Eingewöhnung in die Kita – Tipps und Hinweise
Die Eingewöhnung in Kita oder Kindergarten kann bei Kindern für viele Tränen sorgen. Auch Eltern müssen häufig mit ihren Emotionen kämpfen. Doch dieser Entwicklungsschritt ist für Kinder sehr wichtig. Tipps für eine möglichst unbelastete Eingewöhnung liest du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Jennifer Günther, Elterncoach
Das versteht man unter der Eingewöhnung
Ist dein Kind alt genug, um in die Betreuung zu gehen, zum Beispiel in die Kita, in den Kindergarten oder zur Tagesmutter, bedeutet das einen gravierenden Einschnitt in sein Leben. Plötzlich sind die Eltern nicht mehr die ganze Zeit da. Längere Zeit weg von zu Hause zu sein, umgeben von anderen Kindern und fremden Erwachsenen – damit müssen die Kleinen erst mal zurechtkommen.
Damit dieser wichtige Entwicklungsschritt gut gelingt und die Kinder unbelastet auf die Kita vorbereitet werden, gibt es das Angebot der Eingewöhnung. Hierbei wird in kleinen Schritten auf die Fremdbetreuung vorbereitet. Gemeinsam mit Mama und Papa startet das Kind langsam in das Abenteuer. Die Erzieher der gewählten Betreuungseinrichtung helfen in dieser Phase mit ihrem Fachwissen weiter.
Die Eingewöhnung vorbereiten
Die Eingewöhnung in die Kita kommt auf alle Eltern zu. Das bedeutet viel organisatorischen Aufwand. Auch die Kinder werden behutsam mit dem Thema vertraut gemacht.
Organisationsschritte der Eltern
Betreuungsplätze sind heutzutage rar, gerade in städtischen Einrichtungen. Durch die hohe Nachfrage wird Eltern geraten, sich bereits kurz nach der Geburt über mögliche Einrichtungen zu informieren.
Wichtige Fragen sind:
- In welchem Alter soll mein Kind in die Betreuung starten?
- Für welches Konzept entscheide ich mich – Kindertagesstätte, Kindergarten oder Tagesmutter?
- Für wie viele Stunden muss mein Kind betreut werden?
Auch wenn Kinderbetreuungsplätze zugewiesen werden, solltest du auf jeden Fall die eine oder andere Einrichtung genauer unter die Lupe nehmen. Dann kannst du schauen, für welchen Betreuungsplatz du dich bewerben willst. Zudem bietet jede Einrichtung Termine für Eltern an, um die Kita und das Konzept kennenzulernen. Welches Modell zu deinem Schatz passt? Das kannst du in unserem FamilienMoment über pädagogische Konzepte herausfinden.
Selbst wenn du dein Kind nicht gleich in die Kita geben willst, kann es sinnvoll sein, sich frühzeitig zu bewerben. Dann bist du bereits im System vorgemerkt. Das kann dir später die Anmeldung erleichtern. Abhängig ist dies von der Kita und deinem Wohnort. Leider gibt es für die Bewerbung und die Auswahl kein deutschlandweit gültiges Vorgehen, sondern es kann sich von Einrichtung zu Einrichtung und je nach Kommune unterscheiden. Elterncoach Jennifer Günther
Das Kind auf die Eingewöhnung vorbereiten
Kinder auf die Eingewöhnung oder die Betreuung vorzubereiten, ist ein wichtiger Schritt. Gib deinem Nachwuchs Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Wichtig ist, als Familie das Thema immer wieder zu besprechen und das vor allem positiv. Selbst wenn diese Trennung für euch nicht so einfach ist. Wenn die Eltern dem Schritt selbst unsicher gegenüberstehen, wird dies auch auf das Kind übertragen. Daher solltest du immer die Vorteile der Kita hervorheben.
Kommuniziere deinem Kind zum Beispiel, wenn die Bestätigung über den Betreuungsplatz gekommen ist. Sage ihm, dass eine schöne Zeit bevorsteht, in der es neue Freunde finden und tolle Sachen erleben wird. Es wird gebastelt, gelesen und gespielt. Spaziert häufig gemeinsam an der Einrichtung vorbei und steigere dadurch die Vorfreude bei deinem Kind. Dann fällt es deinem Nachwuchs leichter, neugierig und positiv in diese neue Phase zu gehen.
Findet diese Vorbereitung nicht statt, sind die Kinder oft überfordert, wenn sie plötzlich morgens in die Kita geschickt werden. Dann funktioniert die Eingewöhnung meist nicht so reibungslos.
Ein guter Zeitpunkt für die Vorbereitung des Kindes ist, sobald man einen Platz bestätigt bekommen hat. Erzähle deinem Kind von der Kita, gehe mit ihm bereits den Weg dorthin ab, um es langsam damit vertraut zu machen. Auch Bücher, die das Thema behandeln, kann man nutzen, um zu zeigen: ‚Bei dir ist es auch bald soweit.‘ Elterncoach Jennifer Günther
Fremdbetreuung durch Freunde oder Familie
Wenn das Kind zum Beispiel auch von den Großeltern betreut wird oder es ab und zu allein bei Freunden spielt, erleichtert dies die Veränderung zusätzlich. Denn so ist es bereits daran gewöhnt, nicht ständig bei Mama oder Papa zu sein. Gleiches gilt auch für Krabbel- oder Turngruppen. Hier ist noch der Vorteil, dass solche Gruppen meist Rituale am Anfang und am Ende einer Einheit haben. Dabei werden oft die gleichen Lieder wie in der Kita gesungen. So lernt das Kind schon vorab vieles kennen, auf das es in der Betreuung trifft.
Besuch der Einrichtung
Auch für Kinder gibt es in manchen Einrichtungen Schnupperbesuchstage. Oder du gehst mit deinem Kind einfach mal auf ein Kita-Fest, falls eines ansteht. Hierzu laden die Einrichtungen die Eltern mit ihrem Nachwuchs meistens ein. Am besten du besprichst die Möglichkeiten mit den Erziehern.
Hast du Freunde, deren Kinder bereits in der Kita sind? Dann holt alle zusammen das Kind aus der Kita ab. So kann dein Kind die Einrichtung schon einmal sehen. Elterncoach Jennifer Günther
Dein Kind wird eingewöhnt: So läuft es ab
Der Platz wurde bestätigt? Dann ist die Eingewöhnung nicht mehr fern. Hier erklären wir dir, wie diese in der Regel abläuft und geben dir Tipps, damit es bei deinem Schatz mit dem Übergang in die Betreuung klappt.
Wie läuft die Eingewöhnung ab?
Meist bekommst du im Frühjahr die Bestätigung für den Betreuungsplatz. Dann hast du noch ein paar Monate Zeit, um deinen Sonnenschein auf das Abenteuer Kita beziehungsweise Kindergarten vorzubereiten. Nach den Sommerferien, also etwa im August und September, startet oft die Eingewöhnungsphase.
Wie lange dauert die Eingewöhnung?
Zu Beginn bleiben die Kinder nur wenige Stunden in der Einrichtung, in denen die Eltern noch dabei sind. Schritt für Schritt verlängert sich die Aufenthaltszeit. Durchschnittlich gehen die meisten Kitas von vier Wochen Eingewöhnungszeit aus. Es können aber auch zwei Wochen sein. Achte genau auf die Zeichen deines Kindes sowie die Einschätzung der Erzieher.
Plane für die Eingewöhnungsphase viel Zeit ein. Wenn du unter Zeitdruck stehst, klappt es meist nicht, da sich dieser Druck auf das Kind überträgt. Elterncoach Jennifer Günther
Ab wann mit Kita-Eingewöhnung beginnen?
Hast du einen Betreuungsplatz für deinen Liebling bekommen, möchtest du schnellstmöglich mit der Eingewöhnung beginnen. Allerdings gibt es einige Aspekte seitens der Kita, die den Zeitpunkt bestimmen:
- Personalsituation: Damit dein Kind die Aufmerksamkeit bekommen kann, die es in dieser Phase benötigt, ist es wichtig, dass es ausreichend Personal gibt. Ob das noch vor oder erst nach den Sommerferien und mit dem Abgang der Schulgänger gegeben ist, hängt vom Kindergarten ab.
- Gesundheit: Nur wenn ihr alle gesund seid, könnt ihr in die Kita gehen und mit der Eingewöhnung beginnen. Das gilt sowohl für den vorgesehenen Erzieher also auch für dich und deinen Liebling.
- Jahreszeit: Einige Kitas machen den Eingewöhnungszeitraum von der Jahreszeit abhängig. Im Winter gibt es aufgrund von Krankheiten häufiger Personalausfall. Im Sommer besteht zudem die Möglichkeit, mehr Zeit draußen zu verbringen, was Kindern dabei helfen kann, sich besser einzufinden.
Eingewöhnung mit Oma oder Opa
Die Eingewöhnung muss nicht unbedingt mit Mama oder Papa gemacht werden. Wichtig ist nur, dass das Kind mit der jeweiligen Begleitperson eine enge Beziehung hat. Also können beispielsweise auch Oma oder Opa das Kind in der Eingewöhnungsphase begleiten. Idealerweise ist immer dieselbe Person dabei. Aber wenn es nicht anders geht, darf auch gestauscht werden, zum Beispiel ein paar Tage mit Mama und ein paar Tage mit Papa.
Wie kann ich mein Kind in der Eingewöhnung unterstützen?
Denke daran, dass sich im Leben der Kinder durch diese neue Phase einiges verändert, an das sie sich erst gewöhnen müssen. Daher ist es wichtig, dass du auch in der Eingewöhnungsphase weiter mit deinem Kind über die Kita redest. Achte auch auf das Verhalten deines Kindes – schläft es mehr, isst es mehr, ist es ruhiger oder trauriger? Kann das mit der Kita zusammenhängen? Behalte seine Verhaltensweisen im Blick, um schnell reagieren zu können, wenn Probleme auftauchen. Die Veränderung ist erst mal eine Belastung für dein Kind, das ist aber in der Regel nicht schlimm und ändert sich mit der Zeit wieder.
Bereite dein Kind am Nachmittag oder Abend auf den nächsten Tag in der Kita vor, indem du mit ihm besprichst, was ansteht. Frage es, worauf es sich freut oder mit wem es spielen möchte. Baue auch Freundschaften zu den neuen Kontakten in der Kita auf. So wird der Besuch in der Einrichtung nach und nach zum Alltag.
Nimm dir Zeit, dich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen. Hilf deinem Kind, sich einzufinden. Fällt es deinem Kind zum Beispiel schwer, morgens wach zu werden, nimm den Druck heraus. Sonst reagiert dein Kind mit Gegendruck und verweigert das Anziehen oder sogar das Frühstück. Es dauert, bis sich das Kind an den neuen Rhythmus und den Alltag gewöhnt hat. Gib ihm die Zeit und die Ruhe, die es für die Umstellung benötigt. Elterncoach Jennifer Günther
Bleibe im Austausch mit den Erziehern
Nutze die Informationen der Erzieher, zum Beispiel über den Tagesablauf, als Grundlage, um das Thema Kita zu thematisieren. Nimm dir für die Nachmittage in dieser Eingangsphase nicht zu viel vor, damit dein Nachwuchs nicht überfordert wird. Er kann in Ruhe spielen, schlafen oder mit dir kuscheln.
Manche Kinder werden von den Erfahrungen oder dem Trennungsschmerz überwältigt und müssen zu Hause weinen. Gestehe deinem Kind dies zu. Nimm es in den Arm und zeige ihm, dass diese Gefühle normal und nicht schlimm sind.
Die Jahre in der Kita sind für die Kleinen eine Zeit, in der sie viele Entwicklungsschritte durchmachen. Dadurch kann es immer wieder dazu kommen, dass sie weinerlich sind, ruhiger werden oder nörgelig. Das gehört dazu und sollte dir keine Sorge machen. Nimm dir in diesen Momenten Zeit für dein Kind und zeige ihm, dass du da bist und alles nicht so schlimm ist. Elterncoach Jennifer Günther
Erfahrungen mit Betreuungsangeboten
Für die älteren Kinder ist es manchmal ein Vorteil, wenn sie vorab bereits in einer Betreuungseinrichtung, zum Beispiel bei einer Tagesmutter, waren. Dann kennen sie die Trennungssituation schon und können sich in diesem neuen Alltag besser zurechtfinden. Aber auch das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Die erneute Umstellung kann zu Verwirrung und Problemen führen. Sei in solchen Momenten bei deinem Kind und unterstütze es.
Die Rolle von Geschwisterkindern und Freunden
Sind ältere Geschwisterkinder bereits in der Kita oder dem Kindergarten? Dann kann das ein Vorteil sein. Gerade wenn das Geschwisterkind positiv davon redet, hat das eine gute Wirkung auf das Kind in der Eingewöhnung. Ebenso können Freunde, die die gleiche Einrichtung besuchen, ein großer Vorteil sein.
Was kannst du tun, wenn Schwierigkeiten auftreten?
Sollte es in der Eingewöhnung Probleme geben, muss das nicht unbedingt am Kind liegen. Vielleicht sind die Einrichtung oder das Konzept für den Nachwuchs nicht die richtige Wahl. Informiere dich in unserem FamilienMoment über die unterschiedlichen Betreuungsmodelle.
Auch die Eltern können der Grund sein, warum die Eingewöhnung nicht klappt. Zum Beispiel, wenn die Trennung ihnen selbst schwerfällt und das Kind diese Gefühle mitbekommt. Es ist möglich, dass es sich dadurch selbst unwohl fühlt und sich gegenüber der Betreuungseinrichtung ablehnend verhält.
Sollten Probleme auftreten, ist es wichtig, schnell Lösungen zu finden. Sprich mit den Erziehern oder der Einrichtungsleiterung. Wo sehen sie die Gründe? Manchmal kann eine Hilfe von außen sehr nützlich sein. Gemeinsam wird überlegt, wie sich die Situation verbessern lassen könnte. Wichtig ist, alle Parteien, die eine Rolle spielen, zu betrachten. Meistens ist eben nicht das Kind das Problem. Findet gemeinsam eine Lösung in Absprache mit der Einrichtung. Elterncoach Jennifer Günther
Jennifer Günthers Tipps, um Kindern die Zeit in der Einrichtung einfacher zu machen
- Sei selbst positiv, wenn du über die Betreuungseinrichtung redest.
- Stehe hinter deiner Entscheidung für diese Einrichtung.
- Nimm dir Zeit, dein Kind auf diese Phase vorzubereiten.
- Führe Rituale ein, zum Beispiel zwei Minuten umarmen, bevor Mama oder Papa morgens die Kita wieder verlassen.
- Gib deinem Kind ein spezielles Kuscheltier für die Zeit in der Einrichtung mit.
- Im Notfall können auch Fotos der Familie helfen, oder ein kleines Familien-Fotobuch, das sich das Kind anschauen kann, wenn es traurig wird.
- Gib deinem Kind viel Aufmerksamkeit und Liebe, das ist besser als jedes Geschenk!
Ein Kind muss nicht immer in die Kita wollen. Ein regelmäßiger Kita-Besuch ist für die Kleinen wie ein Arbeitstag und manchmal einfach auch anstrengend. Du solltest jetzt keinen Druck ausüben, denn ein ‚du musst aber‘ kann mehr Schaden anrichten als helfen. Manchmal ist es auch vollkommen in Ordnung, zu Hause zu bleiben und eine Auszeit zu genießen. Elterncoach Jennifer Günther
Eingewöhnungsmodelle für die Kita
Es gibt unterschiedliche Modelle für die Eingewöhnung, die Erziehern und Eltern als Hilfestellung dienen. Viele Einrichtungen haben die Modelle nach eigenen Erfahrungen abgewandelt. Kläre deine Fragen mit der Einrichtungsleitung und schaue, wie du dich mit dem jeweiligen Eingewöhnungsmodell fühlst. Natürlich wird nicht jedes Kind gleichbehandelt, da jedes unterschiedliche Bedürfnisse hat.
Berliner Modell
Das Berliner Modell zur Eingewöhnung wurde in den 80er-Jahren am Berliner infans-Institut für angewandte Sozialisationsforschung/Frühe Kindheit e. V. entwickelt. Es wird in vielen Einrichtungen angewandt. Es besteht aus fünf Phasen und soll den Kindern einen möglichst sanften Einstieg in den neuen Alltag ermöglichen. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Kind und Eltern. Die Eingewöhnung ist erfolgreich, wenn sich das Kind in der Einrichtung wohlfühlt, sich von Erziehern trösten lässt und mit anderen Kindern interagiert. So soll Sicherheit in der unbekannten Umgebung geschaffen werden.
- Informationsphase: Hier findet ein starker Austausch zwischen Eltern und Einrichtung statt. Es wird ausführlich über das Eingewöhnungskonzept informiert. Die individuellen Bedürfnisse des Kindes stehen im Mittelpunkt. Dazu gehören zum Beispiel Schlafgewohnheiten, Allergien oder Unverträglichkeiten – also alles, was den Tagesablauf beeinflusst.
- Dreitägige Grundphase: In der zweiten Phase begleitet ein Elternteil das Kind drei Tage in die Kita. Eltern und Nachwuchs bleiben in dieser Phase jeden Tag etwa ein bis zwei Stunden und machen sich mit der Einrichtung vertraut. Auch der Erzieher geht schrittweise auf das Kind zu und baut einen Bezug zu ihm auf. Das Elternteil verhält sich passiv, ist aber anwesend und schenkt seinem Kind Sicherheit.
- Erster Trennungsversuch: Diese Phase ist häufig die schwierigste, denn hier verabschiedet sich das Elternteil zum ersten Mal vom Kind und verlässt den Raum zunächst für 30 Minuten. Entweder geht das Kind damit gelassen um oder lässt sich vom Erzieher trösten. Oder es weint und lässt sich nicht beruhigen. Dann muss das Elternteil wieder hereinkommen. Die Reaktion ist ausschlaggebend dafür, wie lange die Eingewöhnungszeit dauert.
- Stabilisierungsphase: In dieser Phase geht es vor allem darum, dass das Kind und der Betreuer eine gute Beziehung zueinander aufbauen. Hat das Kind beim ersten Trennungsversuch gut reagiert, wird die Trennungszeit verlängert und der Erzieher übernimmt wichtige Schritte wie das Wickeln oder das Essengeben. So stärkt sich die Beziehung zunehmend. War die Reaktion des Kindes negativ, übernimmt der Erzieher das Wickeln oder Füttern trotzdem, allerdings bleibt das Elternteil dabei. Ein erneuter Trennungsversuch erfolgt frühestens am siebten Tag.
- Schlussphase: Zu diesem Zeitpunkt haben Kind und Erzieher eine Beziehung entwickelt und das Elternteil ist mehrere Stunden am Stück nicht vor Ort. Es ist für Notfälle immer erreichbar und sollte bei Bedarf schnell in der Einrichtung sein.
Münchner Modell
Das Münchner Modell wurde Ende der 80er- beziehungsweise Anfang der 90er-Jahre anhand der Forschungsergebnisse von Prof. E. Kuno Besser in München entwickelt. Auch das Münchner Eingewöhnungsmodell hat das Ziel, dass sich die Kinder bestmöglich eingewöhnen. Der entscheidende Unterschied zum Berliner Modell liegt in der Rolle der Eltern. Es geht vor allem um eine feinfühlige Erzieher-Kind-Beziehung sowie um das Vertrauen zwischen Eltern und Kind. Auch diese Eingewöhnung verläuft in fünf Phasen:
- Vorbereitungsphase: Hier lernen Eltern das Konzept der Einrichtung, den Tagesablauf und das Eingewöhnungsmodell kennen. Die vorgesehene Bezugsperson nimmt an allen Gesprächen teil, sodass sie bereits eine gute Beziehung zu den Eltern aufbaut.
- Kennenlernphase: Diese Phase dauert etwa eine Woche. Ein Elternteil besucht mit dem Kind die Einrichtung, um gemeinsam den Alltag kennenzulernen. Wichtig ist, dass dies im Tempo und nach den Interessen des Kindes passiert. Möchte es sich bereits in Sitzkreisen beteiligen? Dann darf es das gerne tun, wird aber nicht gedrängt. So sollen Unsicherheiten vermieden werden. Gemeinsam mit seinem Elternteil erkundet das Kind die Umgebung. In dieser Phase gibt es noch keine Trennung. Auch erste Interaktionen mit anderen Kindern sind wichtig für ein gutes Einfinden in die Gruppe.
- Sicherheitsphase: In dieser Phase bleibt das Elternteil mehrere Stunden gemeinsam mit dem Kind in der Einrichtung. Ab jetzt geht die Fachkraft aktiv auf das Kind zu und übernimmt Aufgaben, die sonst die Eltern erledigen wie Unterstützung beim Essen oder der Körperhygiene. Das Elternteil ist dabei und nimmt in dieser Phase einen gut sichtbaren und zugänglichen Sitzplatz im Raum ein. Das signalisiert dem Kind, dass Mama oder Papa da ist, es aber auch frei erkunden und mit anderen Kindern spielen kann.
- Vertrauensphase: In dieser Phase kommt es zu der ersten Trennung. Das Elternteil macht die Trennung verbal und körperlich deutlich. Hierbei ist die Kommunikation zwischen Kind und Bezugsperson sehr wichtig. Die Phase gilt als abgeschlossen, wenn das Kind mit der Trennung des Elternteils einverstanden ist, sich beruhigt und das Spiel wieder aufnimmt.
- Phase der gemeinsamen Auswertung und Reflexion: Einige Wochen nach der Eingewöhnung gibt es ein Elterngespräch, in dem Fachkräfte und Eltern offen über den Prozess, das Empfinden und die Entwicklung des Kindes sprechen.
Elterncoach
Jennifer Günther berät und begleitet Eltern als Coach zu allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Erziehungsfragen. Mit den „milo Eltern- & Babykursen” in Köln und Hürth ist sie mit ihrem Team auch vor Ort für Eltern da. In Videos, Podcasts oder Blogartikeln wird sie oft als Expertin interviewt und gibt wertvolle Hilfestellungen für den Familienalltag. Sie unterstützt den Kinderschutzbund und Jugendämter im Bereich der frühen Hilfen und Präventionsangebote.