Leitfaden für Eltern: Wie viel sollten Kinder trinken?
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für die Gesundheit und die Entwicklung von Kindern. Wie du die Trinkmenge deines Lieblings im Blick behältst und welche Getränke sich zum Durstlöschen eignen, liest du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Dr. med. Snjezana-Maria Schütt, Kinderärztin
Warum ist Wasser so wichtig für den menschlichen Körper?
Der Körper eines Erwachsenen besteht aus bis zu 65 Prozent aus Wasser, der Körper von Kindern sogar aus bis zu 75 Prozent. Kinder haben somit bei einer geringeren Körpermasse einen höheren Wasseranteil und im Verhältnis mehr Wasserbedarf als Erwachsene. Ihr Körper reagiert schneller auf einen Flüssigkeitsmangel, weshalb regelmäßiges und ausreichendes Wassertrinken für die Gesundheit und das Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung ist. Zudem ist Wasser lebensnotwendig, da es bei vielen wichtigen Körperfunktionen eine Rolle spielt: Es hilft bei der Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts, reguliert die Körpertemperatur, unterstützt die Verdauung, den Stoffwechsel und den Transport von Nährstoffen.
Trinkmenge von Kindern
Wasser ist ein Durstlöscher und hält viele wichtige Körper- und Zellfunktionen aufrecht. Damit sich dein Kind gut entwickeln kann, ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig.
Um einzuschätzen, wie viel Flüssigkeit ein Kind täglich benötigt, gibt es Empfehlungen, an denen sich Eltern orientieren können. Hierbei spielen Faktoren wie das Alter, das Körpergewicht sowie die körperliche Aktivität des Kindes eine Rolle. Je aktiver und größer die kleinen Entdecker werden, desto höher wird auch die Trinkmenge, die Kinder zu sich nehmen sollten. Folgende Mengen pro Tag sind eine gute Richtlinie:
- bis 3 Jahre: 820 Milliliter
- 4 bis 6 Jahre: 940 Milliliter
- 7 bis 9 Jahre: 970 Milliliter
- 10 bis 12 Jahre: 1.170 Milliliter
- 13 bis 14 Jahre: 1.330 Milliliter
- 15 bis 19 Jahre: 1.530 Milliliter
Auch feste Nahrung enthält Flüssigkeit und ergänzt den Flüssigkeitshaushalt. Je nach Lebensmittel variiert der darin enthaltene Wasseranteil.
Warum trinkt mein Kind an einigen Tagen weniger oder mehr?
Behalte das Trinkverhalten deines Kindes stets im Blick. Manchmal ändern sich Mengen und Routinen. Das muss nicht immer Anlass zur Sorge sein. Warum die Trinkmenge bei deinem Kind variieren kann, liest du hier.
- Warum trinkt mein Kind mehr Wasser als sonst? Wenn der Körper durch übermäßiges Schwitzen bei hohen Außentemperaturen oder durch Bewegung Flüssigkeit verliert, gleicht dein Kind dies durch vermehrtes Trinken aus. Auch trockene, beheizte Innenräume im Winter können dazu führen, dass sich der Wasserbedarf erhöht und Kinder schneller durstig werden. Bei Magen-Darm-Infekten oder Erkrankungen, bei denen Fieber auftritt, haben Kinder einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Es ist wichtig, den Wasserverlust, der durch Fieber, Erbrechen oder Durchfall entsteht, auszugleichen. So vermeidest du einen Flüssigkeitsmangel. In diesen Fällen wende dich frühestmöglich an deinen Kinderarzt. Weitere Tipps für eine ausgewogene Ernährung findest du auch in unserem Ernährungsratgeber für Kinder.
- Warum trinkt mein Kind zu wenig? Die Gründe, warum ein Kind zu wenig trinkt, sind unterschiedlich. Häufig sind sie harmlos. Ein Faktor kann ein hoher Flüssigkeitsanteil in der Nahrung sein. Kinder, die viel wasserreiches Obst wie Melone oder Gurke essen, decken dadurch bereits einen Teil ihres Bedarfs und trinken deshalb weniger. Auch die Fähigkeit, Durst zu empfinden und entsprechend zu reagieren, entwickelt sich erst im Kindesalter. Bei kleinen Kindern kann deshalb mangelndes Durstempfinden ein Grund für zurückhaltendes Trinken sein. Achte auf ein geeignetes Trinkgefäß, um dein Kind zum Trinken zu animieren: Manche Kinder bevorzugen bestimmte Becher oder Flaschen – etwa die Lieblings-Trinkflasche mit Strohhalm. Einige Kinder vergessen auch zu trinken, weil sie abgelenkt oder aufs Spielen fokussiert sind. Gerade im Kindergarten- oder Schulalter ist das häufiger der Fall.
- Warum trinkt mein Kind abends viel Wasser? Die Anstrengungen des Tages verbrauchen Energie und Flüssigkeit, die dann am Abend kompensiert werden. Während vor allem tagsüber sehr viel Ablenkung da ist und das natürliche Durstgefühl noch nicht so ausgeprägt ist, entsteht abends ein natürlicher Nachholbedarf. Oft etabliert sich das abendliche Trinken auch als Ritual, etwa nach dem Essen. Je älter dein Kind wird, desto stärker wird es automatisch zwischendurch seinen Flüssigkeitsbedarf kompensieren. Solange dein Kind wie gewohnt isst und schläft und auch sonst fit und energievoll wirkt, ist das abendliche gewohnheitsmäßige Trinken in der Regel harmlos.
Die besten Getränke für Kinder
Trinken ist gut und wichtig, aber nicht jedes Getränk eignet sich als Durstlöscher oder ist aufgrund seiner Inhaltsstoffe für Kinder empfehlenswert.
Geeignete Getränke
Biete deinem Kind die folgenden Durstlöscher an:
- Leitungswasser oder Mineralwasser sind am besten geeignet, um den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Die Qualität des Leitungswassers ist in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau, weshalb es in der Regel bedenkenlos getrunken werden kann. Wenn dein Kind lieber Sprudelwasser trinkt, kannst du auch entsprechendes abgefülltes Wasser verwenden oder Leitungswasser mit dem eigenen Sprudler zum Prickeln bringen. Gib geschnittenes Obst, Gemüse oder Kräuter dazu, um den Geschmack zu verändern.
- Weitere empfehlenswerte Getränke sind ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees. Warm oder kalt sind sie ein idealer Durstlöscher.
- Auch Gemüsesäfte und Fruchtsaftschorlen ohne zusätzlichen Zucker eignen sich. Empfohlen wird ein Mischverhältnis von einem Teil Saft auf drei Teile Wasser.
Ungeeignete Getränke
Hier findest du eine Übersicht von Getränken, auf die Kinder besser verzichten sollten.
- Limonaden, Fruchtsaftgetränke und Fruchtnektare sind keine geeigneten Getränke, da sie viel Zucker enthalten. In hohen Mengen können sie zu Übergewicht und Karies führen.
- Auch Getränke mit Süßstoffen sind keine gute Alternative, da sich die Kinder schnell an den süßen Geschmack gewöhnen.
- Pure Fruchtsäfte enthalten große Mengen natürlichen Zuckers, sind sehr süß und kalorienreich. Als Durstlöscher sind sie daher unpassend.
- Cola und Eistee gehören bei Kindern aufgrund des Koffeingehaltes nicht in die Getränkeauswahl.
- Milch, Kakao oder Milchmixgetränke haben zwar einen hohen Energiegehalt, sind aber keine Durstlöscher.
Symptome von Flüssigkeitsmangel erkennen
Während ein geringer Flüssigkeitsverlust durch eine entsprechende Zufuhr schnell behoben wird, kann ein großer Mangel an Flüssigkeit besonders bei den Kleinen schnell gefährlich werden. Spätestens wenn dein Kind nur wenig trinkt und kraftlos oder apathisch wirkt, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Daneben gibt es weitere körperliche Anzeichen, die ein Fehlen von Flüssigkeit im Körper anzeigen können.
Dunkler Urin
Je dunkler die Farbe ist, desto eher liegt ein Flüssigkeitsmangel vor. Scheidet dein Kind mehrmals täglich einen farblosen oder hellgelben Urin aus, scheint es ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Verstopfung
Eine verminderte Flüssigkeitszufuhr kann bei Kindern zu einer Verstopfung führen. Ist der Körper mit ausreichend Wasser versorgt, ist der Stuhl in der Regel weicher und die Darmentleerung problemlos möglich. Wenn dein Kind über mehrere Tage keinen oder nur sehr festen Stuhl absetzt, Schmerzen bei der Darmentleerung hat oder wiederholt über Bauchschmerzen klagt, solltest du den Kinderarzt aufsuchen.
Kopfschmerzen oder Schwindel
Ein Wassermangel kann sich schnell auf den Kreislauf deines Kindes auswirken. Dies macht sich häufig durch Kopfschmerzen bemerkbar und begünstigt das Auftreten eines Schwindelgefühls. Halten diese Schmerzen und Kreislaufprobleme an, ist eine ärztliche Abklärung ratsam.
Trockene Schleimhäute
Verliert der Körper große Mengen an Flüssigkeit und kann diesen Mangel nicht durch Flüssigkeitszufuhr ausgleichen, sind nicht nur die Körperfunktionen eingeschränkt. Auch die Schleimhäute trocknen aus. Anzeichen können beispielsweise eine trockene Mundschleimhaut oder trockene Lippen sein. Auch die Haut wird unelastisch und kann sich zum Beispiel durch stehende Hautfalten bemerkbar machen.
Schwäche oder allgemeine Trägheit
Auch Konzentrationsschwierigkeiten, Schwäche und Antriebslosigkeit können Anzeichen für einen Mangel an Flüssigkeit im Körper deines Kindes sein. Lasse dein Kind bei solchen Symptomen oder Unklarheiten ärztlich untersuchen.
Was tun, wenn dein Kind nicht trinken will?
Um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu gewährleisten, haben wir ein paar Tipps gesammelt.
- Gehe mit gutem Beispiel voran: Trinke genügend Wasser am Tag.
- Stelle deinem Schatz nicht nur zu jeder Mahlzeit ein Getränk hin, sondern sorge dafür, dass er jederzeit Zugang zu Wasser hat.
- Passe den Trinkbehälter an das Alter deines Kindes an. Sollte er mit einem Becher oder Glas überfordert sein, fülle die Flüssigkeit in eine entsprechende Flasche oder Schnabeltasse um.
- Durch Lebensmittel wie Gurken und Wassermelonen kannst du deinem Kind zusätzlich Wasser zur Verfügung stellen. Auch Obst und Gemüse oder Speisen wie Suppen versorgen es mit Flüssigkeit.
- Durch natürliche Farbstoffe, Tees oder Obst- und Gemüsestücke kannst du das Getränk interessant und gleichzeitig schmackhaft gestalten. Hier solltest du jedoch darauf achten, dass sich die Kinder beim Trinken nicht verschlucken.
So förderst du den Spaß am Trinken
- Ein Wasser-Tracker für die Trinkflasche: Markiere mit einem Lineal gleich große Abschnitte und beschrifte die Linien mit Uhrzeiten oder motivierenden Sprüchen.
- Entwickelt zusammen einen Trink-Song oder -Reim, den ihr singt oder aufsagt, bevor getrunken wird.
- Sticker oder andere Belohnungen: Für jede getrunkene Portion gibt es eine Mini-Belohnung zum Sammeln.
- Trinkt zusammen und macht ein Ritual daraus.
- Baue das Trinken beim Spielen ein, sodass nach jedem Spielzug oder jeder Runde ein Schluck getrunken werden muss.
- Sorge mit bunten Bechern und kreativen Ideen wie Papier-Strohhalmen für Trinkmotivation.
Auch bei Kleinkindern ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr für die Körperfunktionen und für eine gesunde Entwicklung wichtig. Beim Toben und Spielen gerät das Trinken jedoch oft in Vergessenheit und kann zu einem Flüssigkeitsmangel und in der Folge zum Beispiel zu Bauchschmerzen oder einer Verstopfung führen. Achte daher auf eine ausreichende Trinkmenge und hole im Zweifel ärztlichen Rat ein. Kinderärztin Dr. med. Snjezana-Maria Schütt
Kinderärztin
Dr. med. Snjezana-Maria Schütt ist Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Mutter von zwei Kindern. Nach ihrer Facharztausbildung an einer Universitätskinderklinik war sie in verschiedenen Bereichen der Kinderheilkunde tätig. Ihr Wissen und ihre Erfahrung im kinderärztlichen Bereich teilt sie auf ihrem Blog „die-kinderherztin” und klärt in den sozialen Medien über wichtige Bereiche der Kindergesundheit auf. Auch bei FamilienMomente steht sie Eltern bei pädiatrischen Fragen virtuell zur Seite.