Rückbildung nach Kaiserschnitt: Das ist wichtig
Nach einem Kaiserschnitt ist die Rückbildung wichtig, denn der Beckenboden wird nicht nur durch eine normale Geburt, sondern auch durch die Schwangerschaft belastet. Allerdings sollten sich Frauen nach einem Kaiserschnitt etwas mehr Zeit lassen und einige Dinge beachten, um den Körper und die Narbe nicht zu stark zu beeinträchtigen.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Was ist besonders an der Rückbildung nach Kaiserschnitt?
Schwangerschaft und Geburt haben große Auswirkungen auf den Körper einer Frau. Nach dieser Zeit muss der Körper wieder in seine frühere Form gebracht werden. Die Rückbildung sorgt dafür, dass er stabilisiert wird. Das trifft sowohl auf Frauen nach einer normalen Geburt als auch auf Frauen nach einem Kaiserschnitt zu.
Zwar erleben Frauen, die ihr Kind per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht haben, eine andere Zeit nach der Geburt. So haben sie keine Geburtsschmerzen erlebt, dafür aber eine große Narbe zurückbehalten. Dennoch profitieren auch sie von Rückbildungsgymnastik. Denn während der Schwangerschaft wurde auf ihren Beckenboden durch den wachsenden Babybauch ein großer Druck ausgeübt.
Beginn der Rückbildung
Frauen, die mit Kaiserschnitt entbunden haben, sollten mit der Rückbildung später anfangen als Frauen nach einer natürlichen Geburt. Empfohlen wird der Beginn acht bis zwölf Wochen, nachdem das Kind auf die Welt gebracht wurde. Ruhe dich in diesen Wochen aus und beachte im Wochenbett, dass du dich nicht zu ruckhaft oder hastig bewegst. Das kann deinem Beckenboden beziehungsweise der Gebärmutter sehr helfen. Halte vor dem Beginn der Übungen unbedingt Rücksprache mit deinem Arzt oder deiner Hebamme. Die Rückbildung nach dem Kaiserschnitt dauert etwas länger als bei Frauen, die ihr Baby natürlich zur Welt gebracht haben.
Einschränkung durch die Narbe
Nach einem Kaiserschnitt ist eine intensivere medizinische Betreuung notwendig. Wie bei vielen anderen Operationen auch, ist die Bewegung in der ersten Zeit durch die Schmerzen stark eingeschränkt.
Eine Kaiserschnittnarbe ist meist sehr tief und betrifft mehrere Gewebeschichten. Die Wunde heilt in der Regel aber recht schnell. Dann kann das Gewebe mit Übungen wieder verbessert und gestärkt werden.
Erst einmal Schonung
Nutze die Zeit des Wochenbetts, um deinem Körper die Zeit zu geben, die er nach der Operation benötigt. Setze auf Entlastung und Schonung statt auf exzessives Training. Damit ist deinem Körper mehr geholfen. Das heißt natürlich nicht, dass du dein Kind in dieser Zeit nicht selbst versorgen kannst. Dennoch solltest du alles sehr ruhig angehen lassen und viel Zeit im Liegen verbringen.
Achte besonders darauf, dass du ruhig und sanft und über die Seite aufstehst. Genauso solltest du bei allen Bewegungen deinen Köper möglichst schonen und vorsichtig vorgehen. Nutze die Zeit, um Kraft und Energie für die nächsten Wochen mit deinem kleinen Schatz zu tanken.
Rückbildungskurs
Du kannst zu Hause eigenständig Rückbildungsübungen durchführen oder an Kursen teilnehmen, bei denen du gemeinsam mit anderen frisch gebackenen Müttern wieder fit wirst. Für gesetzlich Versicherte übernimmt die Krankenkasse die Kosten von zehn Stunden Rückbildung. Allerdings müssen die Kursstunden spätestens neun Monate nach der Geburt abgeschlossen sein, sonst zahlt sie diese nicht mehr. Privatversicherte sollten mit ihrer Krankenversicherung in Kontakt treten und die Kostenübernahme individuell absprechen.
So findest du einen geeigneten Rückbildungskurs:
- Wichtig ist, dass der Kurs von einer Hebamme oder Physiotherapeutin angeboten wird. Nur dann übernimmt die Krankenkasse die Kosten.
- Suche dir einen Kurs in deiner Nähe, um Anfahrtsstress zu vermeiden.
- Ideal ist ein Kurs, der einmal in der Woche stattfindet.
- Der Fokus des Kurses liegt auf dem Beckenbodentraining. Inhalte sollten sowohl Übungen zum Muskelaufbau als auch zur Entspannung sein.
Viele Frauen unterschätzen die Bedeutung der Rückbildungsgymnastik. Von einem starken Beckenboden profitiert eine Frau aber ein Leben lang! Hebamme Judith Fuchs
Rückbildung fördern durch Beckenbodentraining
Beim Rückbildungstraining geht es darum, den Körper wieder fit zu machen und das zuvor belastete Gewebe wieder zu straffen. Vor allem der Beckenboden steht dabei im Mittelpunkt. Spezielle Übungen können bereits mit Unterstützung der Krankenschwester oder Hebamme und nach Rücksprache mit dem Arzt im Wochenbett absolviert werden.
Ziele des Beckenbodentrainings
Durch die Gymnastikübungen kann der Normalzustand des Beckenbodens wiederhergestellt werden. Die Übungen tragen – regelmäßig auch zu Hause durchgeführt – zur Stabilisierung der Körpermitte bei. Zudem dient die Rückbildung dazu, Blasenschwäche und Inkontinenz vorzubeugen.
Die Übungen sorgen dafür, dass es keine unnatürlichen Bewegungen oder Verschiebungen von Organen gibt und bei allen Bewegungen der Druck auf den Beckenboden nachlässt. In schlimmen Fällen kann ein schwacher Beckenboden zu chronischen Beschwerden führen. Ist die Körpermitte trainiert und stabil, profitiert dein ganzes Wohlbefinden davon. Für Schwangere gibt es sogar schon Übungen, die vor der Geburt durchgeführt werden können, um den Körper fit und gesund zu halten.
Übungen für den Beckenboden
Du bist nach der Geburt wieder fit, deine Narbe ist gut verheilt und du hast von deinem Arzt grünes Licht für die Rückbildung bekommen? Dann spricht nichts gegen das Training. Passende Rückbildungsübungen helfen dir und deinem Körper, nach der Geburt wieder fit zu werden.
Wahrnehmungsübungen
Neben physischen Übungen gehören zur Rückbildung auch Wahrnehmungsübungen. Dabei geht es darum, das Gefühl für den eigenen Beckenboden wiederzubekommen und dadurch auch eine aktive Kontrolle über ihn auszuüben. Solche Übungen lenken den bewussten Fokus auf das Anspannen und das Loslassen der sich dort befindlichen Muskeln. Durch das Wahrnehmungstraining gelingt es dir, den Beckenboden gezielt zu aktivieren.
Auch im Alltag Rückbildung fördern
Doch nicht nur mit gezielten Übungen lässt sich der Beckenboden trainieren. Auch deinen Alltag kannst du beckenbodenfreundlich gestalten.
Die richtige Bauchlage
Wer in Bauchlage schläft, kann durch den sanften Druck die Gebärmutter zurückbilden. Noch besser ist es, wenn du mithilfe eines Kissens, auf dem der untere Bauch ruht, das Becken etwas nach oben lagerst. Gleichzeitig wird der Körper so entlastet und du förderst die Wahrnehmung für deinen Beckenboden.
Knie-Ellenbogen-Lage
Ruhe dich im Alltag zwischendurch in der Knie-Ellenbogen-Haltung aus. Knie dich hin, beuge den Oberkörper vor und stütze dich über die Ellenbogen ab. Auch diese Haltung entlastet den Beckenboden und die stabilisierenden Muskeln.
Regelmäßiger Toilettengang
Durch die Beanspruchung der Muskeln und des Gewebes wird nach der Geburt häufig der Harndrang nicht sofort wahrgenommen. Gehe daher regelmäßig auf die Toilette. Zudem solltest du auf deine Haltung auf der Toilette achten und starkes Pressen vermeiden. Sitze aufrecht mit geöffneten Beinen, bei Stuhlgang kannst du deinen Rücken leicht runden.
Lockere Kleidung
Viele Frauen wollen nach der Geburt keine enge, körperbetonte Kleidung tragen. Auch aus medizinischer Sicht macht es Sinn, auf lockere Kleidung zu setzen. Denn so kann vermieden werden, dass zum Beispiel eine zu enge Hose den Beckenboden einschnürt. Gerade nach einem Kaiserschnitt solltest du darauf achten, keinen Druck auf die Narbe auszuüben.
Seitliches Aufrichten
Richte dich über die Seite auf, um deine Narbe so wenig wie möglich zu irritieren. Versuche, ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Nehme jede Handlung bewusst vor. Winkel deine Beine an und rolle dich vorsichtig auf die Seite. Stelle die Beine auf den Boden, stütze deine Arme ab und richte dich auf. Danach kannst du langsam und mit geraden Rücken aufstehen.
Richtiger Stand
Auch beim Stehen solltest du auf die richtige Haltung achten, um die Narbe möglichst wenig zu beanspruchen. Stelle dich locker hüftbreit hin. Achte darauf, dass du beide Füße gleichmäßig belastest. Bleibe im Rücken unbedingt gerade, mache kein Hohlkreuz oder strecke den Rücken nicht komplett durch.
Nicht schwer heben
Anstrengungen, zum Beispiel intensiver Sport oder schweres Heben, solltest du so lange wie möglich meiden. Es gilt die Regel, nichts zu tragen, was schwerer als dein Baby ist. Denn obwohl die Narbe in der Regel schnell verheilt, ist der Körperbereich um die Einschnittstelle noch auf längere Zeit sehr empfindlich und Verletzungen im Gewebe können auch Monate nach der OP noch auftreten. Tragetücher oder -systeme für das Baby entlasten deinen Körper.
Rückbildung nach Kaiserschnitt – zu Hause oder im Kurs?
Die Teilnahme an einem Rückbildungskurs nach dem Kaiserschnitt ist empfehlenswert. Wo der Kurs stattfindet, ist jedem selbst überlassen. Übungen zu Hause, aber auch Kurse außer Haus haben Vor- und Nachteile.
Zu Hause
- Die Übungen sind zeitunabhängig durchführbar.
- Dein Baby ist bei dir, sodass du reagieren kannst, falls das Kind deine Nähe sucht.
- Vor allem für Frauen, die in der ersten Schwangerschaft bereits einen Kurs besucht haben, bietet sich die Durchführung zu Hause an.
Im Kurs
- Die Kursleitung gibt Hilfestellungen und kontrolliert, ob die Übungen korrekt durchgeführt werden.
- Du erhälst individuelle Tipps, was besonders nach einem Kaiserschnitt vorteilhaft ist.
- Du kannst dich voll und ganz auf die Übungen konzentrieren und hast Zeit für dich.
- Durch die festen Termine bleibst du am Ball und führst die Übungen regelmäßig durch.
- Du kommst in Kontakt mit anderen Müttern.
- Die Kursgebühren zahlt die Krankenkasse.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.