Stressfreie Abendroutine für Kinder: Ideen & Tipps
Auch für Kinder sind Beständigkeit und Routine hilfreich. Welche Rolle eine Abendroutine dabei spielt, ab wann und wie du starten kannst, damit du sie erfolgreich in den Familienalltag integrierst, verraten wir dir in diesem FamilienMoment. Außerdem stellen wir konkrete Tipps und Inspiration zum Ausprobieren und Nachmachen vor.
✔️ in Zusammenarbeit mit Julia von @mamiblock
Warum ist eine Abendroutine für Kinder wichtig?
Eine Abendroutine kann deinem Nachwuchs dank wiederkehrender Abläufe Sicherheit und Ruhe vermitteln. Als Ankerpunkt, auch an vollgepackten Tagen, unterstützt sie dein Kind, das Tagesgeschehen zu verarbeiten und sich auf einen erholsamen Schlaf einzustimmen.
Auf der einen Seite bieten gemeinsame Rituale am Abend die Möglichkeit, eure Eltern-Kind-Bindung zu stärken und euch bewusst Zeit füreinander zu nehmen. Auf der anderen Seite wird durch das Wiederkehren bestimmter Abläufe auch die Selbstständigkeit der Kleinen gefördert. Ob Zähneputzen oder das Herauslegen von Schulsachen für den nächsten Tag – Kinder werden von Mal zu Mal sicherer und eigenständiger in der Ausführung.
Noch mehr Tipps zur Förderung der Selbstständigkeit gibt es im FamilienMoment „Kinder zur Selbstständigkeit erziehen“.
Abendroutine für Baby und Kind: Das solltest du wissen
So hilfreich eine Abendroutine sein kann, so wichtig ist es auch, dass du deinen Nachwuchs damit nicht überforderst, sondern ihn kindgerecht an Routinen heranführst sowie dass du darauf achtest, wie er diese annimmt. Findet zusammen die Abläufe und Rituale, die euch guttun. Noch mehr Tipps zur Gestaltung einer kindgerechten Abendroutine für die ganze Familie gibt es im Folgenden.
Wann kann man mit einer Abendroutine beginnen?
Mit einer Abendroutine kannst du bereits im Babyalter starten. Allerdings musst du dich dann darauf einstellen, dass du diese in regelmäßigen Abständen und abhängig von der aktuellen Entwicklungsphase deines Kindes immer wieder anpassen musst. So richten sich die Wachzeiten eines Neugeborenen beispielsweise nach Bedürfnissen wie Hunger und es kann nicht zwischen Nacht und Tag unterscheiden. Ein paar Monate später, in der Regel im Alter von drei bis sechs Monaten, sieht das Ganze schon anders aus und dein Baby entwickelt eben diesen Tag-Nacht-Rhythmus. Genau dann ist auch der richtige Zeitpunkt, um mit altersgerechten Routinen zu beginnen und deinem Baby durch wiederkehrende Abläufe zu vermitteln, wann es Zeit für das Bett ist. Sei es die Vorbereitung einer optimalen Schlafumgebung ohne Störfaktoren wie zu viel Licht oder Luftzug, ein Gute-Nacht-Lied, das letzte Wickeln des Tages – taste dich zusammen mit deinem kleinen Schatz an eure ganz eigenen Rituale heran. Ein paar Ideen für Schlummerrituale findest du in unserem FamilienMoment „Einschlafrituale: So schlummern Babys gut ein“.
Je älter dein Schatz wird, desto stärker können die Abendroutinen auch auf mehr Selbstbestimmtheit einzahlen und diese fördern. Gleichzeitig dürfen sie ruhig spielerisch sein und unterhalten. Statt des Wickelns rückt beispielsweise das eigenständige Zähneputzen mit einer Sanduhr, die dabei abläuft und beobachtet werden kann, in den Fokus. Aus dem Vorlesen einer kurzen Gute-Nacht-Geschichte kann dann das gemeinsame Lesen einer Geschichte werden, die dein Kind sich selbst aussucht, oder auch eine ruhebringende Abendmeditation.
Wie lange sollte eine Abendroutine gehen?
Eure Abendroutine sollte gerade zu Beginn nicht zu lange dauern. Zum Start sind in etwa 30 Minuten ideal, damit du dein Kind nicht überforderst. Diese Routine umfasst dabei das Zähneputzen genauso wie einen bewussten Eltern-Kind-Moment, bei dem ihr euch Zeit füreinander nehmt.
Je größer dein Nachwuchs wird, desto eher kannst du die Dauer der Routinen erweitern. Denn je älter Kinder werden, desto mehr haben sie auch zu verarbeiten. Nutze darüber hinaus vorausschauend den späten Nachmittag zum Beispiel für eine Powerrunde Toben oder Turnen und das gemeinsame Abendessen, um das Tagesgeschehen Revue passieren lassen. So können Kinder bereits vor Einsetzen der eigentlichen Abendroutine anfangen, mit den Erlebnissen des Tages abzuschließen. Die eigentliche Abendroutine vor dem Zubettgehen wiederum solltest du dann beruhigend gestalten, sodass dein Kind sich auf den anstehenden Schlaf einstimmen kann.
Wann sollte ein Kind ins Bett?
Der genaue Zeitpunkt, zu dem Kleinkinder und Kinder ins Bett gehen sollten, hängt von ihrem Alter, ihren individuellen Schlafbedürfnissen und dem Zeitpunkt ihres üblichen Aufstehens ab. Ist dein Kind zwischen eins und drei Jahre alt, sollte es in der Regel zwischen 18:00 und 20:00 Uhr ins Bett. Ist dein Kind zwischen drei und sechs Jahre alt, kann sich durch neue Tagesabläufe und einen angepassten Schlafrhythmus diese Schlafenszeit stückweise auch auf 19:00 bis 21:00 Uhr verschieben.
Wie kann man eine Abendroutine für Kinder einführen?
Im Folgenden haben wir dir ein paar Tipps zusammengestellt, die dir helfen, eure ganz persönliche Abendroutine ohne Stress und mit Erfolg einzuführen.
Lege einen festen Zeitpunkt zum Start der Routine fest
Wähle eine feste Uhrzeit für den Beginn der Abendroutine aus, die jeden Abend eingehalten wird. Dies hilft, deinem Kind Sicherheit und Vorhersehbarkeit zu geben. Achte darauf, dass die Abendroutine nicht länger als eine Stunde vor dem Schlafengehen in Anspruch nimmt und bedenke auch die aktuelle Schlafenszeit, damit du passend wählst.
Wähle altersgerechte und entspannende Aktivitäten aus
Nimm Aktivitäten in eure Rituale auf, die deinem kleinen Sonnenschein helfen, sich auf den Schlaf vorzubereiten. Je nach Alter und Interessen können das verschiedene, individuelle Beschäftigungen sein, die allerdings beruhigend statt aktionsreich sein sollten.
Bleibe konsequent
Führe die Abendroutine jeden Abend nicht nur in etwa zur gleichen Zeit, sondern auch in derselben Reihenfolge durch. Die wiederholenden Abläufe sind entscheidend, damit dein Kind eine Routine entwickelt und das Gefühl von Sicherheit greift.
Habe Geduld
Sei geduldig mit dir und deinem Nachwuchs. Sei dir bewusst, dass es Zeit braucht, bis sich dein Schatz an neue Routinen gewöhnt.
Bleibe flexibel
Natürlich ist es wichtig, bei Routinen konsequent zu bleiben, damit sie zum gewünschten Effekt führen. Allerdings gehört zum Gelingen der Routinen ebenso, dass du auf aktuelle Phasen und Bedürfnisse reagierst und dich deinem Kind in der Gestaltung der Abläufe stetig neu anpasst.
Stressfreie Abendroutine für Kinder: Ideen & Tipps
Neben den oben genannten, allgemeinen, Tipps stellen wir im Folgenden auch ganz konkrete für den Alltag vor, die du direkt in eure Routinen einbauen und für eure Bedürfnisse entsprechend nach Bedarf anpassen kannst.
Routine visualisieren – so geht‘s
Damit dein Kind die Abläufe eurer gemeinsamen Abendroutine verinnerlichen kann, hilft eine Visualisierung:
- Für Kinder ab dem Vorschulalter kann das beispielsweise eine „Routine-Uhr“ sein. Für die Umsetzung teilst du eine Uhr in unterschiedliche Farbbereiche ein. Dabei steht jede Farbe für eine andere Aktion.
- Für kleinere Kinder eignen sich einfachere Varianten der Visualisierung. Probiere beispielsweise eine Visualisierungstafel aus. Hier werden die einzelnen Punkte eurer Routine in Form von anschaulichen, kindgerechten Bildchen verdeutlicht. Ob Abendessen, Lesezeit oder Zähneputzen – jeder Aktion wird ein Bild zugeordnet. Diese werden in einer Reihe nebeneinander oder untereinander aufgehängt. Sobald eine Aufgabe erledigt ist, wandert das dazugehörige Bild in eine daneben- oder darunterliegende Reihe, welche die „erledigt-Sparte“ darstellt. Auch so wird spielerisch das Gefühl für die Routine vertieft.
Ob Uhr oder Tafel, Kinder bekommen mit dieser Hilfestellung ein noch besseres Gespür für die Dauer der Abläufe sowie für die Zeitspanne bis zur Schlafenszeit. Außerdem förderst du sie so zusätzlich in ihrer Selbstständigkeit. Probiere die Visualisierungstechnik aus und nutze dafür unsere Grafiken zum Download. Einfach ausdrucken, ausschneiden und loslegen.
Eine Runde „Flop und Top“ zum Abendessen
Nutze die Zeit beim gemeinsamen Abendessen dazu, dass sich die gesamte Familie über ihren Tag austauscht. So können die Kleinen auf der einen Seite schon zu diesem Zeitpunkt das Tagesgeschehen verarbeiten und die Zeit zum Austausch und Verarbeiten nutzen. Du als Mama oder Papa erfährst auf der anderen Seite, was dein Kind beschäftigt und kannst darauf eingehen. So entsteht eine Zeit für besonders aufmerksamen Austausch und Familienzeit, die allen guttut. Um dem Ganzen etwas mehr Struktur zu geben, kannst du beispielsweise mit einer Flop- und Top-Runde das Gespräch einläuten. Dabei erzählt jedes Familienmitglied, was sein besonderes Highlight des Tages war und was ihm an seinem Tag gar nicht gefallen hat. So entsteht fast wie von allein ein reger Austausch.
Unser Tipp: Startet dabei mit den Flops, um die positiven Momente im Anschluss umso mehr zu feiern.
Kinderyoga
Yoga hilft nicht nur Erwachsenen dabei, in Balance und zur Ruhe zu kommen. Kindgerecht angeleitet hilft es auch den Kleinen, im Einklang mit sich selbst zu sein. Gerade nach aufregenden Tagen mit viel Programm unterstützt eine Runde Yoga dabei, den Kopf freizubekommen und aufgestaute Energien abzubauen.
Unser Tipp: Sollte das aus Erfahrung bei deinem kleinen Energiebündel nicht ausreichen, versuche es alternativ mit einer nachmittäglichen Sporteinheit. Einige praktische Übungen für zu Hause findest du auch in unserem FamilienMoment „Sportübungen für Kinder: Zu Hause fit bleiben“.
Sorgen loslassen mit Sorgentierchen
Ist der Tag beim Schlafengehen noch nicht abgeschüttelt, kann eine abschließende „Bettzeit-Kommunikation“ helfen. Dein Kind kann dafür sein Lieblingskuscheltier zum Sorgentier bestimmen, eben diesem all seine Gedanken mitteilen, die es noch beschäftigen und so die Sorgen loslassen.
Positive Gedanken machen
Wenn bereits alles andere erledigt ist und sich dein Kind ins Bett eingekuschelt hat, könnt ihr die gemeinsame Zeit noch mal dazu nutzen, den Fokus auf das richtig Gute zu lenken, damit es mit positiven Gedanken entspannt zur Ruhe kommt und einschläft. Zählt euch beispielsweise jeweils drei Dinge vom Tag auf, die für euch besonders schön waren, Spaß gemacht oder gut funktioniert haben. Wenn du deinem Schatz die Chance gibst, in diesem Rahmen auch kleine Erfolge und erste Male zu feiern, schafft dieses Ritual außerdem Raum für noch mehr Selbstbewusstsein.
Stressfreie Abendrituale für Kinder im Video
Im Video stellt Julia von @mamiblock die Ideen noch mal im Detail und mit ihren ganz persönlichen Umsetzungstipps aus Elternperspektive vor. Schau es dir an, lass dich inspirieren und habe viel Freude dabei, deine ganz eigenen Routinen für den Abend zu entwickeln, die für dich und deinen Nachwuchs zu lieb gewonnenen Ritualen werden.
DIY-Expertin
Julia ist Lehrerin und Mutter von zwei Kindern. Sie gründete nach der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 2014 den mamiblock. Darin sammelt sie praktische Tipps, Tricks, Momhacks sowie Rezeptideen und bündelt sie im Videoformat auf ihrem YouTube-Kanal. Ihre alltagstauglichen Ideen stellt sie bei FamilienMomente vor und inspiriert damit Eltern und junge Familien.