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Hygiene nach der Geburt: Darauf solltest du achten

Während der Schwangerschaft gibt es vieles zu beachten und auch nach der Geburt bleiben Einschränkungen bestehen. Was du in den ersten Wochen nach der Entbindung bei der Körperpflege berücksichtigen solltest, liest du in unserem FamilienMoment.

✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme

Veränderung des Körpers

Was verändert sich an deinem Körper durch die Geburt?

Nachdem bei der Entbindung auch die Plazenta geboren wurde, befindet sich an der Innenseite der Gebärmutterwand eine große Wunde. Während diese Wunde langsam verheilt, sondert sie ihr Wundsekret durch die Scheide ab. Unterstützt wird dieser Ausfluss durch die Nachwehen und die Hormonausschüttung beim Stillen.

Wundheilung dauert einige Wochen

Die Menge, Farbe und Konsistenz dieses Wochenflusses verändern sich im Verlauf des Wochenbettes. In den ersten Tagen nach der Geburt besteht er aus einer sehr starken Blutung. Am Ende der ersten Woche ist er bereits dünnflüssig-bräunlich – vergleichbar mit getrocknetem Blut. Danach nimmt er eine gelbliche und noch etwas später eine weißliche Farbe an. Ab der dritten Woche wird der Wochenfluss immer weniger und versiegt etwa nach sechs bis acht Wochen – damit ist die Wundheilung der Gebärmutter abgeschlossen. Wenn dieser Wochenfluss allerdings nicht richtig abfließen kann oder gewisse hygienische Grundlagen nicht beachtet werden, bietet er einen guten Nährboden für Keime. Deshalb solltest du bei der eigenen Körperhygiene sowie beim Stillen einige wichtige Dinge beachten. 

Erholung im Wochenbett

Der Wochenfluss ist ein normaler und wichtiger Vorgang nach der Geburt und Teil der Rückbildung. Gönne dir in dieser Zeit besonders viel Ruhe, sodass sich dein Körper nach der anstrengenden Geburt erholen kann. Bei Unsicherheiten in Bezug auf den Wochenfluss: Scheue dich nicht und frage deine Hebamme um Rat.


Pflege des Intimbereiches

So pflegst du deinen Intimbereich richtig

Bereite dich schon während der Schwangerschaft auf die Geburt sowie die ersten Wochen danach vor:

  • Lege dir einen ausreichenden Vorrat an Binden bereit, die auch in die Kliniktasche gehören, wenn es zur Geburt ins Krankenhaus geht. Achte beim Einkauf darauf, dass die Binden möglichst weich sind und eine hohe Aufnahmefähigkeit haben. Es ist außerdem wichtig, dass die Binden luftdurchlässig sind und keine Zusatzstoffe und Plastikeinlagen enthalten. 
  • Wechsele die Binden regelmäßig, um Infektionen zu vermeiden – denn Wärme und Feuchtigkeit bilden einen optimalen Nährboden für Keime.
  • Spüle den Wochenfluss nach jedem Toilettenbesuch mit warmem Wasser ab. Anschließend nur noch vorsichtig mit Toilettenpapier nachtupfen. 
  • Zusätzlich zur Säuberung bei jedem Toilettengang solltest du den äußeren Genitalbereich mehrmals täglich mit klarem, warmem Wasser abspülen. Am effektivsten reinigst du deinen Genitalbereich unter der Dusche oder mithilfe einer Po-Dusche. Wenn dir klares Wasser für die Reinigung nicht ausreicht, kannst du spezielle Intim-Waschlotionen verwenden. Achte darauf, dass die Lotion pH-neutral ist und keine Parfüm- oder Konservierungsstoffe enthält. Lasse den Bereich nach der Dusche gut trocknen, indem du ihn entweder mit einem weichen Handtuch abtupfst oder ihn an der Luft trocknen lässt.
  • Achte darauf, zusätzliche Handtücher für den Intimbereich zu verwenden und diese täglich zu wechseln. Vor allem nach einem Dammschnitt oder einem Dammriss ist es wichtig, die Wunde in der Zeit des Wochenflusses besonders gut zu schützen.

Unterhosen mit hoher Taille wählen

Auch bei der Unterwäsche gibt es einiges zu beachten: Viele Frauen bevorzugen kurz nach der Geburt Unterwäsche, die dem Bauch etwas mehr Halt gibt. Baumwollslips mit hoher Taille sind hier ideal, da sie fast bis zum Bauchnabel gehen. Positiver Nebeneffekt: Sie bieten auch genug Platz für die Wochenbett-Binden. Um alle Bakterien aus Handtüchern und Unterwäsche zu entfernen, sollte alles bei 60 Grad waschbar sein.


Pflege des Oberkörpers

Den Oberkörper richtig pflegen

Nach der Geburt beginnt der Milcheinschuss und damit die ersten Stillversuche. Somit werden die Brüste stark beansprucht – vor allem die Brustwarzen sind das Saugen des Babys noch nicht gewöhnt, sodass es schnell zu schmerzhaften Rissen und einer sehr trockenen Haut rund um die Brustwarze kommen kann.

Pflege der Brüste

Creme bei Bedarf deine Brüste sowie die Brustwarzen ein. Greife zu speziellen Cremes, die für das Stillen geeignet sind, oder zu solchen, die ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen bestehen, im Idealfall aus reinem Lanolin. Das Wollfett hat eine pflegende Wirkung und ist auch für deinen kleinen Sonnenschein gut verträglich, sodass die Salbe vor dem Stillen nicht abgewaschen werden muss. Achte darauf, dass das Produkt keine Konservierungsstoffe enthält und farb-, geruchs- und geschmacksneutral sowie hypoallergen ist.

Auch wenn du zu den Frauen gehörst, die keine Probleme beim Stillen haben, benötigen deine Brüste während des Wochenbettes besondere Aufmerksamkeit. Vor allem der Milcheinschuss kann oft schmerzhaft sein und das Auflegen von lindernden Kühlpads beansprucht die Haut. Nutze reichhaltiges Öl, das deiner Haut hilft, mit der neuen Situation umzugehen.

Stilleinlagen bei Milchfluss

Des Weiteren kommt es in den ersten Wochen nach der Geburt oft zu einem unkontrollierten Milchfluss. Hierbei helfen Stilleinlagen weiter – achte darauf, die Einlagen in regelmäßigen Abständen zu wechseln. Ansonsten kann schnell Feuchtigkeit an den Brustwarzen zurückbleiben und einen Nährboden für Pilze und Bakterien bilden.

Tipps gegen Dehnungsstreifen 

Viele Frauen haben nach der Schwangerschaft mit Dehnungsstreifen im Bereich des Bauches und der Brüste zu kämpfen. Es ist normal, dass die Haut im Bauchbereich nach der Geburt schlaff und faltig ist – schließlich hat hier in den letzten neun Monaten ein kleiner Bauchbewohner seinen Platz gefunden. Aber keine Sorge: Die gedehnte Haut zieht sich wieder zusammen. Unterstützen kannst du durch Rückbildungsgymnastik, regelmäßige sportliche Betätigung, eine gesunde Ernährung sowie eine ausreichende Feuchtigkeitspflege.


Dammpflege

Auch nach der Geburt ist die Dammpflege nicht zu vernachlässigen

Vor der Geburt ist Dammpflege ein häufiges Thema. Vor allem an Dammmassagen, im Sinne einer guten Geburtsvorbereitung, wird dabei gedacht. Sobald das Baby auf der Welt ist, wird das Thema Damm wieder zum Tabu.

Auch wenn kein Dammriss vorliegt, ist es wichtig, sich über die richtige Pflege dieser Region zu informieren. Durch die Geburt haben sich Scheide und Damm unglaublich gedehnt und Großes vollbracht. Durch den Druck der Geburt kann ein Dammriss entstehen. Auch wenn alles heil geblieben ist, ist dieser Körperbereich unter Umständen empfindlich. Daher verdient dein Damm nach der Geburt ausreichend Pflege:

  • Du kannst das Abschwellen deines Damms zum Beispiel durch Kühlung beschleunigen. Einfach eine Vorlage in hochwertiges Bio-Olivenöl oder in eine Lösung aus Calendula-Essenz tränken und danach einfrieren. Anschließend vor den Damm legen und solange dort lassen, wie es dir angenehm erscheint. 
  • Oft werden zur Dammpflege auch Sitzbäder empfohlen. Ziehe eine Plastiktüte eng über die Klobrille, lasse darin das Sitzbad ein und nehme darauf Platz. Klingt im ersten Moment vielleicht etwas seltsam, funktioniert aber sehr gut. Das Sitzbad kann einmal täglich für 10-15 Minuten und bei einer Wassertemperatur von 35 Grad Celcius auch mit entsprechenden Zusätzen angewendet werden. 
  • Ansonsten gilt generell für jegliche Art der Dammverletzung: Mindestens fünf Tage so wenig wie möglich sitzen oder laufen. Mache es dir so bequem wie möglich – und zwar im Liegen.

Umgang mit Inkontinenz

Blasenschwäche nach der Geburt 

Viele Mütter leiden stumm. Eine Blasenschwäche ist nichts, worüber man gerne oder offenherzig spricht. Dabei ist das nichts Ungewöhnliches: Etwa 20 Prozent aller Mütter haben nach einer natürlichen Geburt Schwierigkeiten, ihren Urin zu halten. Das liegt daran, dass durch eine Geburt der Beckenboden stark belastet wird: Die Wahrscheinlichkeit für eine mögliche Inkontinenz der Mutter steigt, wenn das Baby sehr groß ist, die Geburt lange dauert oder das Baby mit der Saugglocke geholt werden musste.

Starte am besten schon vor deiner Schwangerschaft mit einem Beckenbodentraining, denn wer bereits vor der Geburt einen starken Beckenboden hat, hat auch danach meist weniger Probleme. Solltest du trotzdem mit einer Blasenschwäche zu kämpfen haben, kannst du Slipeinlagen, Einlagen oder spezielle Höschen verwenden. Diese Produkte bieten Schutz und sind gleichzeitig diskret – so kannst du den Alltag nach der Geburt auch mit anfänglicher Blasenschwäche unbeschwert genießen. Wenn du bis etwa acht Wochen nach der Geburt noch immer Probleme hast, deinen Urin zu halten, traue dich, darüber mit deinem Gynäkologen zu sprechen. 

Du brauchst für die Hygiene nach der Geburt:

  • Baumwollslips und dicke Binden
  • Stilleinlagen
  • Brustwarzencreme mit Lanolin
  • gegebenenfalls Intim-Waschlotion
  • Vorlagen
  • gegebenenfalls Olivenöl oder Calendula-Essenz
  • gegebenenfalls Po-Dusche

No-Gos

Verzichte auf Tampons und verwende keine parfümierten Seifen

Auch nach der Geburt gibt es einige Dinge, die du vermeiden solltest:

  • Die Verwendung von Tampons: Diese sind in den ersten sechs Wochen nach der Geburt aufgrund von Infektionsgefahr tabu. Ein Tampon behindert die Ausscheidung von Klümpchen, die sich durch Verklumpung des Wochenfluss-Sekrets in der Scheide bilden können. So kann es zu einem Stau vor der Gebärmutter kommen, was das Infektionsrisiko erhöht. Zudem trocknet der saugfähige Tampon die durch die Geburt beanspruchte Scheidenschleimhaut zusätzlich aus und verzögert so die Regeneration der Scheidenflora. Verwende statt Tampons extrastarke Binden.
  • Direkt nach der Geburt ist Sport wahrscheinlich das Letzte, an das du denkst. Und das ist auch gut so, denn das Wochenbett soll vor allem zum Ankommen und Ausruhen dienen. Nimm dir die Zeit, dein neues Familienmitglied kennenzulernen und die Strapazen der Geburt zu verarbeiten. Wenn du dich unbedingt sportlich betätigen möchtest, kannst du in den ersten Wochen langsam anfangen, deine Beckenbodenmuskulatur immer mal wieder anzuspannen. Ab der zweiten Woche ist leichtes Spazierengehen erlaubt und wenn sich das gut anfühlt, kann dies nach und nach ausgebaut werden.
  • Verwende nach der Geburt erst einmal kein Toilettenpapier. Reinige deinen Intimbereich während des Wochenbettes nur mit lauwarmem Wasser. Toilettenpapier kann sehr unangenehm in der Benutzung sein und schon wunde Stellen erneut strapazieren. Um den Intimbereich nach Toilettengang und Reinigung wieder trocken zu tupfen, empfehlen sich kleine Handtücher, die auch bei 60 Grad in der Maschine waschbar sind.
  • Keine parfümierten Seifen oder Duschgels verwenden: Nutze in der ersten Zeit nach der Geburt nur Wasser für die Reinigung deines Körpers. In Seifen und Duschgels sind häufig Parfüms oder andere chemische Stoffe enthalten – und die sind für deine Scheidenflora nicht zu empfehlen.
  • Wenn du direkt nach der Geburt Sex haben möchtest, denke bitte daran, ein Kondom zu verwenden. Dies ist nötig, da innerliche Wunden Zeit zum Verheilen brauchen und währenddessen keine Keime dorthin gelangen sollten. Auch Wunden im Genitalbereich sollten vor dem ersten Sex nach der Geburt möglichst abgeheilt sein, da diese sonst wieder aufreißen können.

Du stehst kurz vor der Geburt und suchst nach weiteren Informationen rund um diesen aufregenden Moment und die Zeit danach? In unserem Ratgeber zur Geburt wirst du fündig.

Ein besonders achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper ist im Wochenbett extrem wichtig. Wer gut auf sich und seinen Körper achtgibt, wird oftmals schneller wieder fit. Hebamme Judith Fuchs

Über Judith Fuchs

Hebamme

Portrait: Judith Fuchs

Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.


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