Beliebte Stillpositionen: Bequemes Stillen für Mutter und Kind
Wenn sich Mutter und Kind wohlfühlen, ist das die beste Voraussetzung für entspannte Stillmomente. In unserem FamilienMoment haben wir Tipps und kurze Anleitungen für verschiedene Stillpositionen für dich zusammengestellt.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
So bereitest du dich auf eine Stillmahlzeit vor
Vorbereitung ist alles – das gilt auch für das Stillen. Zeigt dein kleiner Sonnenschein die ersten Anzeichen eines Hungergefühls, nimm dir einen Augenblick Zeit, um dich auf die Stillmahlzeit einzustellen. In den ersten Wochen geschieht dies ganz bewusst. Im Verlauf der Stillzeit mit deinem Kleinen wird es zu einer Routine, über die du gar nicht mehr nachdenken musst.
Bequem einrichten
Nur wenn du als Mutter eine Haltung findest, in der du ruhig und entspannt bist, kann sich dieses Gefühl der Ruhe auf deinen kleinen Sonnenschein übertragen.
Nimm dir Zeit, um es dir in der gewählten Stillposition gemütlich zu machen. Ein bequemer Sessel mit Armlehnen und ein Stillkissen können dabei hilfreich sein. Der Körper deines Kindes sollte stabil liegen und gut gestützt sein. Besonders Kopf, Nacken und Wirbelsäule sollten dabei gerade und nicht verdreht positioniert werden.
Alles griffbereit legen
Gemeinsam mit deinem Baby wirst du in den ersten Monaten viel Zeit mit Stillen verbringen. Lege dir vor dem Anlegen bereit, was du benötigst, um diese Zeit zu genießen, beispielsweise einen Snack, ein Getränk oder die Fernbedienung für den Fernseher.
Gehe vor dem Stillen auf die Toilette, damit du während der Stillmahlzeit in Ruhe sitzen oder liegen kannst.
Das Anlegen
Wenn das Baby die Brustwarze nicht vollständig umfasst, kann das für die Mutter schnell unangenehm werden, denn es begünstigt die Entstehung von wunden Brustwarzen. Erwischt der Nachwuchs nur die Spitze, wird dadurch ein erhöhter Druck auf die empfindliche Brust und das umliegende Gewebe erzeugt. So kann es zu Schmerzen kommen.
Beim Anlegen deines Kleinen solltest du immer darauf achten, dass es den Warzenhof gut mit den Lippen umschließt. So kann das Baby saugen, ohne dass die empfindliche Haut der Brustwarzen zu sehr strapaziert wird. Eine rhythmische Bewegung des Kiefers und hörbares Schlucken sind gute Zeichen dafür, dass der Säugling richtig angelegt ist.
Wenn das Anlegen zunächst noch nicht funktioniert, kann ein Wechsel der Stillposition sinnvoll sein. Bei anhaltenden Problemen oder Schmerzen wende dich an deinen Arzt, an eine Hebamme oder eine Stillberaterin.
Ein anfänglicher Ansaugschmerz tritt in den ersten Wochen bei vielen Müttern auf. Mit jedem Zug sollte der Schmerz weniger werden und komplett verschwinden. Passiert das nicht, ist das Kind nicht richtig angelegt und sollte lieber nochmals gelöst und neu angelegt werden. Hebamme Judith Fuchs
Wiegegriff, Seitenlage und Co.
Hast du bereits deine persönliche Lieblingsposition beim Stillen gefunden? Suchst du nach der besten Möglichkeit, unterwegs zu stillen? Wir fassen die beliebtesten Haltungen zusammen und erklären, welche Position sich in welcher Situation besonders gut eignet.
Während viele der Positionen auch beim Stillen von Zwillingen eingenommen werden können, gibt es dennoch einige Besonderheiten. Praktische Tipps und viele Informationen zum Stillen von Zwillingen findest du in unserem FamilienMoment.
Übrigens: Ein regelmäßiger Wechsel der Stillposition kann helfen, einem unangenehmen Milchstau vorzubeugen. Denn immer dort, wo das Kinn des Babys liegt, wird die Brust am besten entleert. Der zusätzliche Druck und die Saugbewegung fördern den Milchfluss.
Volle Rückenlage
Diese Position ist für viele Mütter und ihre Babys die allererste Stillposition: Nämlich dann, wenn das Neugeborene nach der Geburt auf den Bauch seiner Mama gelegt wird und beginnt, die Brust zu suchen. Fachleute sprechen auch vom intuitiven Stillen, denn der Säugling sucht sich auf faszinierende Weise seine Position an der Brust.
So geht´s:
- Du befindest dich auf dem Rücken in einer liegenden Position.
- Dein Baby liegt mit seinem Bauch auf deinem Bauch.
- Stütze seinen Rücken mit einem Arm, falls nötig.
- Dein Baby versucht instinktiv, die Brustwarze zu erfassen.
Diese Position eignet sich besonders
- für das erste Stillen nach der Geburt.
- für das Stillen auf dem Bett oder einem großen Sofa.
- zur Entlastung des Beckenbodens oder einer Kaiserschnittnarbe in der liegenden Haltung.
- für das Bonding, also den Aufbau der starken Verbindung zu deinem Kind.
- bei großen Brüsten und starkem Milchspendereflex.
Zurückgelehnte Rückenlage
Diese Haltung ist eine Variation der vollen Rückenlage – mit dem Unterschied, dass du dabei von Kissen gestützt eine leicht zurückgelehnte Körperhaltung einnimmst. Viele Frauen mögen es, dass sie dadurch ihr Kleines besser sehen können als in der vollen Rückenlage.
Wiegehaltung
Bei dieser Position hältst du deinen Säugling im Arm, während du aufrecht und bequem sitzt. Wichtig ist, dass du dich nicht zu sehr nach vorne beugst. Das kann schnell zu Rücken- oder Nackenschmerzen führen. Mit ein bisschen Übung funktioniert das Anlegen in der Wiegehaltung schnell, unkompliziert und überall.
So geht´s:
- Setze dich aufrecht und bequem hin, zum Beispiel auf einen Sessel mit Armlehnen oder mit einem Stillkissen.
- Mama und Kind sind Bauch an Bauch.
- Dein kleiner Sonnenschein liegt seitlich in deinem Arm, der Kopf etwa auf der Höhe der Ellenbeuge.
- Falls nötig, stabilisiere seinen Po mit der Hand.
- Achte darauf, dass die Hüfte und der Kopf eine gerade Linie bilden, damit es sich beim Trinken nicht verdrehen muss.
- Mit dem Mund auf der Höhe der Brustwarze lässt sich das Baby nun gut anlegen.
Diese Position eignet sich besonders
- für unkompliziertes Stillen auf einem Sessel oder Stuhl.
- gemütliches Stillen auf dem Sofa oder im Bett. Dabei kannst du zusätzlich die Füße hochlegen.
- bei Stillmahlzeiten unterwegs.
- für etwas größere Babys, da bei Neugeborenen das Heranführen zur Brust über die Ellenbeuge eine Herausforderung sein kann.
Kreuzgriff
Diese Haltung wird auch Kreuzwiegegriff genannt. Die Ausgangsposition ist der Wiegehaltung sehr ähnlich. Statt mit der Ellenbeuge führe das Köpfchen mit der Hand zur Brust und halte es dort. Beim Stillen an der rechten Brust hältst du dein Kleines mit dem linken Arm und der linken Hand – und entsprechend andersherum mit dem rechten Arm an der linken Brust.
So geht´s:
- Das Baby ruht vor deinem Körper auf dem Unterarm.
- Greife mit der Hand sanft um seinen Hinterkopf.
- Führe den Mund des Babys zur Brustwarze, um das Anlegen zu erleichtern.
- Dabei kannst du die freie Hand nutzen, um deine Brust zu halten und für das Anlegen sanft zu formen.
Diese Position eignet sich besonders für
- Neugeborene und kleine Babys.
- Säuglinge, die Schwierigkeiten beim Erfassen der Brustwarze haben.
- bequemes Füttern in einer sitzenden Position.
- zu Hause oder unterwegs.
Mit etwas Übung kannst du deinen kleinen Sonnenschein im Kreuzgriff anlegen und dann vorsichtig in die Wiegehaltung wechseln.
Seitenlage
Du suchst nach einer Haltung, in der du besonders entspannt stillen kannst? Probiere die Seitenlage aus: Viele Frauen schwören gerade in der Nacht auf diese Variante, da die Mama es sich dabei mit ihrem Baby im Bett so richtig gemütlich machen kann.
So geht´s:
- Mache es dir in Seitenlage, zum Beispiel auf dem Bett, bequem.
- Lege dein Baby dir zugewandt eng an die Brust.
- Stütze seinen Kopf mit deinem oberen Arm.
- Deinen eigenen Kopf kannst du mit der freien Hand aufstützen oder ablegen.
- Führe dein Kind an die untere Brust.
- Sobald das Kleine gut trinkt, kannst du dich liegend entspannen.
Diese Position eignet sich besonders
- für das Stillen in der Nacht.
- für die Zeit nach der Geburt, wenn dein Kreislauf noch schwach ist.
- als Entlastung der Narbe nach einem Dammschnitt oder Kaiserschnitt.
- für einen Moment der Ruhe und Erholung für Mama und Kind, auch tagsüber.
Umgedrehte Seitenlage
Eine Variante der Seitenlage ist das Stillen in der umgedrehten Seitenlage: Dabei liegt das Baby um 180 Grad gedreht bei der Mutter, zeigt also mit den Füßchen in Richtung deines Kopfes. Das mag zunächst merkwürdig aussehen. Es kann aber zum Beispiel bei einem Milchstau und verhärteten Stellen im oberen Bereich der Brust helfen, die betroffenen Bereiche zu entleeren und dadurch Schmerzen zu lindern. Der Druck des Kiefers und die Saugbewegung oberhalb der Brustwarze können, wie bei einer Massage, Verhärtungen und Milchstau entgegenwirken.
Im Stehen
Wenn dein Schützling besonders unruhig bei den Mahlzeiten ist, kann es einen Versuch wert sein, im Stehen an einem Tisch oder am Wickeltisch zu stillen. Auch wenn die Kleinen übermüdet oder überreizt sind, kann diese Haltung hilfreich sein.
So geht´s:
- Lege dein Kind in Seitenlage vor dich auf den Wickeltisch oder einen anderen Tisch in passender Höhe.
- Seine Lage kannt du mit einem Kissen oder einem zusammengerollten Handtuch stabilisieren.
- Stelle dich gerade hin und biete die Brust zum Anlegen an.
- Wenn dein kleiner Sonnenschein trinkt, kannst du ihn sanft mit deinen Armen umfassen.
- Achte immer darauf, dass du fest und sicher stehst.
Diese Position eignet sich besonders für
- unruhige und übermüdete Babys.
- Kinder, die beim Stillen im Sitzen oder Liegen viel zappeln.
- Babys, die die Brust in anderen Positionen verweigern.
Wenn du schon ein bisschen Übung hast, kannst du deinen kleinen Sonnenschein auf den Arm nehmen und bei der Mahlzeit herumlaufen. Die schaukelnde Bewegung kann zusätzlich beruhigend wirken.
Im Tragetuch
Wenn dein Säugling unterwegs Hunger bekommt, kann das Füttern in der Babytrage oder im Tragetuch eine gute Lösung sein. Für diese Position solltet ihr schon ein eingespieltes Team sein, sowohl beim Tragen als auch beim Stillen.
So geht´s:
- Suche dir für die ersten Versuche einen Platz zum Sitzen. Grundsätzlich ist das Stillen im Stehen oder im Laufen ebenfalls möglich.
- Lockere das Tragetuch ein wenig beziehungsweise streife den Schultergurt von der Schulter auf der Seite, auf der du anlegen möchtest.
- Nun kannst du die Kleidung beiseiteschieben und deinem kleinen Tragling helfen, die Brustwarze richtig in den Mund zu nehmen.
Diese Position eignet sich besonders für
- das Stillen unterwegs.
- diskretes Stillen in der Öffentlichkeit.
- das Stillen in Bewegung, zum Beispiel bei einem Spaziergang.
Dancer-Griff
Diese Haltung ist weniger bekannt, kann aber durchaus sinnvoll sein. Empfohlen wird sie zum Beispiel dann, wenn Babys Schwierigkeiten beim Stillen haben, etwa bei Problemen mit der motorischen Entwicklung oder bei einer Muskelschwäche. Mit dem Dancer-Griff kannst du dein Kleines optimal beim Anlegen und während der Stillmahlzeit unterstützen.
So geht´s:
- Du sitzt in einer aufrechten Position.
- Dein Kind sitzt dir zugewandt auf deinem Schoß.
- Halte dein Köpfchen stabil vor deiner Brust, indem du mit Daumen und Zeigefinger ein „U“ formst und dies um den Unterkiefer legst.
- Führe den Mund sanft zur Brust.
- Mit den anderen Fingern kannst du zusätzlich deine Brust von unten stützen, um deinem Kleinen das Trinken noch leichter zu machen.
Diese Position eignet sich besonders für
- Babys, die Probleme beim Trinken haben, zum Beispiel durch eine Muskelschwäche.
- Frühgeborene, die noch wenig Kraft haben und Unterstützung benötigen.
- Säuglinge, die sich beim Stillen leicht ablenken lassen.
Football-Griff
Bei dieser Haltung wird das Baby ähnlich einem Football unter den Arm gelegt. Gerade bei Frühgeborenen und sehr kleinen Babys ist diese Position ideal, da die Kinder sehr einfach zur Brust geführt werden können. Auch nach einem Kaiserschnitt wird gerne auf die Football-Haltung zurückgegriffen, da so kein Druck auf die Wunde ausgeübt wird.
So geht’s:
- Setze dich bequem hin. Ein Stillkissen kann als Stütze zusätzlich um den Bauch gelegt werden. Es kann helfen, sich etwas zur Seite zu lehnen und auf den Unterarm zu stützen.
- Anschließend das Baby so an deiner Seite platzieren, dass es auf dem Rücken unter deinem Arm liegt. Der Kopf sollte auf der Höhe deiner Brust und der Mund an deiner Brustwarze platziert sein.
Umschließe mit deiner Hand sein Köpfchen, sodass er diesen zu deiner Brust führen kann. Zudem kannst du so das Ansaugen und korrekte Umschließen der Brust erleichtern.
Stillen ohne Druck auf die Narbe
Nach einem Kaiserschnitt tritt der Milcheinschuss etwa um einen Tag verzögert ein, also etwa am vierten statt am dritten Tag nach der Geburt. Dies ist jedoch kein Grund zur Sorge. In aller Regel ist das Stillen nach einem Kaiserschnitt genauso möglich wie nach einer spontanen Geburt.
Wichtig ist, dass du dein Neugeborenes regelmäßig anlegst. Denn nur dann kann die Milchbildung in Gang kommen. Die Kaiserschnittnarbe schränkt in den ersten Tagen deine Beweglichkeit ein und kann schmerzhaft sein. Zögere daher nicht, bei den ersten Stillversuchen Hilfe in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel vom Krankenhauspersonal oder deinem Partner.
So schonst du die Narbe beim Stillen
Probiere aus, welche Stillposition du als angenehm und schmerzfrei empfindest. Gut geeignet sind alle Positionen, in denen möglichst wenig Druck auf die Kaiserschnittnarbe ausgeübt wird, zum Beispiel die Seitenlage, die umgedrehte Seitenlage, die volle Rückenlage, die zurückgelehnte Rückenlage oder die Football-Haltung. Wenn dein Kreislauf eine sitzende Position zulässt, kannst du auch den Wiegegriff vorsichtig ausprobieren!
Hilfsmittel vor, während und nach dem Stillen
Stillkissen sind praktische Helfer im Familienalltag und ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Eine Stillmahlzeit mit deinem Baby kann 20 bis 40 Minuten dauern. Umso wichtiger ist es, dass du eine Haltung findest, in der du entspannt sitzen oder liegen kannst und das Gewicht deines Kleinen nicht ununterbrochen mit den Armen stützen musst. Sonst können sich besonders in den aufrechten Stillpositionen Rücken und Nacken schmerzhaft verspannen.
Die richtige Lage erleichtert das Anlegen
Auf einem Stillkissen liegt dein Säugling fast automatisch stabil und in der richtigen Höhe vor deinem Körper. Als Faustregel kannst du dir merken: Das Kind sollte so auf dem Kissen liegen, dass deine Brüste auf ihrer natürlichen Höhe bleiben. Dann kann es leicht andocken und entspannt trinken. So werden deine Brustwarzen am wenigsten beansprucht, wenn dein Kleines in der optimalen Ausgangsposition liegt.
Einsatzbereiche des Stillkissens
Doch auch vor und nach der Stillzeit kann ein Stillkissen ausgesprochen praktisch sein. Viele Frauen verwenden es zum Beispiel
- in der Schwangerschaft als Stütze im Bett, um trotz wachsendem Bauch eine angenehme Schlafposition zu finden und die Wirbelsäule zu entlasten.
- als Sitzpolster am Tag.
- beim Babyturnen.
- bei den ersten Sitz- und Krabbelversuchen des Babys.
Stillkissen gibt es in verschiedenen Formen und Größen, auch für unterwegs. Wenn du unsicher bist, welches Kissen das Richtige für dich ist, frage deine Hebamme oder Stillberaterin.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Geburten im Kreißsaal. Sie steht Frauen und ihren Familien während der Schwangerschaft, des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat eine Tochter.