Nachts stillen: So stillt Mama nachts ganz entspannt
Mitten in der Nacht zu stillen, muss nicht anstrengend sein. Macht es euch gemeinsam gemütlich oder stille noch im Halbschlaf auf natürliche Weise direkt im Bett. Wir haben Tipps für schöne Nächte.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Die Vorteile von nächtlichem Stillen
Tiefer, dauerhafter Schlaf ist im Babyalter nicht vorgesehen. Denn kleine Babys brauchen viele kleine Mahlzeiten. Und das rund um die Uhr, also auch nachts. Das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge, denn in einen Babymagen passt noch nicht viel hinein. Im ersten Monat kann dein Baby nur etwa 80 bis 150 Milliliter Flüssigkeit auf einmal zu sich nehmen. Hinzukommt, dass die Muttermilch relativ schnell verdaut wird, meist innerhalb von rund 90 Minuten. Dein kleiner Sonnenschein benötigt also immer wieder Muttermilch, um mit den Nährstoffen versorgt zu werden, die er braucht.
Neben der reinen Nahrungszufuhr bietet das Stillen in der Nacht auch aus Sicht der kindlichen Entwicklung mehrere Vorteile:
- Das nächtliche Stillen und der damit verbundene Körperkontakt führen dazu, dass die Milchproduktion aufrechterhalten und eine größere Milchmenge erzeugt wird.
- Stillen fördert die Bindung zwischen dir und deinem Kind – auch nachts.
- Babys schlafen an der Brust oft schnell wieder ein. Wusstest du schon, dass deine Muttermilch abends und nachts eine größere Menge an schlaffördernden Substanzen beinhaltet? Babys beruhigen sich beim Stillen optimal und finden danach schnell wieder zurück in den Schlaf.
- Auch während des Schlafens arbeitet der Körper deines Babys auf Hochtouren: Im ersten Lebensjahr verdreifacht das kindliche Gehirn seine Größe fast und auch die für deinen kleinen Sonnenschein wichtigen Wachstumshormone werden vermehrt nachts ausgeschüttet. Das nächtliche Stillen unterstützt also das Wachstum und die neurologische Entwicklung deines Babys.
Die besten Stillpositionen für die Nacht
Viele Mamas machen sich zu viele Gedanken um das nächtliche Stillen, was mit zusätzlichem Stress verbunden ist. Unsere goldene Regel lautet: Gar nicht erst richtig aufwachen!
Versuche auf das Lichtanschalten zu verzichten und bleibe zum Stillen in deinem Bett. Denn wenn du und dein Baby hellwach seid, dauert es länger, wieder in den Schlaf zu finden. Für das nächtliche Stillen ist es außerdem hilfreich, wenn dein Baby nah bei dir schläft.
Probiere doch unsere Stillpositionen für die Nacht aus – und bleibe ganz gemütlich im Bett liegen beziehungsweise sitzen:
Wiegegriff – der Klassiker
So funktioniert's: Du sitzt aufrecht mit einem (Still-)Kissen auf dem Schoß im Bett. Dein Baby liegt seitlich mit zu dir gewandtem Gesicht auf dem Kissen. Stütze den Rücken deines Kindes mit dem Arm an der Seite, an der du dein Baby an die Brust anlegst: Linke Brust, linker Arm oder rechte Brust, rechter Arm, während der Kopf deines Babys in der jeweiligen Armbeuge ruht.
Seitenlage – einfach liegen bleiben
So funktioniert's: Du liegst mit deinem Baby Bauch an Bauch auf der Seite. Mit der einen Hand kannst du bequem deinen Kopf abstützen, mit der anderen hältst du dein Baby. Kleiner Tipp: Ein Stillkissen stützt den Rücken deines kleinen Sonnenscheins zusätzlich.
In dieser Position ist es für dein Baby etwas schwieriger, die Brustwarze richtig zu fassen zu bekommen. Probiere daher diese Position öfter mal aus, um Übung darin zu bekommen – auch tagsüber.
Laid-Back-Nursing – ganz intuitiv
So funktioniert's: Du befindest dich in einer halbliegenden beziehungsweise halbsitzenden Position, während dein Baby mit seinem Bauch auf deinem liegt. Nun kannst du ein beeindruckendes Phänomen beobachten: Dein Baby sucht sich seine Position an der Brust ganz alleine und drückt sich mit seinen Füßen von deinem Bauch ab.
Noch mehr Informationen dazu für jede Gelegenheit findest du in unserem FamilienMoment über Stillpositionen.
Vorbereitung für das nächtliche Stillen
Versuche, die nächtlichen Stillpausen für dich und dein Kind so angenehm wie möglich zu gestalten – und diese besonderen Augenblicke sogar schätzen zu lernen. In ein paar Jahren denkst du bestimmt gerne an die Stillzeit zurück, in der dein kleiner Schatz und du sich so nah waren. Stille dein Baby entweder direkt im Bett oder kuschelt euch zu zweit aufs Sofa.
Um das nächtliche Stillen angenehmer zu gestalten, brauchst du:
- Nachtlicht
- Stillnachtwäsche
- Stillkissen
- weitere Kissen
- Stilleinlagen
Momente der Nähe zwischen Mutter und Kind
Am schönsten ist es für Mama und Baby, wenn das Stillen nachts in ruhiger und entspannter Atmosphäre stattfindet. Auch wenn du müde bist und lieber weiterschlafen würdest, genieße den Moment und lasse dich ganz auf dein Kind ein. Denn auch nachts ist Stillen so viel mehr als nur reine Nahrungsaufnahme: Stillen gibt deinem Baby Nähe, Geborgenheit und eine große Portion Mama.
Wusstest du schon, dass Babys darauf angewiesen sind, eine direkte Bezugsperson immer ganz eng bei sich zu haben? Denn die kleinen Menschen wissen nicht, dass wir in sicheren Häusern leben und Mama und Papa im Nebenzimmer sind. Denke immer daran: Du kannst dein Baby nicht mit zu viel Still- oder Kuschelzeit verwöhnen. Gib ihm das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.
Stillen und gemeinsam schlafen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie du und dein Baby zusammen schlafen könnt: Ein Familienbett, ein Beistellbett oder ein normales Kinderbett. Jede Familie muss aber ihren eigenen Weg finden – und der ist abhängig von den Präferenzen und Möglichkeiten der Eltern und dem zur Verfügung stehenden Platz.
Finde heraus, was am besten zu dir und deiner Familie passt:
- Familienbett: Bau dir dein Familienbett einfach selbst: Stelle dafür mehrere Betten nebeneinander. Manche Familien kaufen zum Beispiel kein Kinderbett, sondern gleich ein Erwachsenenbett fürs Baby, das dann direkt neben das Ehebett gestellt wird. Aber Achtung: Es darf keine Spalten geben, in die das Baby nachts rutschen kann! Schütze dein Baby im Familienbett mit einem Bettschutzgitter vor dem Herausfallen.
- Beistellbett: Eine Alternative ist das Beistellbett – es steht direkt neben dem Ehebett. Fürs nächtliche Stillen wird das Baby aus dem Beistellbett geholt und anschließend wieder hineingelegt. Das kann eine kleine Unterbrechung des Schlafs bedeuten. Manche Mamas können mit Beistellbett aber insgesamt besser schlafen als in einem Familienbett.
- Kinderbett: Falls im elterlichen Schlafzimmer kein Platz für ein großes Familienbett oder ein Beistellbett ist, kann auch das Kinderbett ins Schlafzimmer gestellt werden. Viele Familien stellen das Kinderbett ans Fußende des Ehebetts. Fürs nächtliche Stillen musst du dann allerdings aufstehen und das Baby mit ins Bett oder aufs Sofa nehmen – dadurch wirst du wacher, als wenn du dein Baby einfach aus dem Familienbett oder Beistellbett zu dir heranziehen kannst.
Wie und wann kann man nächtliches Stillen abgewöhnen?
Irgendwann erreicht jede Mama den Punkt, an dem sie nachts nicht mehr stillen möchte. Die Meinungen der Experten gehen auseinander, wenn es um den richtigen Zeitpunkt des nächtlichen Abstillens geht. Während einige davon ausgehen, dass ein Baby bereits mit einem halben Jahr in der Lage sein sollte, die ganze Nacht ohne Stillen auszukommen, vertreten andere die Ansicht, dass das nächtliche Stillen mindestens bis zum ersten Geburtstag sinnvoll ist. In unserem FamilienMoment über das Abstillen findest du Tipps, wie du nächtliche Mahlzeiten reduzieren kannst.
Schadet nachts stillen den Zähnen?
Viele Zahnärzte warnen Eltern immer wieder vor häufigem Stillen nach dem Durchbruch der Zähne. Sie empfehlen, dass abends nach dem Zähneputzen nicht mehr gestillt werden sollte. Diese Empfehlungen widersprechen aber den Bedürfnissen von Babys und Kleinkindern.
Karies an den Milchzähnen kann durch dauerhaftes Nuckeln an Fläschchen entstehen. Zuckerhaltige Flüssigkeiten wie Säuglingsmilch, Fruchtsäfte oder Tee umspülen so die besonders empfindlichen, frisch durchbrochenen Milchzähne beim Nuckeln und bleiben auch nach dem Einschlafen an den Zähnen haften. Aber auch pures Wasser beschädigt die Milchzähne, wenn es ständig die Zähne umspült.
Das Stillen ist im Vergleich zum Nuckeln am Fläschchen weniger gefährlich für die Zähne, weil Muttermilch weniger kariesfördernd ist als industrielle Säuglingsmilch. Außerdem ragt die Brustwarze im Vergleich zum Flaschensauger weiter in den Rachenraum hinein.
Nachts zu stillen kann sehr anstrengend sein, deshalb bietet es sich an, erst gar nicht aufzustehen und das Licht anzumachen, sondern das Stillen ins Bett zu verlagern. Eingekuschelt verspürst du eine intensivere Nähe zu deinem Baby und du erinnerst dich womöglich am nächsten Morgen nicht mehr daran, wie oft du in der Nacht gestillt hast. Bestimmte Hormone, die während des nächtlichen Stillens ausgeschüttet werden, sorgen dafür, dass du und dein Baby wieder schnell gemeinsam einschlafen könnt. Hebamme Judith Fuchs
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.