Schwangerschaftsdepression – was hilft?
Zehn Prozent aller Schwangeren leiden an einer Schwangerschaftsdepression. Lies in unserem FamilienMoment, an welchen Symptomen du die Krankheit erkennst und hole dir Tipps zur Vorbeugung.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Was sind Schwangerschaftsdepressionen?
Stimmungsschwankungen sind eines der typischen Symptome einer Schwangerschaft. In einem Moment ist die Schwangere glücklich, im nächsten Moment gereizt und übermüdet. Diese Stimmungsschwankungen sind völlig normal. Neben Euphorie, Übermüdung und Reizbarkeit kannst du auch Traurigkeit in der Schwangerschaft verspüren. Nimmt die Traurigkeit jedoch immer mehr zu und gewinnt sogar die Oberhand, so kann es sein, dass du an einer Schwangerschaftsdepression leidest.
Die Ursachen der Erkrankung sind unklar. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Schwangerschaftsdepression zu erkranken, erhöht sich, wenn in der Familie psychische Erkrankungen vorliegen oder wenn du bereits zu einem früheren Zeitpunkt an Depressionen gelitten hast. Auch die vom Körper ausgeschütteten Schwangerschaftshormone haben Einfluss auf deine Stimmung. Einige Frauen spüren die Hormonschwankungen stärker, andere weniger intensiv. Auf die Stimmung drücken bei vielen Schwangeren die Sorgen, ob sie eine gute Mama sein werden und bereit für einen neuen Lebensabschnitt sind. Die Angst über die Zukunft vertreibt dabei die tatsächlich empfundene Freude über das Baby und die Schwangerschaft.
Wie erkenne ich Schwangerschaftsdepressionen?
Eine Schwangerschaftsdepression erkennst du an folgenden Symptomen, wenn diese länger als zwei Wochen andauern.
Große Ängste und Sorgen vor der Zukunft
Werde ich eine gute Mama sein? Werde ich Job, Haushalt, Beziehung und ein Neugeborenes gleichzeitig meistern können? Wird mein Baby gesund sein? Vor allem Frauen, die in ihrer Vergangenheit eine oder mehrere Fehlgeburten erlitten haben, machen sich große Sorgen um die Gesundheit ihres Babys. Sie freuen sich nicht, da sie Angst haben, wieder ein Baby zu verlieren.
Bevor du dir allzu große Gedanken machst, rede mit deinem Partner, deinen Eltern, deiner besten Freundin oder mit der Hebamme über deine anhaltenden Ängste. Tausche dich mit anderen Müttern aus, die für dich ein Vorbild sind. Wahrscheinlich wirst du feststellen, dass sie die gleichen Sorgen hatten. Vor allem bei der ersten Schwangerschaft sind sie akzeptabel. Allerdings nur in einem gewissen Maße. Du solltest nachts ruhig und entspannt schlafen können. Sollten die Gefühle zu extrem sein, wende dich unbedingt an deinen Arzt oder deine Hebamme.
Appetit- und Schlaflosigkeit
Du hast auf gar nichts mehr Appetit und liegst nächtelang wach? Durch die Appetit- und Schlaflosigkeit verlieren viele Schwangere an Energie, werden lustlos und schnell reizbar. Wenn du merkst, dass du die Freude an Aktivitäten verlierst und dir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, erstelle einen kreativen Kalender. Darin trägst du geplante Aktivitäten für die nächsten Tage ein:
- Regelmäßiger Sport, vor allem an der frischen Luft, kann den Schlaf langfristig verbessern. Das gleiche gilt für Aufenthalte im Freien ganz ohne sportliche Aktivität. Gehe zum Beispiel regelmäßig spazieren. Yoga oder Aerobic können helfen, deine Depression zu mindern und deine Stimmung zu heben.
- Solltest du Probleme beim Einschlafen haben, hilft es, ein Entspannungsbad, zum Beispiel mit einem Lavendel-Badezusatz, zu nehmen, ein Buch zu lesen oder sich von einem Hörspiel berieseln zu lassen.
- Um deine Appetitlosigkeit zu überwinden, nimm nur kleine Mahlzeiten zu dir und iss diese langsam.
Anhaltende Niedergeschlagenheit und Traurigkeit
Du bekommst mit, wie sich die Familie, Freunde oder Bekannte sehr über den Nachwuchs in deinem Haus freuen, aber du selbst fühlst nur noch Leere. Du lachst nicht mehr und die positive Einstellung, die du in deiner Kinderwunschzeit hattest, ist einer anhaltenden Traurigkeit gewichen. Wenn du die Niedergeschlagenheit so vereinnahmst, dass du dich nicht mehr über die anstehende Geburt und das Baby freuen kannst, wende dich an deinen Frauenarzt oder deine Hebamme.
Gefühl, den Alltag nicht mehr eigenständig meistern zu können
Durch den Verlust deiner Lebensfreude hast du das Gefühl, dass dir nichts mehr gelingt. Du machst einen großen Bogen um die Dinge, die dir vor deiner Schwangerschaft Freude bereitet haben. Bitten deinen Partner um Unterstützung und um die Übernahme von Aufgaben, die dich viel Kraft kosten: Er kann dir zum Beispiel bei der Hausarbeit unter die Arme greifen. So kannst du dich auf deine Schwangerschaft konzentrieren, welche auf jeden Fall Priorität in dieser Zeit hat.
Welche Auswirkungen haben Depressionen in der Schwangerschaft?
Eine Schwangerschaftsdepression kann nicht nur dir schaden, sondern auch deinem ungeborenen Kind. Deshalb solltest du die Krankheit auf jeden Fall ernst nehmen und dich nicht schämen.
Eine unbehandelte Depression in der Schwangerschaft kann zu einem verzögerten Wachstum des Kindes führen. Zudem steigt das Risiko, eine Frühgeburt oder Fehlgeburt zu erleiden. Wird die Schwangerschaftsdepression nicht behandelt, kann es nach der Geburt in eine sogenannten Wochenbettdepression übergehen. Diese kann ein paar Wochen oder auch länger als ein Jahr andauern. Sie kann nach jeder Geburt auftreten und trifft auch Frauen, die sich schon seit Längerem ein Kind gewünscht und sich auf die Zeit vorbereitet haben.
Was hilft bei einer Schwangerschaftsdepression?
Was kannst du tun, wenn die depressive Stimmung nicht nachlässt? Der erste und wichtigste Schritt: Gestehe dir ein, dass es dir nicht gut geht und du Hilfe benötigst.
Wann solltest du zum Arzt gehen?
Die Depression tritt häufig im ersten Trimester auf. Halten die genannten Symptome länger als zwei Wochen an, suche einen Arzt auf. Vertraue dich deinem Partner, deiner besten Freundin oder deinen Eltern an. Auch deine Hebamme steht dir beiseite und kann für dich spezielle Hilfe organisieren.
Solltest du Selbstmordgedanken haben oder unter Panikattacken leiden, hole dir bitte umgehend Hilfe. Eine Therapie zu machen, ist ein Zeichen dafür, dass du eine gute Mutter bist, der ihre Gesundheit und die ihres Babys am Herzen liegen.
Wie wird eine Depression behandelt?
Im ersten Schritt empfiehlt sich eine psychotherapeutische Behandlung. Gemeinsam mit deinem Therapeuten versuchst du, die Ursache der Depression zu ergründen. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze, beispielsweise eine Gesprächs- oder Verhaltenstherapie.
Da es länger dauern kann, bis du einen Psychotherapieplatz bekommst, kannst du die Wartezeit mit Online-Angeboten überbrücken. Merkst du, dass du so lange nicht warten kannst, nimm Kontakt mit deinem Hausarzt oder Gynäkologen auf.
Wann werden Antidepressiva eingesetzt?
Kommst mit deinem Therapeuten zu der Erkenntnis, dass die Therapie allein nicht ausreicht, können Antidepressiva eine weitere Möglichkeit darstellen. Nicht jedes Antidepressivum ist für Schwangere geeignet. Es gibt jedoch einige, die auch für die Schwangerschaft zugelassen sind und für eine Stimmungsaufhellung sorgen. Bis sie die volle Wirksamkeit entfalten, vergehen oft ein paar Wochen. Merkst du also nicht sofort eine Veränderung, sprich zunächst mit deinem Therapeuten. Passe die Dosis nur nach Absprache an.
Wie kann ich einer Schwangerschaftsdepression vorbeugen?
Eine Schwangerschaftsdepression kann man leider nicht verhindern, allerdings gibt es ein paar Tipps zur Vorbeugung.
- Traue dich deinem Partner, deinen Freunden oder der Familie an. Im gemeinsamen Gespräch sollte klar sein, dass es sich hierbei um eine Krankheit handelt. Mit einer Therapie beugst du der Entstehung einer Wochenbettdepression vor.
- Lasse dich nicht von dem Stress vereinnahmen: Wie soll das Kinderzimmer aussehen? Was brauche ich noch alles für mein Kind? Was ist das Beste für mein Baby? All diese Fragen kannst du auf Eis legen, denn was in dieser Zeit bedeutend für sie alle ist, ist deine Gesundheit und die deines Babys.
- Achte auf eine gesunde Ernährung und mache regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft. Entspanne dich dabei und atme tief ein und aus. Genieße den Wind, die warme Sonne oder die kalte, frische Luft.
- Auch die regelmäßige Teilnahme an Yogakursen oder Meditationskursen und Atemübungen können die negative Stimmung deutlich verbessern und in dir wieder Lebensfreude und Energie wecken.
Es gibt viele Wege, wie du auf eine Schwangerschaftsdepression reagieren kannst. Beginnen kannst du zum Beispiel mit Homöopathie, aber auch Akupunktur hat bereits Erfolge gezeigt. Ganz wichtig ist es, dass du für Entlastung sorgst. Spanne dein Umfeld ein – so kann dein Partner dich im Haushalt mehr unterstützen. Das Gleiche gilt natürlich auch nach der Geburt. Vielleicht kann dein Partner mit dem Baby spazieren gehen, während du dich hinlegst und ausruhst? Das fördert auch seine Bindung zum Kind. Ansonsten wende dich gern an deinen Arzt oder deine Hebamme, die dich mit Experten oder Selbsthilfegruppen in Kontakt bringen können. Hebamme Judith Fuchs
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.