Löwenzahn: Ist die Pflanze essbar oder giftig?
In Frankreich verputzte man Löwenzahn schon im 17. Jahrhundert, frisch gepflückt kommt das Wildkraut bis heute auf den Tisch. Gute Gründe dafür gibt es viele. Nicht nur, dass die jungen Blätter köstlich im Salat schmecken, der Löwenzahnpflanze wird auch so manche andere positive Eigenschaft zugeschrieben! Alles von der Herkunft bis zur Verwendung des Krauts und warum man bei einem Pflanzenteil vorsichtig sein sollte – jetzt nachlesen in unserem Lexikon!
Was ist Löwenzahn?
Beim Gewöhnlichen Löwenzahn handelt es sich um eine wild wachsende, krautige Pflanze, die nicht nur ein Leckerbissen für Insekten wie Bienen ist, sondern mit ihrem herben bis leicht bitteren Aroma auch zur würzigen Zutat in der heimischen Küche wird. Daneben kommt sie schon seit Jahrhunderten als Heilkraut zum Einsatz, unter anderem in Tees und Tinkturen. Seinen Namen trägt der Löwenzahn übrigens zurecht: Die kräftig gezackten Blätter erinnern an die scharfen Reißzähne des Raubtiers, die buschig-gelb blühenden Köpfe an eine wilde Löwenmähne. Bekannt ist die Pflanze auch als Butter-, Hunde-, Milch- oder Pusteblume.
Botanische Einordnung und Herkunft des Löwenzahns
Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum sect. ruderalia, früher: Taraxacum officinale) zählt zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ist dank menschlicher Einflussnahme heute überall dort zu finden, wo ein gemäßigtes Klima herrscht – besonders auf der Nordhalbkugel. Ursprünglich kommt er aus dem westlichen Asien und Europa. Die grünen, stark gezähnten Blätter, die gelben Blüten und der hohle, mit Milchsaft gefüllte Stängel sind typisch für die Löwenzahnpflanze, die überirdisch eine Höhe von fünf bis 30 Zentimeter erreichen kann. Weiter geht es unter der Erde, wo sie eine starke Pfahlwurzel ausbildet. Rekordverdächtig beim Löwenzahn ist die Samenbildung: So produziert eine einzige Pflanze bis zu 3.000 schwarze, länglich geformte Samen. Dank kleiner Flugschirmchen verteilt sie der Wind, wenn nicht gerade ein Kind den verlockenden Samenstand der Pusteblume in die Luft bläst – gleicht er doch einem flauschigen Ball.
Nährwerte von Löwenzahn
Beim Löwenzahn verteilen sich auf wenige Kalorien eine Menge Nährstoffe. Unsere Tabelle bietet einen ersten Überblick darüber, was genau in der Pflanze steckt.
Nährwerte pro 100 g:
Kalorien | 27 kcal |
Eiweiß | 2,9 g |
Fett | 0,6 g |
Kohlenhydrate | 2,4 g |
Ballaststoffe | 3 g |
Vitamin A | 1,3 mg |
Vitamin C | 68 mg |
Vitamin E | 2,5 mg |
Kalzium | 168 mg |
Kalium | 501 mg |
Magnesium | 37 mg |
Phosphor | 66 mg |
Ist Löwenzahn gesund?
Als Heilpflanze bringt Löwenzahn eine lange Geschichte mit. Schon bei dem persischen Arzt und Gelehrten Avicenna im 11. Jahrhundert fand das Kraut Erwähnung. Seit dem 16. Jahrhundert ist es auch im europäischen Raum für seine verschiedenen Wirkungen bekannt und wurde „gebenedeite Arznei“ genannt. Dabei punktet Löwenzahn mit den verschiedensten Inhaltsstoffen.
Hohe Nährstoffdichte
Löwenzahn hat gleich mehrere Vitamine und Nährstoffe zu bieten, die sich positiv auf den menschlichen Körper auswirken – darunter Vitamin C. Wer eine Portion von 100 Gramm Löwenzahn isst, kann damit im besten Fall rund 70 Prozent des täglichen Durchschnittsbedarfs eines Erwachsenen abdecken. Der Körper braucht Vitamin C zur Unterstützung seiner Abwehrkräfte. Daneben ist das Vitamin auch für den Aufbau und Erhalt gesunder Knochen, Zähne, Zahnfleisch, Knorpel und Haut notwendig. Enthaltenes Vitamin A ist relevant für die normale Funktionsweise der Augen und das Zellwachstum, Vitamin E trägt zur Gesunderhaltung der Blutgefäße und zu einer intakten Durchblutung bei. Außerdem stecken in der Löwenzahnpflanze noch Kalium, Magnesium und Phosphor. Während letzteres für den Aufbau von Zellmembranen notwendig ist, braucht der Körper Magnesium zum Erhalt der Knochengesundheit und zur Unterstützung des Stoffwechsels. Kalium ist unter anderem wichtig für einen gesunden Blutdruck.
Verdauungsfördernde Wirkung des Löwenzahns
Vor allem in den Blättern und Wurzeln des Löwenzahns sind diverse Bitterstoffe enthalten, denen in der Volksheilkunde eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt wird. Sie sollen unter anderem bei Blähungen und Völlegefühl helfen. Außerdem gilt Löwenzahn als Mittel, um die Produktion von Gallensaft anzukurbeln. Er unterstützt den Körper beim Fettabbau. Ihre harntreibende Wirkung hat der Pflanze den neckischen Beinamen „Pissnelke“ eingebracht.
Ist der Saft des Löwenzahns giftig?
Keine Sorge: Wirklich giftig ist der Milchsaft der Blütenstängel nicht – gut bekömmlich allerdings genauso wenig. Vor allem bei älteren Pflanzen stecken vermehrt Bitterstoffe, Harze und Triterpene in dem trüben Saft. In größerer Menge oder bei besonders empfindlichen Menschen kann die Kombination zu Bauchschmerzen, Brechreiz und Durchfall führen. Manche reagieren bei Hautkontakt auch mit Juckreiz.
Anbau und Ernte von Löwenzahn
Vom Frühling bis zum Sommer zeigt der Löwenzahn seine leuchtend-gelbe Mähne. Wir haben ein paar Tipps, wo er wild wächst, wie man ihn erkennt und was den Anbau im eigenen Garten so einfach macht.
Anbau: Zucht-Löwenzahn
Der eifrig wachsende Löwenzahn streckt nahezu überall sein gelbes Köpfchen Richtung Himmel. Kultiviert wird das würzig-aromatische Wildkraut trotzdem. So gibt es beispielsweise in Frankreich einen merklich größeren Löwenzahn aus gezieltem Anbau. Daneben unterscheidet sich Zucht-Löwenzahn von der wilden Pflanze in seiner Farbe: Er bringt eine vornehme, ins Gelbe gehende Blässe mit, die dadurch entsteht, dass die Pflanze beim Anbau leicht zugedeckt oder im Dunkeln herangezogen wird. Dieser gebleichte Löwenzahn enthält weniger Bitterstoffe als sein wilder Verwandter und schmeckt dadurch milder. Dabei kommen eher neuere Sorten zum Einsatz, die besonders fleischige Blätter mitbringen. Löwenzahn vom Freiland ist in der Regel ab März und dann den Sommer über zu haben. Im Herbst und Winter löst ihn der Zucht-Löwenzahn aus dem Treibhaus ab.
Ernte: Löwenzahn sammeln
Im Frühling und Sommer lässt sich wilder Löwenzahn praktisch im Vorbeigehen sammeln. Er wächst meist zahlreich im eigenen Garten, auf Wiesen, Lichtungen und Wegrändern. Ganz wichtig: Unweit viel befahrener Straßen oder auf frisch gedüngten Wiesen sollte man wegen der möglichen Belastung durch Schadstoffe nicht zugreifen. Auch Flächen, auf denen sich viele Hunde bewegen, besser meiden. Die beste Zeit für die Ernte ist der April oder zumindest vor der Blüte, wenn der Löwenzahn besonders zart schmeckt. Die neuen Blattrosetten enthalten nämlich weniger Bitterstoffe als ältere Löwenzahnblätter.
Die Verwechslungsgefahr mit Giftpflanzen ist überschaubar. Mit seinen gezähnten, glatten sowie unbehaarten Blättern gibt sich Löwenzahn meist klar zu erkennen. Im Zweifel hilft der Check des Stängels. Im Gegensatz zu dem des Schaftlöwenzahns, des Gewöhnlichen Ferkelkrauts und des Habichtskrauts, ist der Stängel des Löwenzahns hohl, unbehaart und mit Milchsaft gefüllt. Außerdem hat Löwenzahn nur eine Blüte pro Pflanze, was ihn vom giftigen Kreuzkraut unterscheidet. Wer sich beim Sammeln nicht sicher ist, lässt die Pflanzen besser stehen und verwendet sie nicht in der Küche.
Löwenzahn im Garten selbst anpflanzen – so geht’s
Im eigenen Garten wächst Löwenzahn fast wie von selbst. Was für Pflanzenfans ohne grünen Daumen ein Segen ist, kann andere wahnsinnig machen. Denn: Einmal gesät, verbreitet sich die Pflanze auch ungewollt so rasant, dass sie vielerorts als schwer zu bändigendes Unkraut gilt. Wir geben Tipps, wie man das Kraut anbaut und gleichzeitig verhindert, dass Löwenzahn die Herrschaft über den Garten übernimmt.
Löwenzahn anbauen und pflegen:
- Bevor sich der Löwenzahn selbst durch den Wind aussät, können die Samen der weißen Pusteblume leicht für den Anbau gesammelt werden. Alternativ Saatgut im Handel kaufen.
- März bis Mai oder September bis Oktober sind die besten Zeiten für die Aussaat der gut gedeihenden Löwenzahnpflanze.
- Am besten wächst Löwenzahn in feuchten, nährstoffreichen Böden.
- Die Samen an einem sonnigen bis halbschattigen, luftigen Standort einen Zentimeter tief in die Erde setzen. Dabei einen Abstand von mindestens 30 Zentimetern einhalten und die Samen nach der Aussaat feucht halten.
- Löwenzahn ist anspruchslos – weitere Pflege braucht er keine.
- Bei der Ernte gilt das Gleiche wie beim Sammeln des wilden Krauts: die Blätter vor der Blüte pflücken, damit sie keinen bitteren Beigeschmack bekommen.
- Wer die unkontrollierte Ausbreitung im Garten verhindern möchte, sollte die gelben Löwenzahnköpfe entfernen, wenn sie sich nach der Blüte wieder schließen. Andernfalls bildet sich die hübsche weiße Samenkugel und der Wind trägt die Samenkörner auf den Rasen und in Blumenbeete.
Einkauf und Lagerung von Löwenzahn
Am leckersten schmeckt Löwenzahn, wenn er frisch gepflückt auf den Tisch kommt. Da die Blätter schnell welken, sollten sie am besten noch am selben Tag verarbeitet werden. Wenn das mal nicht klappt, hält Löwenzahn kurzzeitig im Kühlschrank durch – entweder locker in ein feuchtes Tuch eingeschlagen oder verpackt in einen Gefrierbeutel. Ein Ernteüberschuss lässt sich in einer Tüte oder Dose einfrieren. Beim Einkauf von Löwenzahn die Schnittstellen checken: austretender, milchig-weißer Saft ist ein Zeichen für Frische. Die Blätter sollten knackig aussehen und nicht schlaff wirken.
Zubereitungstipps für Löwenzahn
Abspülen, trocken schütteln – fertig! Um Löwenzahn fit für den Salat oder die Suppe zu machen, braucht es kaum Vorbereitungszeit. Das liegt auch daran, dass sich die Pflanze sprichwörtlich mit Haut und Haar verschlingen lässt.
Welche Teile vom Löwenzahn darf man essen?
Auch wenn man sich beim Genuss der Stängel zurückkalten sollte: Grundsätzlich sind von der Blüte bis zur Wurzel alle Teile des Löwenzahns essbar. Ein kleiner Tipp für alle, denen die Blätter zu bitter sind: eine Stunde in Salzwasser ziehen lassen. Indem sich dadurch Bitterstoffe lösen, wird der Löwenzahn etwas milder und bekömmlicher.
Löwenzahnblätter zubereiten: Suppe, Salat und Co
Mit ihrem würzigen, leicht bitteren Geschmack sind die gezackten Blätter des Löwenzahns Grundlage und zugleich leckere Beigabe zum grünen oder bunten Salat. Besonders gut harmoniert das Aroma des wilden Grüns mit Walnussöl und Rotweinessig. Sahne, Schmand, Joghurt oder cremige Senfsoße schwächen den herben Geschmack etwas ab. Köstlich als Topping sind knackige Kürbis-, Sonnenblumen- oder Wassermelonenkerne. Zerhackt passen die Blätter zu einer Kräuterbutter und einem -quark, zum Beispiel auf Kartoffeln aus dem Ofen. Ansonsten lassen sie sich auch über Gemüsegerichte streuen und schmecken zur Brotzeit. Wer mag, kann die größeren Blätter der Löwenzahnpflanze kurz wie Spinat und in Eintöpfen garen. Fast schon ein Klassiker ist Löwenzahnsuppe. Dabei landen neben den frischen Blättern beispielsweise auch Lauch, Karotten und Tomaten bei angebratenen Zwiebeln im Topf, werden mit Wasser aufgegossen und nach kurzer Kochzeit glatt püriert.
Löwenzahnblüten zubereiten
Auf dem Salat und anderen Gerichten taugen die hübschen Blüten als frühlingshafte Deko. Im Löwenzahngelee werden die Blüten zum süßen Brotaufstrich. Nicht umsonst ist die Leckerei auch als Löwenzahnhonig bekannt. Aus drei Handvoll gelben Löwenzahnblüten, Saft und Schale einer Bio-Zitrone, einem Kilogramm Zucker und einem Liter Wasser lässt sich außerdem ein leckerer Sirup herstellen. Salzig wird’s mit dieser Rezeptidee: noch geschlossene Löwenzahnköpfe mit Essig, Estragon, Petersilie, Knoblauch und Zwiebelringen in ein sauberes, verschließbares Glas geben und acht bis zehn Wochen stehen lassen. Danach sorgen die Knospen – ähnlich wie Kapern – für kleine Genussmomente zwischendurch.
Löwenzahn-Tee aus Blättern oder Wurzeln
Löwenzahnwurzeln, die im Frühling oder Herbst ausgegraben und im Anschluss daran getrocknet und luftdicht aufbewahrt werden, eignen sich wunderbar für einen Teeaufguss – genauso wie die Blätter, speziell die älteren. Als Maximalmenge gelten zehn bis 15 Gramm mit Wurzeln. Das entspricht ungefähr drei Tassen Tee. Die meisten verwenden etwa zwei Teelöffel der Blätter auf einen Viertelliter Wasser, das frisch gekocht über den Löwenzahn gegossen wird. Nach einer Ziehzeit von zehn Minuten ist der Tee fertig und die Pflanzenteile werden abgeseiht. Was die längliche Wurzel angeht, gilt sie zermahlen außerdem als – zugegeben etwas gewöhnungsbedürftiger – Kaffeeersatz.
Leckere Rezepte mit Löwenzahn
Was die Verbreitung von Löwenzahn in der Küche angeht, war Frankreich ganz vorne mit dabei. Schon vor etwa 400 Jahren war das Wildkraut dort als Gemüse so beliebt, dass man es für Salat verwendete. Das ist auch heute noch eine gute Idee. Als Beilage zu Hoorischen Kartoffelklößen beispielsweise ist Löwenzahn köstlich. Lecker schmecken die jungen Blätter aber auch als Zutat in grünen Smoothies, einer Quiche oder im cremigen Risotto. Wer es noch nie gekostet hat, sollte sich unbedingt an einem Löwenzahngelee versuchen.