Alles über Muttermilch
Wundermittel, Gesundheitscocktail oder weißes Gold – für Muttermilch gibt es viele Bezeichnungen. Lies in unserem FamilienMoment, was sie einzigartig macht und warum sie das Beste für dein Baby ist.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Woraus besteht Muttermilch?
Muttermilch ist ein Wunder der Natur. In ihrer Zusammensetzung ist sie perfekt auf die Ernährungsbedürfnisse deines Kindes abgestimmt und liefert ihm zu jedem Zeitpunkt genau das, was es braucht.
Da Muttermilch meist die erste Nahrung deines Sonnenscheins ist, sind in ihr grundlegende Nährstoffe enthalten wie
- Kohlenhydrate,
- Proteine,
- Humane Milch-Oligosaccharide, kurz HMO,
- Fette,
- Wasser,
- Vitamine und Mineralstoffe sowie
- Probiotika und Antikörper.
Doch Muttermilch ist kein gewöhnliches Nahrungsmittel. Sie hat über die Ernährung hinaus viele weitere Vorteile. So beinhaltet sie Millionen lebender Zellen, zum Beispiel weiße Blutkörperchen, die das Immunsystem stärken. Auch Stammzellen, die zur Entwicklung von Organen beitragen können, sowie Wachstumshormone sind in ihr enthalten. Bemerkenswert ist, dass sich die Konzentration dieser Inhaltsstoffe im Laufe der Zeit verändert – je nachdem, wie alt dein Baby ist und was es gerade braucht.
Eine weitere Besonderheit der Muttermilch ist, dass sie Humane Milch-Oligosaccharide, kurz HMO, enthält. Dabei handelt es sich um komplexe Kohlenhydrate, die natürlicherweise ausschließlich in der Muttermilch vorkommen. Weder in Kuh- noch in Ziegen- oder Stutenmilch finden sich HMO. Sie sind besonders wichtig für die Darmgesundheit des Babys und fördern nicht nur das Wachstum guter Darmbakterien, sondern können vor potenziell krank machenden Keimen schützen.
Die drei Phasen der Muttermilch
Muttermilch passt sich optimal an die Bedürfnisse deines Babys an und lässt sich in drei Phasen unterteilen:
- Kolostrum: So wird die Milch genannt, die dein Körper schon während der letzten Wochen deiner Schwangerschaft und in den ersten drei Tagen nach der Geburt produziert. Das Kolostrum enthält eine hohe Zahl an Antikörpern, die das Immunsystem stärken. Es ist daher besonders wichtig für dein Baby. Das Kolostrum kleidet den Darm des Babys mit guten Bakterien aus und schafft so beste Voraussetzungen für eine gesunde Verdauung und starke Abwehrkräfte.
- Übergangsmilch: Auf das Kolostrum folgt die Übergangsmilch. Etwa zwei bis vier Tage nach der Geburt nimmt die Milchmenge zu und du spürst die sogenannte „initiale Brustdrüsenschwellung”, früher Milcheinschuss genannt. Die Milch nimmt eine leicht cremige Farbe und Textur an. Sie ist mit einem hohen Gehalt an Fett, Kalorien, Proteinen und Laktose perfekt darauf abgestimmt, dein schnell wachsendes Baby mit allen Nährstoffen zu versorgen.
- Reife Muttermilch: Wenn dein Sonnenschein etwa 14 Tage auf der Welt ist, bildet die Brust reife Muttermilch, die im Vergleich zur Übergangsmilch heller und dünnflüssiger ist. Sie enthält alles, was dein Baby in den nächsten Monaten bis zum Beginn der Beikostzeit benötigt. Im Nährstoffgehalt und der Konzentration der Inhaltsstoffe bleibt sie nun weitgehend konstant. Gleichzeitig passt sie sich dennoch an die aktuellen Bedürfnisse an – zum Beispiel, wenn du oder dein Baby krank werden. In weiser Voraussicht hat Mutter Natur dafür gesorgt, dass deine Milch ein wahres Wunderwerk ist. Dein kleiner Sonnenschein bekommt über die Muttermilch ganz automatisch immer genau jene Nährstoffe, die er in seiner jeweiligen Entwicklungsphase gerade benötigt.
Setze dich bereits in der Schwangerschaft mit dem Thema Muttermilch und Stillen auseinander. Das hilft zum einen bei der Entscheidung, ob du stillen möchtest und wirkt zum anderen vielen anfänglichen Unsicherheiten entgegen. Hebamme Judith Fuchs
Wie entsteht Muttermilch?
Etwa in der vierten Schwangerschaftswoche beginnen die weiblichen Brüste, sich auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten: Dann bildet sich ein komplexes Netz aus Milchkanälen und milchbildenden Zellen. In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft regen verschiedene Hormone diese Zellen bereits an, Milchfett und Milcheiweiß zu produzieren.
Hormonelle Umstellung nach der Geburt
Mit der Geburt geht die Milchproduktion los. Durch das Abstoßen der Plazenta beginnt eine hormonelle Umstellung. Östrogen, welches für die Ausbildung der Gebärmutter und den Aufbau der Milchdrüsen verantwortlich ist, und Progesteron, das den Menstruationszyklus und die Entwicklung des Embryos beeinflusst, fallen stark ab. Gleichzeitig steigt der Spiegel des Milchbildungshormons Prolaktin an.
Milchbildung anregen
Wenn dein Baby an deinen Brüsten saugt, aktiviert dieser Saugreiz den Milchfluss. Deshalb ist das regelmäßige Anlegen des Kindes zum Stillen gerade in den ersten Tagen nach der Geburt so wichtig. Denn nur dann schüttet dein Körper weiterhin Prolaktin aus und hält die Milchbildung aufrecht.
Während des Stillens ist noch ein weiteres Hormon im Spiel: Das als Kuschelhormon bekannte Oxytocin, welches Bindung und zwischenmenschliches Verhalten reguliert, sorgt dafür, dass die Zellen der Milchdrüsen sich zusammenziehen und die Milch in Richtung der Brustwarze befördert wird. Wie viel Muttermilch dein Körper produziert, ist unabhängig von der Form oder Größe der Brüste.
Nur das Beste für dein Baby
Die Muttermilch – ein Wunder der Natur. Wir haben drei spannende Fakten für dich zusammengestellt:
- der kleine Unterschied: Muttermilch ist nicht gleich Muttermilch und hat sogar je nach Geschlecht der Kinder eine andere Zusammensetzung. Für Jungen ist sie in der Regel 25 Prozent kalorienreicher als für Mädchen. Grund hierfür ist die unterschiedliche Entwicklung der beiden Geschlechter.
- dreifach gut – bei jeder Stillmahlzeit: Wusstest du, dass du deinem Baby bei jedem Stillvorgang ein Drei-Gänge-Menü anbietest? Die Vormilch des ersten Ganges ist dünnflüssiger, wässeriger und stillt den Durst. Durch das Saugen des Babys setzt der Milchflussreflex die sättigende, nährstoffreiche Hintermilch des zweiten Ganges frei, die es für das Wachstum braucht. Zum dritten Gang gibt es fettreiche Nachmilch, die schlaffördernd und beruhigend wirkt.
- nichts riecht so wie Mama: Babys können zwischen eigener und fremder Muttermilch unterscheiden. Sie haben bereits einen gut entwickelten Geruchssinn, mit dem sie sowohl ihre Mutter als auch deren Milch erschnuppern können, denn in ihr stecken bis zu 40 verschiedene Duftstoffe.
Muttermilch ist ein echtes Multitalent. Sie eignet sich aufgrund ihrer antibakteriellen und entzündungshemmenden Inhaltsstoffe auch hervorragend zur Pflege bei Hautproblemen wie Baby-Akne und Milchschorf, für die Linderung bei wunden Brustwarzen oder sogar als Badezusatz. Probiere es aus! Hebamme Judith Fuchs
Was du isst, hat Einfluss auf die Zusammensetzung der Muttermilch
Ernähre dich auch in der Stillzeit gesund, ausgewogen und abwechslungsreich. Vergiss nicht, dass dein Körper durch die Milchproduktion jeden Tag eine beachtliche Leistung vollbringt, die sich in deinem Kalorienbedarf niederschlägt. Die Stillzeit ist also nicht die richtige Zeit für Diäten, denn du brauchst Kraft und Energie, um dein Baby versorgen zu können. Grundsätzlich solltest du dir bewusst sein, dass die Inhaltsstoffe deiner Nahrung auf die Muttermilch übergehen. Alles Wissenswerte hierzu findest du in unserem FamilienMoment zur Ernährung in der Stillzeit.
Trinke ausreichend
Ebenso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung ist es, genügend zu trinken. Denn auch dein Flüssigkeitsbedarf steigt in der Stillzeit. Gut geeignet sind zum Beispiel Wasser, Saftschorlen oder ungesüßte Tees. Da dein Baby über die Muttermilch bei dir mittrinkt, solltest du koffeinhaltige Getränke nur in Maßen und Alkohol lieber gar nicht zu dir nehmen. Welche Nahrungsmittel für Säuglinge geeignet sind, wenn sie nicht mehr an der Brust trinken, liest du in unserem Ernährungsratgeber für Babys.
Aussehen, Geschmack und Haltbarkeit
Wie Muttermilch schmeckt, aussieht und wie sie gelagert werden kann, liest du hier.
Kann man Mutterlich aufbewahren?
Es gibt spezielle Behälter oder Beutel, in denen du die Muttermilch nach dem Abpumpen zur Aufbewahrung einfüllen kannst. Achte auf eine möglichst hygienische Handhabung, damit es nicht zu Verunreinigungen kommt. Der Behälter zur Aufbewahrung sollte sich luftdicht verschließen lassen.
Wie lange ist Muttermilch haltbar?
Bei Zimmertemperatur kannst du die Milch vier bis sechs Stunden aufbewahren. Im Kühlschrank bei maximal vier Grad, zum Beispiel unten im Gemüsefach, ist sie vier bis fünf Tage haltbar und in der Tiefkühltruhe bei minus 18 Grad bis zu sechs Monate. Schreibe das Datum des Abpumpens auf den Muttermilchbehälter, um den Überblick zu behalten. Eingefrorene und aufgetaute Muttermilch hat einen etwas anderen Geschmack als frische. Teste, ob sie deinem Baby schmeckt, bevor du größere Vorräte anlegst.
Wie taut man die Muttermilch auf?
Taue die Milch im Kühlschrank oder unter fließendem warmem Wasser auf, nicht bei Raumtemperatur. Vollständig aufgetaute Milch kann zwei Stunden bei Raumtemperatur oder 24 Stunden im Kühlschrank aufbewahrt werden. Friere die Milch nicht erneut ein.
Wie schmeckt Muttermilch?
Den einen Geschmack gibt es nicht. Er ändert sich je nach Phase der Stillbeziehung vom Kolostrum über die Vormilch bis zur reifen Milch und auch von Stillmahlzeit zu Stillmahlzeit. Vermutlich hat die Ernährung der Mutter einen Einfluss auf den Geschmack der Milch, doch das ist wissenschaftlich bisher nicht erwiesen. Probiere die Milch, wenn du neugierig bist und freue dich, dass sie deinem kleinen Liebling schmeckt.
Wie sieht Muttermilch aus?
Das Aussehen der Muttermilch unterscheidet sich je nach Phase der Stillzeit: Das Kolostrum ist eher gelblich und dickflüssig, die reife Milch hat eine gelblich-weiße Färbung. Der Verzehr bestimmter Lebensmittel, zum Beispiel Roter Bete, kann einen vorübergehenden Einfluss auf die Farbe der Milch haben.
Kann man Muttermilch erwärmen?
Ja, wenn die Milch im Kühlschrank aufbewahrt oder gerade aufgetaut wurde. Stelle das Fläschchen für ein paar Minuten in eine Schale mit lauwarmem Wasser, um die Milch auf Körpertemperatur zu erwärmen oder nutze elektrische Flaschenwärmer. Vor dem Füttern solltest du das Fläschchen vorsichtig schwenken und die Temperatur überprüfen.
Was ist zu tun, wenn zu wenig Milch gebildet wird?
Die Milchmenge passt sich dem Trinkbedürfnis des Kindes an. Hebammen und Stillberaterinnen empfehlen häufiges Anlegen, um die Milchproduktion anzuregen. Als Faustregel gilt, mindestens acht besser zehn bis zwölf Mal in 24 Stunden zu stillen. Wichtig ist, dass du fit und entspannt bist und dir zum Stillen Zeit und Ruhe gönnst. Das Ausprobieren verschiedener Stillpositionen kann helfen, damit du und dein Baby eure Lieblingsposition findet.
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Geburten im Kreißsaal. Sie steht Frauen und ihren Familien während der Schwangerschaft, des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat eine Tochter.