde: Dabei wird ein Teil des Gewebes entfernt, weshalb die Blutung oftmals deutlich schwächer ausfällt.
Wenn der Wochenfluss nicht abfließen kann
Nicht immer läuft der Prozess ohne Probleme ab. Ein nicht weit genug geöffneter Muttermund kann dazu führen, dass der Wochenfluss nicht abfließt und sich stattdessen in der Gebärmutter anstaut. Dieser sogenannte Lochialstau kann im schlimmsten Fall zu einer Entzündung der Plazentawunde führen, die mit Antibiotika behandelt werden muss.
Symptome eines Wochenflussstaus
Der Wochenflussstau äußert sich unter anderem durch Fieber, Schmerzen im Unterbauch sowie einen unangenehmen Geruch des Wundsekrets. In diesem Fall solltest du unbedingt deinen Arzt aufsuchen.
Hole dir auch ärztlichen Rat ein, wenn dir die Blutung außergewöhnlich stark vorkommt und du deine Binde häufiger als einmal pro Stunde wechseln musst. Ebenso bedenklich ist es, wenn der Ausfluss nach einer Woche so stark und blutig-rot ist wie zu Beginn oder wenn der Wochenfluss nach einem ersten Abschwächen erneut deutlich intensiver wird.
Deine Hebamme wird sich bei der Wochenbettbetreuung regelmäßig nach deinem Wochenfluss erkundigen, sodass du dich bei Fragen oder Unsicherheiten immer an sie wenden kannst.
Schone dich im Wochenbett
Damit es nicht zu Komplikationen kommt, kannst du einem Wochenflussstau vorbeugend entgegenwirken:
- Gönne dir ausreichend Ruhe und Schonung, dein Körper hat erst vor Kurzem Erstaunliches vollbracht.
- Lasse deinem Körper Zeit. Sex ist generell zwar möglich, du solltest dich jedoch körperlich bereit fühlen. Verwende aufgrund der erhöhten Infektionsgefahr unbedingt ein Kondom.
Wenn sich der Geruch oder die Menge des Wochenflusses schlagartig ändert, kontaktiere bitte deine Hebamme. Hebamme Judith Fuchs
So förderst du die Blutung und die Rückbildung der Gebärmutter
Wir haben Tipps für dich zusammengestellt, mit denen du den Wochenfluss anregen kannst.
- Lege dich täglich zweimal für 20 bis 30 Minuten auf den Bauch. Das fördert die Rückbildung der Gebärmutter und regt somit deinen Wochenfluss an.
- Ebenso hilfreich kann eine Bauchmassage sein. Massiere mit der flachen Hand und sanftem Druck im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel. Das regt die Gebärmutter und die Ausscheidung des Ausflusses an.
- Trinke ausreichend. Vor allem Aufgüsse wie Hirtentäschel- oder Frauenmanteltee haben eine positive Wirkung auf den Wochenfluss. Sie wirken zusammenziehend und blutstillend, sodass der Wochenfluss natürlich angeregt wird und der Heilungsprozess voranschreiten kann. Frage deine Hebamme nach der richtigen Zubereitungsart des Tees.
- Ein warmes Sitzbad kann dir dabei helfen, die Blutung zu fördern. Mische dazu etwas Kamillenextrakt in die halb volle Wanne und setze dich für circa 15 Minuten hinein. Die Wärme regt den Wochenfluss auf angenehme Weise an.
Welche Binden eignen sich für den Wochenfluss?
Nach der Geburt ist die Hygiene ein besonders wichtiger Punkt, bei dem es einiges zu beachten gibt.
- Verzichte während des Wochenflusses auf die Nutzung von Tampons. Darüber können Bakterien in deine Gebärmutter gelangen, die eine Infektion begünstigen. Greife stattdessen zu Wochenbettbinden aus Baumwolle, mit denen du dich schon vor der Geburt ausreichend eindecken kannst. Solltest du in einer Klinik entbinden, wirst du dort mit einigen Exemplaren für die ersten Tage ausgestattet. Du wirst schnell feststellen, dass diese deutlich größer sind als reguläre Damenbinden. Außerdem sind sie besonders weich, saugstark und speziell auf die Bedürfnisse einer Wöchnerin ausgelegt. Damit kein Hitzestau entsteht und eine Infektion dadurch vermieden wird, enthalten die Binden an der Unterseite keine Wäscheschutzfolie.
- Wenn der Ausfluss mit der Zeit etwas nachgelassen hat, kannst du auf normale Binden umsteigen. Achte darauf, dass keine Plastikfolie in den Binden enthalten ist. Zudem ist es sehr wichtig, die Einlagen regelmäßig zu wechseln, insbesondere dann, wenn du während der Entbindung einen Dammriss oder -schnitt hattest. Dadurch vermeidest du das Auftreten einer Infektion.
Mehr Informationen zum Thema findest du in unserem FamilienMoment zur Hygiene nach der Geburt.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Geburten im Kreißsaal. Sie steht Frauen und ihren Familien während der Schwangerschaft, des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat eine Tochter.