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Warum der Weg zu einer bewussten Ernährung übers Mittelmaß führt

Heutzutage haben wir oft die Qual der Wahl, denn die Auswahl an Lebensmitteln scheint unendlich zu sein. Kein Wunder, dass XXL-Kekspackungen und großzügig portionierte Eisboxen schnell in unserem Einkaufswagen landen und anschließend schneller als gewollt in unserem Magen. Dr. Alexa Iwan erklärt in ihrer Kaufland-Kolumne „Die Besseresserin“, warum Maß halten gar nicht so schwer ist. 

So klappts

Willkommen im Schlaraffenland

Wir leben in einem Schlaraffenland. In deutschen Supermärkten gibt es alles, was das Herz begehrt. Von ganz früh morgens bis ziemlich spät abends können wir Essbares nach Lust und Laune shoppen. Und wen nachts um 02:30 Uhr das Verlangen überkommt, der kann schnell an die Tankstelle fahren. Neben Schokoriegel und Eiscreme gibt‘s dort immer öfter auch Milch und Brot. Die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von Lebensmitteln ist einerseits super – anderseits aber auch nicht. Denn wenn man immer alles haben und essen kann, verlernen wir das Maß für manche Dinge.

Heute sind viele Lebensmittel nichts besonderes mehr

Mein Lehrer in der Grundschule hat mir in den 1970er-Jahren in mein Poesiealbum geschrieben: „Wer jeden Tag nur Kuchen isst, Bonbons und Schokolade, der weiß ja nicht wann Sonntag ist und das ist wirklich schade.“ Ich weiß nicht, warum mir ausgerechnet dieser Eintrag im Gedächtnis geblieben ist, aber er zeigt: Das Maß geht verloren. Offenbar schon damals, aber heute mehr denn je. Noch vor einigen Jahrzehnten gab es Braten nur am Sonntag. Und Kuchen auch. Beides war etwas Besonderes, auf das sich jeder in der Familie gefreut hat. Heute können wir jeden Tag Fleisch essen, die Bäckereien locken täglich mit frischen Teilchen, Süßigkeiten werden nicht mehr eingeteilt, jeder nimmt sich einfach so viel er möchte. In den Kinos werden 1,5 Liter-Becher Cola verkauft, Restaurants bieten XXL-Pizzen an und die Doppelpackung Schokokekse ist im Verhältnis stets preiswerter als eine einzelne Packung.

Gesunder Menschenverstand als Basis für die bewusste Ernährung

Diese permanente Verführung hat Auswirkungen auf unser Essverhalten. In einer großen Tageszeitung ist vor einigen Monaten ein Artikel mit der Überschrift „Die Fitten und die Fetten“ erschienen. Es ging darum, wie unsere Gesellschaft in zwei Extreme auseinanderdriftet. Die einen essen sich dick, die anderen essen sich fit – letztere nicht zuletzt auch durch Verzicht. Gibt es wirklich nichts Vernünftiges dazwischen? Doch das gibt es! Unser Körper ist nämlich sehr schlau. Kleinere „Ernährungssünden“ kann er ohne Weiteres ausgleichen (ansonsten wäre die Menschheit schon längst ausgestorben!). Wer sich 80 Prozent der Zeit ausgewogen und gesund ernährt, der kann mit den restlichen 20 Prozent anfangen, was er will. Soll heißen: Mache dich nicht verrückt, wenn du mal zu viel gegessen hast. Aber lasse dich auch nicht ständig verführen. Ein vernünftiges Mittelmaß hilft in vielen Lebenslagen, so auch beim Essen.

Bist du ein gezügelter Esser?

Leider verwechseln viele Menschen „Maß halten“ mit gezügeltem Essen. Gezügelte Esser setzen sich klare Grenzen und versuchen damit ihre Nahrungsaufnahme zu regulieren. Mithilfe von Regeln, wie „Schokolade ist tabu“ oder „Nach 17 Uhr wird nichts mehr gegessen“, versuchen sie zu steuern, wie viel und was sie essen. Diese bewusste Steuerung erfordert jedoch extrem viel Konzentration und Aufmerksamkeit. Gleichzeitig geht das normale Gespür für Hunger und Sättigung verloren. Werden die gezügelten Esser abgelenkt (durch persönlichen Ärger, geselliges Beisammensein oder andere Faktoren), versagt die willentliche Zügelung und sie überschreiten ihre selbst gewählte Grenze. In diesem Moment essen gezügelte Esser dann allerdings nicht nur ein wenig mehr, sondern lassen die Zügel ganz aus der Hand gleiten und essen völlig ungezügelt weiter. Gezügelte Esser scheitern also ständig, denn permanente Kontrolle in puncto Essen ist unmöglich.

Wie lernt man ein gesundes Maß zu halten?

Natürlich fühlt man sich auf Dauer besser, wenn man viel Gemüse und Obst isst. Aber wer zusätzlich ab und zu einen Schokoriegel nascht, der macht den Gesundheitseffekt des Gemüses durch die Schokolade ja nicht gleich wieder zunichte. Präge dir also Folgendes ein:

  • Es gilt die 80:20–Regel: 80 Prozent frische, unverarbeitete, echte Lebensmittel und 20 Prozent freie Auswahl.
  • Kein Lebensmittel ist verboten.
  • Es wird aber auch nichts übertrieben.
  • Achte auf die Portionsgrößen.

Mehr ist es eigentlich nicht! Mache dich zudem frei von der Vorstellung, dass jeden Tag alles perfekt laufen muss. Die Bilanz sollte am Ende der Woche stimmen, das reicht vollkommen.

Herzlichst, Dr. Alexa Iwan




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