Viereckige Augen? Handy und Co. in Kinderhänden
Mittags eine halbe Stunde Fernsehen, abends noch ein bisschen mit dem Smartphone spielen: Die Welt unserer Kinder ist heute digital. Doch worauf solltet ihr als Eltern dabei achten? Bringe deinen Kindern einen maßvollen Umgang mit Medien bei. Denn im Idealfall gehen so Spaß, Unterhaltung und kindgerechtes Lernen Hand in Hand. Nützliche Tipps und vieles mehr haben wir für dich außerdem in gleich zwei Podcast-Folgen zum Thema.
Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien
Mediennutzung und -kompetenz gehen Seite an Seite. Eine eurer Aufgaben als Eltern ist es deshalb, eure Kinder an die Nutzung der verschiedensten Medien heranzuführen – und ihnen so einen vertrauensvollen Umgang damit beizubringen.
Die „Kinder-Medien-Studie 2018” hat gezeigt, dass Kinder in Deutschland Medien mit allen Sinnen nutzen: zuschauen, zuhören und lesen. Für sie gibt es kein „entweder oder“, es ist vielmehr ein „sowohl als auch“: Für die heutige Generation ist draußen zu spielen so normal, wie digital unterwegs zu sein.
Kinder möchten heute nicht mehr nur Bücher anschauen, sondern auch mal etwas auf dem Handy spielen, eine Kindersendung schauen oder ein Hörspiel hören. Aber das ist kein Grund zur Panik! Begleite dein Kind in seinem Medienerleben. Wichtig ist, dass du darauf achtest, was es konsumiert und es nichts spielen, gucken oder hören darf, was dir nicht bekannt ist. Das bedeutet nicht, dass du ständig danebensitzen musst. Sei aber immer in der Nähe und ansprechbar.
Die Mischung macht's
Neben der Mediennutzung ist es für Kinder wichtig, ihre Welt zu entdecken und zu erleben. Kreative Spiele, Puzzle, Memory oder Geschicklichkeitsspiele helfen Kindern, wertvolle und wichtige Fähigkeiten wie Konzentration, Geschicklichkeit, Ausdauer, Kreativität und Teamfähigkeit zu lernen. So können Kinder ihre Stärken und Schwächen entdecken und lernen zu gewinnen, aber auch zu verlieren. Das ist eine gute Vorbereitung für das weitere Leben.
Wie viel Zeit darf mein Kind pro Tag am Bildschirm verbringen oder Hörspiele anhören? Jede Familie ist einzigartig. Deshalb muss auch jede Familie ihre eigenen Regeln für einen maßvollen Umgang mit Medien finden. Wusstest du schon, dass Kinder Medien anders erleben als Erwachsene? Denn es ist abhängig vom Entwicklungsalter des Kindes, was es versteht. Während Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahren meist nur einzelne Teile aus Filmen und Sendungen aufnehmen können, verstehen Grundschulkinder auch schon Ironie und Wortwitz.
Gib feste Regeln vor und schaffe einen Ausgleich für das Stillsitzen
- Gib für die Mediennutzung feste Regeln vor: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt, dass Kinder zwischen drei und sechs Jahren am Tag insgesamt höchstens 30 Minuten fernsehen oder am Computer, der Spielekonsole oder dem Smartphone aktiv sein sollen. Hörmedien sollten maximal 45 Minuten pro Tag genutzt werden.
- Schaffe einen Ausgleich für das Stillsitzen während des Fernsehens oder Handy-Spielens: Gib deinem Kind Gelegenheit, sich richtig auszutoben. Denn es benötigt auch Zeit, sich ausgiebig zu bewegen. Vielleicht möchte es eine Runde Laufrad fahren oder auf den Spielplatz gehen.
- Erlebe die unterschiedlichsten Medien mit deinem Kind gemeinsam: Eine zusammen geschaute Kindersendung, ein gemeinsam gelesenes E-Book oder ein zu zweit erkundetes Handy-Spiel bieten Wärme und gemeinschaftliche Erlebnisse.
- Lerne die Lieblingssendungen und -figuren deines Kindes kennen: Sprich nach der Sendung mit deinem Kind über das Gesehene oder Gehörte: Was hat die „Paw Patrol“ heute erlebt?
- Wirf einen Blick auf die Altersempfehlung und -freigabe, bevor du deinem Kind eine Sendung, einen Film, ein Hörbuch oder ein Handy-Spiel anschaltest. Wenn dein Kind zu jung ist, suche besser etwas anderes aus.
- Fernsehsendungen oder Filme sollten den Interessen deines Kindes entsprechen. Idealerweise bestehen die Sendungen aus mehreren kurzen Episoden – das macht das Abschalten leichter.
- Gib deinem Kind die Gelegenheit, das Erlebte beziehungsweise Gesehene zu verarbeiten: Viele Kinder möchten sich durch Malen oder Rollenspiele damit auseinandersetzen, was sie gesehen oder gehört haben.
- Fernsehen und Co. sollten nicht jeden Tag fest auf dem Programm stehen.
- Lebe deinen Kindern vor, dass Bildschirmgeräte wie Smartphones und Fernseher nicht rund um die Uhr an und verfügbar sein müssen.
Fördere die Selbstständigkeit deiner Kinder
Du kennst das sicherlich noch aus der Zeit, als dein Kind noch ein Baby oder Kleinkind war: Feste Einschlafrituale geben den Kindern Sicherheit und es kann sich an die immer gleichen Abläufe gewöhnen. Behalte deine Einschlafrituale bei und passe sie an die neuen Gewohnheiten deiner Familie an.
Das Handybett – legt das Smartphone gemeinsam schlafen
So kann zum Beispiel nach dem Abendessen und dem Zähneputzen der richtige Zeitpunkt sein, auch dem Handy „Gute Nacht“ zu sagen. Ideal dafür: das Handybett! Es soll Familien helfen, am Abend zur Ruhe zu kommen und sich auf die gemeinsame Zeit zu fokussieren – ganz ohne Ablenkung. Als gemeinsames Ritual werden alle Smartphones mit den Kindern ausgeschaltet und im Handybett „schlafen“ gelegt. So fällt es allen in der Familie leichter, den Handykonsum für den jeweiligen Tag zu beenden, vor allem Mama und Papa.
Steffen Heil von der Auerbach Stiftung spricht über die Mediennutzung von Kindern
Wir durften mit Steffen Heil, dem Vorstand der Auerbach Stiftung, zum Thema Mediennutzung sprechen und ihn dazu befragen, was ein verantwortungsvoller Umgang mit Tablet und Co. bedeutet.
Kaufland: Herr Heil, der Medienratgeber der Auerbach Stiftung soll Eltern dabei unterstützen, ein dem Alter entsprechendes Maß für die Mediennutzung ihrer Kinder zu finden. Ab wann empfehlen Sie den Kontakt mit digitalen Medien?
Steffen Heil: In den ersten drei Lebensjahren sollten Smartphone und Co. tabu sein, denn in diesem sehr wichtigen Zeitraum steht die gesunde Entwicklung an erste Stelle. Kinder können in diesem Alter die schnelle Abfolge von Bildern und Tönen in der Regel auch nicht erfassen und verarbeiten. Eine gute Beziehung zu den Eltern aufbauen und die Welt mit allen Sinnen zu entdecken – das sollte großgeschrieben werden. Allein diese Eindrücke zu verarbeiten, bedeutet für ein Kind viel Arbeit. Ab dem vierten Lebensjahr können Kinder zum Beispiel schon einmal mit kurzen, altersgerechten Kinder-Serien in Berührung kommen. Uns ist dabei jedoch ganz wichtig, dass Eltern ihre Kinder dabei an die Hand nehmen, das heißt nicht einfach allein vor das Gerät setzen. Darüber hinaus erhoffen wir uns, dass Eltern ein Gespür für eine gesunde Mediennutzung entwickeln. Das kann man beispielsweise mit dem Gespür für gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung vergleichen.
Kaufland: Was bedeutet maßvolle Mediennutzung für Sie?
Steffen Heil: Uns ist allen klar, dass Kinder heute in eine digitalisierte Welt hineingeboren werden. Von daher ist es wichtig, sich verantwortlich, sicher und gesund in der „digitalen Welt“ bewegen zu können – sowohl für Eltern als auch für Kinder. Eltern haben hier also eine Vorbildfunktion. Es geht uns nicht darum, digitale Medien zu verteufeln oder zu verbieten. Wir wollen Kinder allerdings vor einem maßlosen digitalen Konsum bewahren. Für Kinder ab drei Jahren reichen maximal 30 Minuten Bildschirmzeit vollkommen aus. Für Grundschulkinder darf es auch eine Viertelstunde länger sein.
Kaufland: Worauf sollten Eltern im Umgang mit dem Thema Internet achten?
Steffen Heil: Eltern, die ihren Kindern die Nutzung des Internets erlauben, sollten diese immer begleiten. Sie sollten darauf achten, dass ihr Kind nur kindgerechte Seiten aufrufen kann und dabei nie allein ist. Zeit vor dem Bildschirm sollte dennoch die Ausnahme sein. Wir empfehlen stattdessen Bücher und Hörspiele. Sie fördern die Sprachfähigkeit des Kindes und das konzentrierte Zuhören und bereiten damit schon einmal auf die Schulzeit vor.
Kaufland: Vielen Dank, Herr Heil!
Kinder im Netz – die ersten Schritte des Nachwuchses im Netz
Medien sind Alltag – auch Kinder sind online unterwegs. Thomas Feibel, Autor und Journalist, spricht mit Jette über die ersten Gehversuche von Kindern im Netz.
Inhalt dieser Audio-Folge:
- Kennenlernen: Fragen zu Thomas‘ eigener Kindheit
- Wann ist der richtige Zeitpunkt für das erste eigene Handy?
- Welchen Vorteil hat es, gemeinsam mit den Kindern Medien zu nutzen?
- Was ist ein Shut-up-Toy und was ist das Schlimme daran?
- Welche Vorteile bringt ein Familien-PC gegenüber einem Handy oder Tablet?
- Fazit: Thomas‘ Tipps, wie Kinder einen sicheren Umgang mit Medien lernen
Kinder im Netz – Eltern als Vorbild bei der Mediennutzung
Das Internet und besonders Social Media spielen mittlerweile im Alltag der ganzen Familie eine große Rolle. Jette spricht mit Steffen Heil, Vorstand der Auerbach-Stiftung, über die Vorbildfunktion der Eltern und warum das Handy auch mal Pause haben sollte.
Inhalt dieser Audio-Folge:
- Kennenlernen: Fragen zu Steffens eigener Kindheit
- Warum spielt der elterliche Umgang mit Medien eine Rolle im Leben von Kindern?
- Was sind Bildschirmregeln?
- Was muss ich beim Posten von Bildern meiner Kinder im Netz beachten?
- Was kann ich tun, wenn andere ungefragt Bilder meiner Kinder posten?
- Fazit: Steffens Tipps, wo man sich rund um die Mediennutzung informieren kann.
Mehr Informationen zur Auerbach-Stiftung: www.auerbach-stiftung.de