Die erste Zeit mit Baby zu Hause
Im Mittelpunkt der ersten Zeit nach der Geburt stehen vor allem die Erholung von den Geburtsstrapazen sowie das Bonding mit deinem neugeborenen Sonnenschein. Was du über den neuen Alltag wissen solltest und wie du ihn am besten gestalten kannst, liest du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Stillen, wickeln und ein veränderter Schlafrhythmus
Wenn du zum ersten Mal die Babyschale mit deinem Liebling über die Schwelle deines Zuhauses trägst, beginnt eine ganz besondere Zeit. Zum einen erwartet dich der neue Alltag als kleine Familie. Zum anderen musst du dich an die neue Situation und ihr euch aneinander gewöhnen.
Zeit für Ruhe und Erholung
Genieße die ersten Tage mit deinem Baby. Kapsele dich von der Außenwelt ab, wenn dir danach ist, auch wenn die Verwandtschaft den neuen Erdenbürger so schnell wie möglich kennenlernen möchte. Denke daran, dass die Zeit im Wochenbett als Ruhe- und Erholungsphase für die Mutter gedacht ist. Verteidige dein Recht, dich zurückzuziehen und dich auf deine Familie zu konzentrieren.
Der Alltag hat sich durch deinen Nachwuchs komplett verändert und besteht nun hauptsächlich daraus, für deinen kleinen Sonnenschein zu sorgen. Wir haben für dich zusammengestellt, was dich im neuen Alltag erwartet:
Stillen
Wundere dich nicht, wenn das Stillen an manchen Tagen gut klappt und an anderen schlechter. Nimm dir die Zeit, die du dafür brauchst. Zudem hat jedes Kind seinen eigenen Rhythmus. Es ist beispielsweise nicht verwunderlich, wenn es innerhalb von 24 Stunden bis zu zwölfmal gestillt werden möchte. In unseren Stilltipps findest du weitere hilfreiche Hinweise.
Schlafrhythmus
Neugeborene schlafen den Tag über sehr viel. Es ist aber nicht außergewöhnlich, dass diese Phasen nicht lange dauern. Sie haben zudem eher einen leichten Schlaf, wodurch sie häufig wach werden.
Versuche, deine Schlafphasen an die des Kindes anzupassen, sodass auch du ausreichend Ruhe findest. Ideal ist es, wenn du dich mit deinem Partner abwechselst. Alleinerziehende können zum Beispiel auch Oma und Opa oder Freunde fragen, ob sie unterstützen. So können die Großeltern mit dem Baby einen Spaziergang machen, während die Mutter sich ausruht.
Wickeln
Das Wechseln der Windeln gehört in den ersten Wochen zu einer deiner häufigsten Aufgaben. Achte darauf, dass sie fest sitzt, sodass nichts rausläuft, aber auch nichts abschnürt. Bis zu acht volle Windeln am Tag sind völlig normal.
Pflege
In der ersten Zeit steht vor allem die Pflege des Nabels und der Nabelschnur im Mittelpunkt. Ist die Wunde gut verheilt, kann das erste Babybad geplant werden. Ansonsten reicht ein vorsichtiges Reinigen des Körpers mit einem Tuch aus.
Wusstest du, dass die Käseschmiere, die das Baby in der ersten Zeit nach der Geburt umhüllt, die Haut schützt? Daher solltest du diese keinesfalls abwischen, sie zieht selbst in die Haut ein. Du kannst sie aber auch sanft in die Haut deines Babys einmassieren.
Bonding
Eine Geburt ist für Mutter und Baby anstrengend und ein einschneidendes Erlebnis. Schenke deinem Baby nun Geborgenheit und Liebe. Gemeinsames Kuscheln und Tragen hilft, eine innige Beziehung aufzubauen.
Spaziergang
Natürlich darfst du die eigenen vier Wände verlassen und mit deinem Sonnenschein Spaziergänge unternehmen. Achte darauf, ihn entsprechend des Wetters zu kleiden. Generell hilft dir deine Hebamme dabei, den richtigen Moment für den ersten Familienausflug in die nähere Umgebung zu planen.
Hebamme
In den ersten zwölf Wochen nach der Geburt steht den frisch gebackenen Eltern eine Hebamme zu. Sie steht als Ratgeber zur Seite und nimmt Untersuchungen bei Mutter und Kind vor.
Wochenbettdepression, Schreibabys oder Geburtsverletzungen
Die erste Zeit zu dritt stellt deinen Alltag auf den Kopf: Eltern müssen sich auf neue Dinge einstellen, die das Leben mit einem Neugeborenen mit sich bringt. Das kann stressig und anstrengend sein.
Je weniger du dir zusätzlich vornimmst, umso mehr Erholung bekommst du. Bei jeder Familie läuft die Eingewöhnung anders ab und unterschiedliche Faktoren können Einfluss darauf haben, wie gut alles klappt. Mögliche Probleme in dieser Zeit können zum Beispiel sein:
- Wochenbettdepression: Erschöpfung, Angst- oder Schuldgefühle, innere Leere sind typische Anzeichen, die weit über den sogenannten Babyblues hinausgehen. Hole dir den Rat eines Therapeuten.
- Stimmungsschwankungen durch hormonelle Umstellung: Es muss nicht gleich eine Depression sein, auch leichte Stimmungsschwankungen können Mütter in der ersten Zeit nach der Geburt belasten und die besondere Zeit anfangs erschweren.
- Schreibabys: Manche Neugeborene schreien in der ersten Zeit sehr viel, ohne dass Ursachen erkennbar sind. Dies kann Eltern und Kind extrem belasten. Hole dir schnellstens Hilfe und Rat, zum Beispiel bei den Schreiambulanzen, der Hebamme oder dem Kinderarzt.
- Erkrankungen: Gelbsucht, Entzündungen des Nabelbereichs, Koliken und andere Krankheiten können deinen kleinen Sonnenschein direkt nach der Geburt treffen und dafür sorgen, dass die erste gemeinsame Zeit belastet wird. Der Kinderarzt oder die Hebamme kann dir beim richtigen Umgang unter die Arme greifen.
- Geburtsverletzungen: Die Entbindung ist anstrengend für Frauen und leider kann es dabei auch zu Geburtsverletzungen wie einem Dammriss oder einer überdehnten Muskulatur kommen. Dies macht für Mütter die erste Zeit strapazierender, da sie körperlich geschwächt sind und selbst einen Heilungsprozess durchmachen müssen.
- nachtaktive Babys: Neugeborene sind nachts häufig aktiver als tagsüber und benötigen auch dann Nahrung oder eine neue Windel. Es dauert, bis sich Eltern an diese Umstellung gewöhnt haben und ihren Rhythmus anpassen können.
Den Austausch suchen
Füttern, wickeln, ins Bett bringen – wer übernimmt was?
Damit der neue Alltag als Familie läuft, ist es wichtig, dass du und dein Partner ein Team sind. Nur so kannst du allen gerecht werden und den Haushalt sowie sonstige Alltagsdinge erledigen. Eine Aufgabenverteilung hilft, den Tag zu strukturieren und ihn gemeinsam zu meistern:
- Bei einem Kind, das die Flasche erhält, kann Mama oder Papa die Milch anrühren und verfüttern.
- Wird das Kind gestillt, pumpt die Mutter bei Bedarf die Muttermilch ab und der Vater übernimmt das Füttern.
- Nach dem Essen macht das Baby mithilfe der Eltern ein Bäuerchen.
- Mehrmals täglich und in der Nacht werden Windeln gewechselt.
- Das Baby muss ins Bett gebracht werden.
- Wenn es schreit, beruhigt Mama oder Papa das Kind.
- Es stehen Arztbesuche für die U-Untersuchungen an.
- Das Baby muss gebadet werden.
- Spazierengehen ist eine schöne Beschäftigung für Mutter, Vater und Kind.
Natürlich lassen sich auch alle weiteren alltäglichen Aufgaben aufteilen: Wer kocht wann? Kann vorgekocht werden? Wer putzt was? Wer hat vielleicht Termine, die beachtet werden müssen?
Den Druck rausnehmen
Keiner erwartet von jungen Eltern, dass die Umstellung auf den neuen Alltag reibungslos funktioniert. Deine Konzentration sollte auf eurer gemeinsamen Zeit mit dem Baby liegen! Alleinerziehende können mit einem ärztlichen Attest eine Haushaltshilfe beantragen. Zudem gibt es zum Beispiel von kirchlichen Anbietern Familienpaten, die ehrenamtlich Familien mit Kindern unterstützen.
Bonding schafft Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen
Bonding ist der Prozess des Kennenlernens zwischen Eltern und dem neugeborenen Baby. In den ersten Wochen nach der Geburt wird deinem Sonnenschein durch deine Handlungen wie Stillen, Halten, Wickeln, Baden, Reden deutlich gemacht, dass du dich um sein Wohlbefinden kümmerst. So wird Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen in dieser für ihn neuen und unbekannten Welt geschaffen.
Aber das Bonding funktioniert auch andersherum. Du lernst jede Stunde und jeden Tag dein Baby besser kennen. Du erkennst, wann es was braucht und welche Bedeutung das Schreien oder eine Bewegung hat. Bonding führt dazu, dass zwischen Eltern und Kind ein enges Band entsteht, das über die Zeit immer tiefer und intensiver wird. Wie du das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit vermitteln kannst, liest du in unseren Tipps:
- Hautkontakt stärkt die Beziehung zu Mama und Papa. Die Atmung und der Herzschlag von dir oder deinem Partner haben beruhigende Wirkung auf das Baby und fördern sein Wohlbefinden.
- Berührungen haben eine therapeutische Wirkung und beruhigen, da die Haut mit unzähligen Nervenzellen übersät ist. Kinder und Babys genießen die zärtlichen Streicheleinheiten.
- Wärme ist wichtig, denn der kleine Körper deines Schatzes kann diese noch nicht selbst regulieren. Achte beim Bonding mit direktem Hautkontakt darauf, dass dein Baby nicht auskühlt.
- Richtige Beleuchtung und Augenkontakt helfen dem Kind, die neue Umgebung und dich besser zu sehen. Setze auf gedimmtes Licht. Ein Baby kann etwa 30 Zentimeter weit sehen. So ist das Gesicht der Mutter oder des Vaters für ihn erkennbar. Auf Dauer verbindet das Kind dies mit einem beruhigenden Anblick.
- Ruhige Phasen deines Babys sind optimal, um seine Aufmerksamkeit auf dich zu richten und nicht durch Hunger oder ähnliche Sorgen abgelenkt zu werden.
- Stillen fördert ebenso das Bonding. Die körperliche Nähe ist sehr eng und du kannst durch Senken deines Kopfes direkten Augenkontakt aufnehmen. Aber auch Reden und Streicheleinheiten sind möglich.
- Reden fördert ebenso das Wohlbefinden deines Kindes, da es die Stimmen von Mutter und Vater schon von der Zeit im Mutterleib kennt. Daher kommt es vor, dass Neugeborene schon direkt ihren Kopf drehen, wenn sie eine bekannte Stimme hören.
- Durch Halten und Tragen sorgst du dafür, dass sich dein Baby sicher und geborgen fühlt.
Die erste Zeit nach der Geburt ist eine ganz besondere und einmalige Zeit. Lerne dein Baby in Ruhe kennen und versuche, so wenig wie möglich anderes zu tun. Der Hautkontakt mit dem Baby ist in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt besonders wichtig und wohltuend. Hebamme Judith Fuchs
U-Untersuchungen, Kita-Platz oder Rückbildungsgymnastik
Nach der Geburt gibt es feste Termine, die du wahrnehmen musst und die die Kennenlernphase mit deinem Kind kurzzeitig unterbrechen.
- Dazu gehören die U-Untersuchungen deines Schatzes. Die Vorsorgeuntersuchungen beginnen direkt nach der Geburt und werden dann in unregelmäßigen Abständen bis zum zehnten Lebensjahr fortgesetzt.
- Formulare und Anträge: Mit der Geburtsbescheinigung sowie weiteren Dokumenten wie den Personalausweisen der Eltern kann die Geburtsurkunde beim Standesamt beantragt werden. Zudem solltest du deine Krankenversicherung benachrichtigen, sodass dein Kind in deine Versicherung integriert wird. Informiere deinen Arbeitgeber über das Geburtsdatum und deine Elternzeit. Des Weiteren musst du nun Mutterschafts- und Kindergeld beantragen.
- Betreuungsmöglichkeit: Einen Betreuungsplatz für das Kind zu bekommen, ist nicht einfach. Beginne frühzeitig mit der Recherche. Am besten informierst du dich über die Angebote in deiner Region sogar schon vor der Geburt. In manchen Städten und Gemeinden kannst du dich auf eine Warteliste setzen lassen.
- Nachsorge beim Gynäkologen: Nach sechs Wochen solltest du einen Termin bei deinem Frauenarzt ausmachen, sodass eventuelle Geburtsverletzungen, aber auch die Rückbildung der Gebärmutter untersucht werden.
- Anmeldung zur Rückbildungsgymnastik: Ab sechs Wochen nach der Schwangerschaft oder frühestens acht Wochen nach einem Kaiserschnitt kannst du mit der Rückbildung beginnen. So kräftigst du deine Muskulatur, welche durch Schwangerschaft und Geburt beeinträchtigt wurde.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.