Sechs hartnäckige Ernährungsmythen in der Schwangerschaft: Was stimmt?
Egal ob der morgendliche Kaffee, eine bestimmte Ernährungsform oder die Gelüste auf spezielle Lebensmittel: Es halten sich viele hartnäckige Mythen über die Ernährung in der Schwangerschaft. Wir räumen in unserem FamilienMoment mit den gängigsten Mythen auf.
✔️ in Zusammenarbeit mit Dr. Alexa Iwan, Ernährungswissenschaftlerin
Was sind Ernährungsmythen in der Schwangerschaft?
Als Schwangere will man nur das Beste für sein ungeborenes Kind. Deshalb ist es wichtig, bereits von Beginn an auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Es gibt einige Lebensmittel, die ab Bekanntwerden der Schwangerschaft gemieden werden sollten.
Allerdings kursieren auch viele Mythen rund um das Thema, einige davon stellen wir hier vor. Solltest du verunsichert sein, lohnt es sich, das Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Hebamme zu suchen. Sie klären dich auf und geben dir Empfehlungen. Weitere Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung findest du in unserem Ernährungsratgeber für Schwangere.
Schwangere müssen Allergene meiden
Das stimmt nicht. In Studien wurde nachgewiesen, dass du dein Kind nicht vor einer Allergie schützt, indem du auf Lebensmittel verzichtest, die bekannte Allergene enthalten. Ganz im Gegenteil, im Zweifel werden deinem ungeborenen Baby durch den Verzicht möglicherweise sogar wichtige Nährstoffe vorenthalten.
Ernähre dich ausgewogen
Nutze die Vielfalt der Nahrungsmittel. Wer beispielsweise aus bestimmten Gründen auf Nüsse im Speiseplan verzichtet, sollte die darin enthaltenen ungesättigten Fettsäuren, Vitamin E und Folsäure, auf anderem Wege zu sich nehmen. Das Gleiche gilt für schwangere Frauen, die auf Milch verzichten – sie sollten bewusst andere Kalziumquellen in ihren Speiseplan einbauen oder es supplementieren.
Fisch auf den Speiseplan
Einige werdende Mamas verzichten zur Vorsorge gegen Allergien auch auf Fisch. Das ist unbegründet: Zwei Fischgerichte pro Woche sind sinnvoll und gesund. Achte darauf, welche Qualität der Fisch hat, den du zu dir nimmst. Meide als Schwangere Thunfisch, Schwertfisch und Meeresfrüchte wie Garnelen, Muscheln oder Tintenfisch, da diese eine erhöhte Schadstoffkontamination aufweisen können.
In der Schwangerschaft muss für zwei gegessen werden
Auch diese Aussage ist so nicht richtig. Denn als werdende Mama solltest du nicht doppelt so viel essen, sondern doppelt so gut. Zwar ist es richtig, dass sich in der Schwangerschaft der Kalorienbedarf erhöht, der grundsätzlich von Körpergröße, Muskelmasse und sportlicher Aktivität abhängt. Der Kalorienbedarf erhöt sich allerdings erst ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft und entspricht nicht mehr als einer kleinen zusätzlichen Mahlzeit. Versuche auf keinen Fall, durch eine Diät oder Hungern deine Gewichtszunahme zu minimieren.
Achte auf eine hohe Nährstoffdichte
Viel wichtiger als die Menge an Kalorien, die du zu dir nimmst, ist die Qualität deiner Nahrung. Sie sollte möglichst viele verschiedene Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe liefern. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer hohen Nährstoffdichte. Auf deinem täglichen Speiseplan sollten frisches Obst, Gemüse, Salate, Kräuter, Kartoffeln, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesüßte Milchprodukte stehen. Greife gelegentlich zu fettarmem Fleisch oder Seefisch und trinke ausreichend.
Beuge Nährstoffmangel vor
Auch bei bewusster Ernährung kann es passieren, dass der Bedarf an bestimmten Nährstoffen nicht in ausreichendem Maße gedeckt wird. Außerdem gibt es einige kritische Nährstoffe, bei denen du für das Baby auf Nummer Sicher gehen solltest. Deshalb empfehlen Ernährungsexperten, während der Schwangerschaft und in der Stillzeit bestimmte Nährstoffe zusätzlich aufzunehmen. Hierfür gibt es Nahrungsergänzungsmittel, die exakt auf die Bedürfnisse der Schwangeren und Stillenden zugeschnitten sind. Frage dazu am besten deinen Gynäkologen.
Oft herrscht immer noch der Glaube, dass während der Schwangerschaft die doppelte Menge gegessen werden soll. Spätestens ab Beginn der Schwangerschaft sollte aber das Motto gelten: Doppelt so gut, statt doppelt so viel! Lass dich also nicht von den kursierenden Mythen verunsichern. Ernährungsexpertin Dr. Alexa Iwan
Ein kleines Schlückchen ist erlaubt
Das stimmt nicht! Aus medizinischer Sicht gilt: Schwangere sollten komplett auf Alkohol verzichten. Da der Abbau von Alkohol im Körper individuell ist – sowohl bei der werdenden Mutter als auch beim Fötus – lässt sich keine „sichere“ Menge festlegen, die ein ungeborenes Kind tolerieren könnte.
Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
Alkoholkonsum der Mutter kann zu Fehlbildungen, Wachstumshemmungen, Nerven- und Gewebeschädigungen und einer verminderten Intelligenz beim Kind führen. Bereits ein Glas Wein täglich erhöht die Wahrscheinlichkeit auf körperliche oder geistige Anomalien. Trinkt die Mutter, trinkt das Kind mit. Deshalb stoße auch auf Partys oder beim Feiern nur mit antialkoholischen Getränken an.
Frage deinen Arzt um Rat
Hast du Bedenken, ob vorangegangener Alkoholkonsum bereits negative Folgen für dein ungeborenes Kind hatte, solltest du dir ärztlichen Rat einholen. Eine Auflistung, wann und wie viel Alkohol konsumiert wurde, ist dabei hilfreich. Ein Arzt kann einschätzen, ob die Möglichkeit einer Fruchtschädigung besteht und gegebenenfalls im weiteren Schwangerschaftsverlauf verstärkt auf entsprechende Merkmale beim Fötus achten.
Kaffee und Cola schaden dem Baby
Das stimmt nur bedingt. Die gute Nachricht ist: Du musst in der Schwangerschaft nicht vollständig auf koffeinhaltige Getränke verzichten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Weltgesundheitsorganisation WHO können werdende Mamas bis zu 300 Milligramm Koffein pro Tag zu sich nehmen, was in etwa drei Tassen Kaffee entspricht.
Koffeingehalt von Getränken
Du solltest jedoch nicht nur bei Kaffee auf den Koffeingehalt achten. Das Aufputschmittel steckt auch in anderen Getränken und Lebensmitteln, zum Beispiel in Energiedrinks mit circa 80 Milligramm pro Dose, schwarzem oder grünem Tee mit circa 50 Milligramm pro Tasse und Cola mit circa 20 Milligramm pro Glas.
Welche Folgen hat hoher Koffeinkonsum?
Ein hoher Koffeinkonsum in der Schwangerschaft kann sich auf das Geburtsgewicht deines Babys auswirken. Je mehr Koffein du zu dir nimmst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dein Baby nicht sein volles Geburtsgewicht erreicht.
Diverse Studien haben gezeigt, dass Neugeborene von Müttern, die während der Schwangerschaft Koffein konsumierten, deutlich leichter waren und zum Teil unter 2.500 Gramm wogen als Säuglinge, deren Mütter kein Koffein zu sich genommen hatten. Die eindeutige Empfehlung der Wissenschaftler: Schwangere sollten ihren Kaffeekonsum weitmöglichst verringern.
Schokolade enthält Theobromin
Auch Kakaobohnen enthalten einen Stoff, der ähnlich anregend wirkt wie Koffein: das Theobromin. Während du mit einer Tasse warmen Kakao, die circa zehn Milligramm des Stoffes enthält, noch nicht in den bedenklichen Bereich kommst, solltest du bei Halbbitter- und Bitterschokolade vorsichtiger sein. Diese können weit über 100 Milligramm pro Tafel enthalten.
Beim Verzehr oben genannter Getränke oder Lebensmittel solltest du die empfohlene Tageshöchstmenge daher immer im Hinterkopf behalten.
Alle Schwangere haben seltsame Gelüste
Das stimmt nicht. Der Geruchs- und Geschmackssinn kann sich aufgrund der Hormone während der Schwangerschaft verändern – das muss aber nicht zwingend der Fall sein. Einige Frauen bekommen Lust auf Lebensmittel, die sie zuvor nicht gerne gegessen haben. Umgekehrt schmecken einige Dinge nicht mehr, die zuvor oft und gerne auf dem Speiseplan standen.
Gründe für geänderte Geschmacksvorlieben
Woher diese Gelüste bei Schwangeren kommen, ist wissenschaftlich bislang nicht zu beweisen. Eine These lautet, dass sie durch den veränderten Hormonhaushalt ausgelöst werden. Schwankende Beta-hcG-, Östrogen- und Progesteronspiegel haben sowohl auf den Geruchs- als auch den Geschmackssinn Einfluss. Darin könnte eine mögliche Ursache der veränderten Geschmacksvorlieben liegen. Plötzlich schmecken Gerichte wie Hühnchen mit Schokolade unwiderstehlich, wo sie noch vor wenigen Wochen als völlig abstrus galten. Belegt werden konnte das jedoch bislang nicht.
Können Babys im Bauch schmecken, was Mama isst?
Welche Auswirkungen die mütterliche Ernährung auf das Aroma des Fruchtwassers hat, erklärt Ernährungsexpertin Dr. Alexa Iwan im Video.
Ernährungsexpertin
Dr. Alexa Iwan ist Ernährungswissenschaftlerin. Die erfahrene Expertin hat schon viele Menschen bei der Ernährungsumstellung begleitet. Die gesunde und bewusste Ernährung für die ganze Familie liegt ihr besonders am Herzen. In der Kolumne Die Besseresserin, der Videoserie Alexa coacht und in unseren FamilienMomenten zeigt sie, welche positive Wirkung bewusstes Essen haben kann. Ihre kreativen Rezepte stehen für eine leckere und ausgewogene Küche.