Die natürliche Geburt: Definition, Vorteile und mehr
Viele Frauen verbinden die natürliche Geburt mit Schmerzen und haben Angst davor. Dabei hat eine Spontangeburt viele Vorteile für Mutter und Kind. Lies in unserem FamilienMoment, was dich erwartet und wie du dich vorbereiten kannst. Außerdem haben wir eine Podcast-Folge zum Thema „Positive Geburtserfahrungen" für dich – höre gerne rein!
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Was ist eine natürliche Geburt?
Eine natürliche Geburt, auch Spontangeburt genannt, läuft ohne Hilfsmittel wie Geburtszange oder Saugglocke ab und ist eine Vaginalgeburt. Die Verwendung einer Periduralanästhesie, also einer lokalen Betäubung, ist auch bei einer natürlichen Geburt möglich.
Der Geburtsschmerz entsteht durch die Muskelarbeit, die dabei hilft, das Kind durch den Geburtskanal zu befördern. Manche Frauen benötigen Medikamente gegen die Schmerzen während der Geburt. Auch Akupunktur, Massagen oder Entspannungsbäder können helfen, den Frauen die Geburt zu erleichtern. Mehr zum Ablauf und zur Vorbereitung der Entbindung kannst du in unserem Ratgeber zur Geburt nachlesen.
Was sind die Vor- und Nachteile einer natürlichen Geburt?
Eine natürliche Geburt hat sowohl für die Mutter als auch für das Neugeborene positive Auswirkungen, die wir dir im Folgenden vorstellen.
Vorteile für die Mutter
Die Mutter erholt sich von einer natürlichen Geburt in der Regel schnell. Weitere Vorteile betreffen zum Beispiel die Geburtsvorbereitung oder den Erstkontakt mit dem Baby.
- Körper: Die Geburt beginnt erst, wenn der Körper der Mutter bereit dafür ist. Da der Körper entsprechend vorbereitet ist, erleichtert dies die Geburt für die werdende Mama.
- Regeneration: Frauen erholen sich nach einer vaginalen Geburt deutlich schneller als nach einem Kaiserschnitt. Sie haben in den Tagen oder Wochen danach weniger Schmerzen. So können sie sich schneller eigenständig um das Baby kümmern.
- Hormone: Während des gesamten Geburtsvorgangs werden Hormone ausgeschüttet. Diese lindern nicht nur den Schmerz, sondern regen auch die Milchdrüsen und den Milcheinschuss an. Dadurch haben Mütter nach der natürlichen Geburt weniger Probleme beim Stillen.
- Mutter-Kind-Bindung: Das Hormon Oxytocin, welches bei der Geburt ausgeschüttet wird, erleichtert und unterstützt das Bonding von Mutter und Kind.
- Rückbildung: Die Rückbildung nach der Geburt gelingt in der Regel nach einer natürlichen Geburt schneller, weil die Frau nicht auf die Heilung der Narben warten muss und schneller mit der Gymnastik starten kann.
- Erstkontakt zu den Eltern: Die Eltern können das Kind direkt nach der Geburt sehen und bei sich haben. In manchen Kliniken wird das Baby zuerst untersucht, bevor es zur Mutter kommt. Ein direkter Hautkontakt im Operationssaal ist nicht in allen Kliniken erlaubt.
Vorteile für das Baby
Der Geburtsvorgang hat positive Auswirkungen auf das Neugeborene.
- Natürlicher Start: Erst wenn der Körper der Mutter und das Baby bereit dafür sind, beginnt der Geburtsvorgang. So sind Anpassungsschwierigkeiten nach der Geburt selten.
- Sanfterer Übergang ins Leben: Im OP ist es hell und kühl, im Geburtszimmer oder zu Hause kann der Raum abgedunkelt werden und zu einer einer wohligen Atmosphäre beitragen. So erlebt das Baby einen sanfteren Übergang von der Gebärmutter in die Welt.
- Lungenentwicklung: Der Geburtskanal übt Druck auf den Brustkorb aus, wodurch das Fruchtwasser aus den Lungen befördert wird. So kann sich die Lunge besser entfalten und das Baby auf das Atmen vorbereiten.
- Wärmeregulierung: Der kleine Körper kann die Wärmeregulierung besser steuern, wenn er auf natürlichem Weg auf die Welt kommt.
- Herz-Kreislauf-System: Während des Geburtsvorgangs nimmt der Darm des Babys Bakterien der Mutter auf. Diese dienen als Basis für die Ausbildung eines starken kindlichen Immunsystems.
Hat eine natürliche Geburt auch Nachteile?
Während der vaginalen Geburt wird das Gewebe im Beckenboden, in der Scheide und am Damm gedehnt, um dem Kind den Weg durch den Geburtskanal zu ermöglichen. Das kann zu einer starken Belastung des Genitalbereichs und zu Empfindlichkeit, Schwellungen oder Blutergüssen führen.
Die Wehen und die Austreibungsphase werden oft als sehr schmerzhaft empfunden, selbst mit Schmerzmitteln oder Periduralanästhesie. Der Schmerz kann mehrere Stunden oder bei langwierigen Geburten über einen ganzen Tag anhalten. Manche Frauen erleben die Geburt zudem als psychisch belastend, etwa bei Geburtsstillstand oder Komplikationen.
Ängste vor der natürlichen Geburt sind meist unbegründet
Die Schmerzen, die werdende Mütter bei einer Geburt erwarten, machen vielen Schwangeren Angst. Daher wünschen manche Frauen einen Kaiserschnitt. Sie fürchten bei einer vaginalen Geburt Folgen wie Harninkontinenz oder einen Dammriss und sind insgesamt verunsichert, was die Spontangeburt angeht. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Kaiserschnittgeburten verdoppelt und jede dritte Frau gebärt heute auf Wunsch oder aufgrund einer medizinischen Indikation mit dieser Methode.
Die meisten Ängste vor der natürlichen Geburt sind unbegründet. So kannst du während der Schwangerschaft durch gezieltes Beckenbodentraining, welches nach der Geburt fortgesetzt werden sollte, einer Inkontinenz entgegenwirken. Diese tritt in etwa 20 Prozent der Fälle auf. Auch ein Dammriss ist weniger schlimm, als viele befürchten, da die Verletzung des Gewebes in der Regel schnell wieder heilt.
Ein weiterer Grund, der Mütter von einer Entscheidung für eine natürliche Geburt abschreckt, ist die Sorge vor dem Rückgang ihrer sexuellen Lust. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass das Lustempfinden durch eine natürliche Geburt beeinträchtigt wird. Solltest du verunsichert sein, scheue dich nicht, deine Gefühle und Bedenken mit deinem Arzt oder deiner Hebamme zu besprechen. Diese können dir mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung zur Seite stehen und dich ganz individuell beraten.
Häufige Fragen zur natürlichen Geburt
Finde hier Wissenswertes über die natürliche Geburt.
Wie lange dauert eine natürliche Geburt?
Die Dauer einer natürlichen Geburt ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Die Geburtswehen öffnen den Muttermund. Erst wenn er zehn Zentimeter geöffnet ist, passt das Baby durch den Geburtskanal. Dieses Öffnen ist kein gleichmäßiger Vorgang, sondern entwickelt sich individuell. Hast du bereits Kinder auf die Welt gebracht, kann sich die Dauer der Geburt verkürzen.
Wie schlimm ist eine natürliche Geburt?
Wie intensiv eine natürliche Geburt empfunden wird, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Durch Meditation, Yoga oder Geburtsvorbereitungskurse können sich Mütter auf den Umgang mit dem Schmerz vorbereiten. Zudem bringen Schmerzmittel, Entspannungsbäder, Akupunktur oder eine Periduralanästhesie, die sogenannte PDA, während der Geburt Schmerzlinderung. Letztlich hilft auch die körpereigene Ausschüttung von Hormonen wie Endorphine oder Oxytocin, das Schmerzempfinden zu reduzieren.
Wann kommst du nach einer Geburt wieder nach Hause?
Wann du nach der natürlichen Geburt entlassen wirst, hängt von deiner körperlichen Verfassung ab. Generell bleiben Mütter nach einer komplikationsfreien Geburt etwa zwei bis drei Tage im Krankenhaus.
Wann kannst du nach der Geburt wieder Sex haben?
Gynäkologen raten Frauen, vier bis sechs Wochen nach der Geburt mit Sex zu warten. Hintergrund ist, dass die Verletzung, die durch das Ablösen der Plazenta entsteht, Zeit zum Heilen braucht. Ist der Wochenfluss beendet, kannst du wieder Geschlechtsverkehr haben.
Die Geburt eines Kindes ist vermutlich das intensivste Erlebnis im Leben einer Frau. Da es oftmals als etwas Unbekanntes auf die Frau zukommt, haben viele Angst vor der Geburt. Wichtig ist, dass du über diese Sorgen sprichst und sie mit deiner Hebamme teilst. Dadurch kannst du einige deiner Ängste loslassen. Heutzutage wird den schwangeren Frauen von anderen Müttern von schwierigen oder sehr schmerzhaften Geburten erzählt. Ich finde es wichtig, sich positive Geburtserlebnisse schildern zu lassen, um das Selbstvertrauen in sich und den eigenen Körper zu stärken. Auch im Internet sind inzwischen viele positive Geburtsberichte zu finden. Hebamme Judith Fuchs
Was macht eine positive Geburtserfahrung aus?
Nives Haag von „Mama by nature” ist HypnoBirthing-Coach und erzählt, wie sie Müttern hilft, die Geburt zu einem positiven Erlebnis zu machen.
Inhalt dieser Audio-Folge:
- Kennenlernen: Fragen zu Nives eigener Kindheit
- Was ist eigentlich eine positive Geburtserfahrung?
- Wie kann man sich auf eine positive Geburt vorbereiten?
- Wer kann die Frau während der Geburt unterstützen?
- Was ist für Nives Selbstbestimmung bei der Geburt?
- Fazit: Nives Tipps für eine positive Geburtserfahrung
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.