Hilfe bei Verdauungsproblemen in der Schwangerschaft
Viele Frauen haben in der Schwangerschaft Probleme mit ihrer Verdauung. Welche Beschwerden auftreten und was du dagegen tun kannst, erfährst du in unserem FamilienMoment.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Der Fötus drückt auf den Darm
Verdauungsprobleme bei Schwangeren kommen häufig vor: Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto mehr Platz müssen die inneren Organe für das heranwachsende Baby machen. Besonders im letzten Drittel drückt der Fötus auf den Darm und beeinträchtigt dadurch die Verdauung. Zusätzlich verlangsamt das Hormon Progesteron die Magen-Darm-Aktivität der werdenden Mutter.
Iss ausgewogen und bleibe in Bewegung
Ursächlich für Verstopfungen in der Schwangerschaft sind eine ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung, eine vergrößerte Gebärmutter, die auf Organe drückt, und Hormonveränderungen. Das Hormon Progesteron wirkt entspannend auf einige Muskelpartien im Magen-Darm-Trakt. Der Darm wird dadurch träge und verdaut die Nahrung langsamer. Gleichzeitig wird dem Magen-Darm-Trakt mehr Wasser entzogen. Dies hat zur Folge, dass der Stuhl hart und die Ausscheidung erschwert wird. Viele Schwangere nehmen Eisen als Nahrungsergänzungsmittel ein, was ebenfalls zu Verstopfungen führen kann. Was bei einer ausgewogenen Ernährung zu beachten ist, liest du in unserem Ernährungsratgeber für Schwangere.
Welche Symptome treten auf?
Ein Mediziner diagnostiziert eine Verstopfung erst, wenn drei bis vier Tage bis zum nächsten Stuhlgang vergehen und dieser deutlich erschwert ist. Oft treten Verstopfungen zusammen mit Blähungen, Übelkeit und einem Völlegefühl auf.
Welche Maßnahmen verschaffen Linderung?
Diese Tipps beugen einer Verstopfung vor und helfen auch, wenn du bereits darunter leidest:
- Vermeide stopfende Lebensmittel wie beispielsweise Bananen oder Schokolade.
- Iss eingelegte Früchte oder Trockenfrüchte und trinke anschließend ausreichend Wasser.
- Mische Flohsamenschalen, Weizenkleie oder Leinsamen in den Joghurt oder das Müsli. Die aufquellenden Ballaststoffe helfen dabei, den Stuhlgang zu regulieren. Achte darauf, dass du ausreichend Flüssigkeit zu dir nimmst.
Ein Glas lauwarmes Wasser am Morgen kann bei Verstopfung, auch Obstipation genannt, helfen. Besonders wirksam ist es, etwas Milchzucker zu sich zu nehmen. Diesen kannst du beispielsweise in einen Joghurt rühren. Hebamme Judith Fuchs
Vermeide scharfes und fettiges Essen
Viele Schwangere berichten bereits im ersten und zweiten Trimester von Sodbrennen, im dritten Trimester leiden noch mehr Frauen darunter. Zum einen wird Sodbrennen durch bestimmte Lebensmittel begünstigt, zum anderen ist auch hier das Hormon Progesteron schuld: Der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre entspannt, wodurch die Magensäure leichter in die Speiseröhre gelangen kann.
Welche Symptome treten auf?
Sodbrennen äußert sich als brennendes Gefühl, das von der Brust bis zum Hals spürbar ist. Es ist zwar unangenehm und lästig, aber ungefährlich.
Welche Maßnahmen verschaffen Linderung?
Wenn du akut unter Sodbrennen leidest, kann eine Tasse Kamillentee beruhigend und entspannend auf den Magen wirken. Auch eine aufrechte Körperhaltung hilft, damit die Magensäure nicht in die Speiseröhre fließen kann. Kaue regelmäßig Kaugummi, um damit den Speichelfluss anzuregen, wodurch sich die Magensäure besser verdünnt. Hier gilt: je mehr Speichel, desto besser.
Mit diesen Tipps beugst du Sodbrennen vor:
- Vermeide zu scharfes oder fettiges Essen und starkes Würzen.
- Nimm dir genug Zeit zum Essen und Kauen.
- Lege dich nicht direkt nach dem Essen hin, sondern sitze noch einige Minuten aufrecht.
- Iss kleinere und dafür mehrere Mahlzeiten am Tag.
- Wenn Sodbrennen abends oder nachts auftritt, kann eine aufrechtere Position im Bett helfen.
Iss viele kleine Mahlzeiten statt wenige große
Auch Blähungen können in einer Schwangerschaft vermehrt auftreten. Auslöser ist in der Regel die Ernährung: Kohlensäurehaltige Getränke und bestimmte Gemüsesorten wie Zwiebeln, Brokkoli, Kohl oder Hülsenfrüchte begünstigen Blähungen. Während der Schwangerschaft werden außerdem mehr Gase im Darm produziert, da die Verdauung verlangsamt ist und Nahrungsbestandteile zu gären beginnen.
Welche Symptome treten auf?
Blähungen äußern sich zum Beispiel durch einen Blähbauch, Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Luft im Bauch.
Welche Maßnahmen verschaffen Linderung?
Diese Ernährungs- und Verhaltensweisen wirken nicht nur nachträglich, sondern auch vorbeugend:
- Trinke warmen Kräutertee, zum Beispiel mit den Inhaltsstoffen Fenchel, Anis oder Melisse.
- Vermeide Lebensmittel, die den Bauch aufblähen, und lasse dich bei Bedarf auf Unverträglichkeiten testen.
- Bewegung kann helfen, Blähungen zu reduzieren.
- Iss mehrere kleine Mahlzeiten statt wenige große.
- Wärme, zum Beispiel durch ein Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche, kann bei einem blähenden Bauch helfen.
Bei starken Magenschmerzen, blutigem Stuhlgang oder Fieber
Verdauungsprobleme sind lästig und unangenehm, aber in der Regel ungefährlich. Wichtig ist, dass du dich weiterhin ausgewogen ernährst und genug trinkst, damit du und dein Baby alle wichtigen Nährstoffe erhalten.
Suche einen Arzt auf, wenn die Verdauungsprobleme regelmäßig auftreten und sich nicht bessern. Bei folgenden Beschwerden ist ein Arztbesuch unbedingt notwendig:
- starke Magenschmerzen
- blutiger Stuhlgang
- Schwindel
- Fieber
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.