Tipps und Tricks für das Trockenwerden
Bei allen Kindern steht ab einem gewissen Alter das Trockenwerden an. Wir geben Tipps für diesen großen Entwicklungsschritt und verraten, wie du erkennst, wann der richtige Zeitpunkt für dein Kind gekommen ist. Lerne die Anzeichen kennen und erfahre, welche Fehler Eltern häufig machen.
✔️ in Zusammenarbeit mit Jennifer Günther, Elterncoach
Wann mit dem Töpfchentraining beginnen?
Nach dem Verbrauch von mehreren Tausend Windeln ist es normal, dass du dich auf die Zeit freust, wenn dein kleiner Sonnenschein das Töpfchen benutzt. Wie bei allen Entwicklungsschritten hat hierbei jedes Kind sein eigenes Tempo: Manche sind bereits vor ihrem zweiten Lebensjahr trocken, andere tragen mit vier Jahren noch eine Windel.
Nichtsdestotrotz kannst du schon ab dem 18. Lebensmonat damit beginnen, auf die Signale deines Kindes zu achten. Ab diesem Alter sind die Kleinen meist schon in der Lage, sich sprachlich auszudrücken und zu verstehen, was es mit dem Töpfchen auf sich hat. Dann ist Geduld gefragt: Bis dein Kind den Entwicklungsprozess durchlaufen hat und trocken ist, kann es einige Zeit dauern.
Ohne Druck trocken werden
Das Trockenwerden ist ein Meilenstein in der Entwicklung, der sich nicht erzwingen lässt. Die Kleinen entscheiden selbst, wann sie soweit sind. Wenn du mit Druck versuchst, dein Kind an das Töpfchen zu gewöhnen, kann das sogar das Gegenteil bewirken. Manche Kinder halten in solchen Situationen den Stuhl zurück, bis sie wieder eine Windel anhaben. Das führt unter Umständen zu einer chronischen Verstopfung. Neben diesen physischen Folgen kann Druck beim Trockenwerden auch die Eltern-Kind-Bindung stören.
Versuche, deinem Nachwuchs viel Verständnis, Ruhe und Liebe entgegenzubringen. Gib ihm so viel Zeit, wie er benötigt. Die Kleinen müssen lernen, ihre Darm- sowie Blasenmuskulatur zu kontrollieren und zu spüren, wann es Zeit für das Töpfchen ist. Eine vollständige Kontrolle ist erst im Alter von etwa drei Jahren möglich. Und selbst wenn dein Kind etwas länger braucht, ist das völlig normal und kein Grund zur Sorge.
Anzeichen, dass Kinder bereit fürs Töpfchentraining sind
Du bist dir noch nicht sicher, ob dein Kind bereit für das Töpfchen ist? Achte auf folgende Anzeichen:
- Es ist deinem Kind unangenehm, wenn es in die Windel gemacht hat. Vielleicht zieht es sich sogar zurück.
- Dein Kind erzählt dir sofort, wenn die Windel voll ist.
- Dein Kind folgt dir auf die Toilette. Es interessiert sich dafür, zeigt darauf und geht mit voller Windel in Richtung Badezimmer.
Töpfchentraining in wenigen Schritten
Dein Kind ist bereit, die Windeln hinter sich zu lassen? Dann investiere in ein kindgerechtes Töpfchen oder in einen Kindertoilettensitz. Passe auch seine Kleidung an die neue Situation an: Hemd und Unterhose sind praktischer als Bodys, wenn es schnell gehen muss. Wie du es schaffst, dass dein Kind ein Gefühl dafür entwickelt, wann es „muss“, liest du in unseren Tipps und Tricks.
Probetraining
Für die Kleinen ist ein Töpfchen etwas ganz Neues. Führe es langsam an das Thema heran und biete ihm an, angezogen Probe zu sitzen. So können sich die Kleinen ohne Druck und Stress mit dem neuen Utensil vertraut machen.
Sprich dabei mit deinem Kind und erkläre ihm, warum du das gerade machst. Auch wenn bei den ersten Versuchen nichts ins Töpfchen geht, solltest du deinem kleinen Schatz immer wieder anbieten, sich aufs Töpfchen oder die Toilette zu setzen.
Zusammen üben
Rege dein Kind an, das Töpfchen oder die Toilette zu benutzen und dir Bescheid zu geben, wenn es das Bedürfnis danach hat. Übt gemeinsam den Ablauf: Hose ausziehen, hinsetzen, abwischen, spülen, anziehen und Hände waschen. Mit dieser Routine fühlen sich die Kleinen mit der Zeit sicher und wissen, was zu tun ist. Wenn dein Kind auf dem Töpfchen sitzt und nichts passiert, breche den Vorgang nach maximal fünf Minuten ab, um Frust vorzubeugen.
Wenn ihr unterwegs seid
Planst du einen längeren Ausflug, bleibe konsequent. Lasse die Windeln zu Hause und packe stattdessen eine zweite oder dritte Unterhose ein. Bei einem Wechsel zwischen Unterhose und Windel kann der Lernerfolg verzögert werden.
Aus der Windel ins Töpfchen
Um dein Kind an den Toilettengang zu gewöhnen, ist es empfehlenswert, ihm den Weg von der Windel zur Toilette deutlich zu machen. Wenn dein Kind das nächste Mal in die Windel gemacht hat, zeige ihm, wie der Inhalt ins Töpfchen oder direkt in die Toilette gelangt. Wenn es möchte, darf es selbst die Spülung betätigen. Dadurch lernen die Kleinen, warum es angenehmer ist, direkt die Toilette zu nutzen.
Hände waschen
Zum Toilettengang gehört immer das anschließende Händewaschen. Versuche, es von Anfang an zur Routine werden zu lassen. Ein kleiner Hocker, der neben dem Waschbecken steht, ermöglicht es den Kleinen, eigenständig ans Waschbecken zu gelangen und sich gründlich die Hände zu waschen. Erkläre, warum dies nach dem Toilettengang so wichtig ist. Mit der Zeit verinnerlichen die Kinder den Ablauf und der Schritt von der Toilette zum Waschbecken erfolgt automatisch.
Lob aussprechen
Ein mögliches Erfolgsrezept beim Trockenwerden heißt: loben, loben, loben! Dein Kind hat sich mit seinem Töpfchen angefreundet und setzt sich gerne darauf? Super, das hat es toll gemacht! Heute ist tatsächlich das erste Mal etwas im Töpfchen gelandet? Das ist ein echter Meilenstein für deinen kleinen Sonnenschein. Mache dir bewusst, was dein Kind bei diesem Training alles leistet: vom Erspüren des Drangs bis zum Äußern und Durchführen der erlernten Routine. Wenn das kein Grund ist, so richtig stolz zu sein!
Zum Loben gehört aber auch, sich negative Äußerungen zu verkneifen. Wenn zum Beispiel etwas daneben geht, ist das nicht so schön, gehört zum Üben aber dazu. Unterstütze die Selbstständigkeit deines Kindes.
In der Nacht
Wenn die Windeln tagsüber überflüssig geworden sind, verzichte auch nachts darauf. Mit diesen Tipps gelingt die Umstellung:
- Frage deinen kleinen Schatz vor dem Schlafengehen, ob er noch mal auf die Toilette muss.
- Stelle das Töpfchen in die Nähe des Bettes. Kurze Wege sorgen dafür, dass das nächtliche Trockenwerden schneller zum Erfolg wird.
- Nutze eine Extraauflage als Matratzenschutz. Damit vermittelst du deinem Kind Sicherheit und schützt die Matratze, wenn das Bett nass wird.
Nachts vollständig trocken zu werden, dauert bei vielen Kindern länger. Zeige Verständnis, wenn das Bett nass ist. Selbst wenn tagsüber alles reibungslos klappt, ist dein Kind nachts manchmal machtlos. Viel Zuwendung und Liebe sind jetzt genau das Richtige.
Diese Fehler solltest du vermeiden
Das Trockenwerden gelingt deinem Kind am besten in einer entspannten Atmosphäre und mit deiner vollen Unterstützung. Um es ihm einfach zu machen, sich an das Töpfchen oder die Toilette zu gewöhnen, vermeide die folgenden Verhaltensweisen:
- Schimpfen und Druck ausüben. Wenn es länger dauert, bis dein Kind trocken ist, kann das für dich frustrierend sein. Zeige deinen Unmut nicht deinem kleinen Sonnenschein. Wenn du mit ihm schimpfst oder Druck ausübst, kann das zu Unsicherheiten führen und den Lernprozess verlangsamen. Sprich mit deinem Partner darüber, wenn du deinem Ärger Luft machen musst.
- Zeiten festlegen. Weißt du immer genau, zu welcher Uhrzeit du die Toilette aufsuchen musst? Es hilft es deinem Kind nicht, wenn du feste Zeiten für den Gang aufs Töpfchen festlegst. Ganz im Gegenteil, dadurch übst du Druck aus, dass es genau zur bestimmten Zeit klappen muss. Setze dein Kind stattdessen am Anfang zur Übung in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder aufs Töpfchen. Mit der Zeit merkt es von allein, wann es auf das Töpfchen muss.
- Trinkverhalten ändern. Ausreichend zu trinken ist sehr wichtig, vor allem für Kinder. Gib deinem Kind weiterhin die gewohnte Menge an Flüssigkeit. Auch wenn es nachts noch Probleme mit dem Trockenwerden hat, ist das kein Grund, abends auf einen Schluck Wasser oder Tee zu verzichten.
Tipps für erfolgreiches Trockenwerden
Abschließend haben wir dir noch weitere Tipps für ein erfolgreiches Toilettentraining zusammengestellt:
- das richtige Töpfchen: Überlasse deinem Kind die Wahl zwischen Töpfchen und Toilette. Entscheidet es sich für die Toilette, verwende entweder WC-Kindersitze oder Töpfchenaufsätze. Achte darauf, dass dein Kind die Möglichkeit hat, die Füße abzustellen. Wenn es das Töpfchen bevorzugt, gibt es unterschiedliche Modelle wie Topfstühle oder gepolsterte Varianten. Töpfchen sind besonders praktisch, wenn es schnell gehen muss. Du kannst diese überall platzieren – im Badezimmer oder sogar im Wohnzimmer. So sind sie immer schnell für deinen kleinen Sonnenschein erreichbar. Achte beim Kauf vor allem auf die richtige Größe. Dein Kind sollte bequem darauf sitzen können. Viele Töpfchen haben einen sehr kleinen Spritzschutz. Das kann vor allem bei Jungs dazu führen, dass öfter was daneben geht. Wenn es dein Kind schafft, sein Geschäft ins Töpfchen zu machen, sollte dies auch von Erfolg gekrönt sein.
- das richtige Örtchen: Brauchen Kinder wirklich schon ein „stilles Örtchen“? Ob das Töpfchen in der Nähe der Spielsachen im Wohnzimmer steht oder in einer ruhigen Ecke im Badezimmer, ist Geschmackssache. Frage dein Kind, wo es platziert werden soll.
- Ablenkung: Manchmal dauert ein Toilettengang länger. Bleibe bei den ersten Versuchen dabei und sprich mit deinem Kind. Du kannst Musik anmachen oder aus einem Buch vorlesen. Manchmal geht es mit der richtigen Ablenkung schneller als gedacht.
- Unterhosen- oder Windelwahl: Trainingswindeln – eine Art Unterhose mit saugfähigem Kern – und Windelhosen sind beim Übergang zum Töpfchen und zur Toilette nützlich. Dein Kind kann sie herunterziehen, wenn es aufs Töpfchen muss. Zudem sehen Trainingswindeln nicht mehr nach Babywindeln aus.
- Töpfchen außer Haus: Du planst eine Reise oder einen längeren Ausflug? Packe mit deinem Kind gemeinsam, sodass es registriert, dass das Töpfchen dabei ist. So gibst du ihm die Sicherheit, dass alles wie immer ist. Des Weiteren ist es sinnvoll, eine Tasche für die öffentliche Toilette zu packen. Auch hier kann immer mal wieder etwas danebengehen. Solltest du selbst länger unterwegs sein, teile deinem Babysitter die aktuelle Töpfchenroutine mit.
- Vormachen: Kinder sind Meister im Nachahmen. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn sie dir bis auf die Toilette folgen und gespannt zusehen, wie Mama oder Papa die Toilette benutzen.
Trockenwerden ist ein wichtiger Meilenstein für dein Kind und passiert in der Regel ganz nebenbei. Achte auf die Signale und Bedürfnisse deines Kindes. Du musst nicht viel tun, um diesen Prozess zu beschleunigen. Im Gegenteil, bleibe gelassen und entspannt. Elterncoach Jennifer Günther
Elterncoach
Jennifer Günther berät und begleitet Eltern als Coach zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Erziehungsfragen. Mit den „milo Eltern- & Babykursen” in Köln und Hürth ist sie mit ihrem Team auch vor Ort für Eltern da. In Videos, Podcasts oder Blogartikeln wird sie oft als Expertin interviewt und gibt wertvolle Hilfestellungen für den Familienalltag. Sie unterstützt den Kinderschutzbund und Jugendämter im Bereich der frühen Hilfen und Präventionsangebote.