Übelkeit während der Schwangerschaft: Ursachen, Verlauf und was wirklich hilft
Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Übelkeit. Bei uns erfährst du, was die Ursachen sind, in welchen Monaten Schwangere in der Regel darunter leiden und was du gegen Übelkeit und Brechreiz tun kannst.
✔️ in Zusammenarbeit mit Judith Fuchs, Hebamme
Warum leiden Schwangere unter Übelkeit?
Die meisten Frauen sind von der Schwangerschaftsübelkeit mit Brechreiz oder Erbrechen betroffen. Eine der Ursachen ist vermutlich das Schwangerschaftshormon HCG. Die Abkürzung steht für „Humanes Chorion Gonadotropin”. HCG wird nur in der Schwangerschaft gebildet und ist dafür zuständig, diese zu erhalten. Einige Tage nach der Befruchtung wird das Hormon im Körper der werdenden Mutter ausgeschüttet. Nach der Einnistung der Eizelle in der Gebärmutter nehmen die HCG-Werte stark zu. Innerhalb der 9. und 10. Schwangerschaftswoche erreicht das Schwangerschaftshormon seine höchste Konzentration. Nach der 12. Schwangerschaftswoche sinken die Werte allmählich wieder – ein Zeitpunkt, bei dem auch bei vielen Betroffenen die Schwangerschaftsübelkeit nachlässt.
- HCG löst unter anderem die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron aus. Die Konzentration beider Hormone steigt bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Durch das Östrogen entstehen zum Beispiel die für eine Schwangerschaft typischen Stimmungsschwankungen, während Progesteron für Erschöpfung, Verdauungsstörungen und für wechselnde Launen der Schwangeren verantwortlich ist.
- Der steigende HCG-Wert hat zudem Auswirkungen auf das Geruchsempfinden, das sensibler werden kann. So kann beispielsweise der Geruch des bisherigen Lieblingsgerichts oder eines starken Parfums während der Schwangerschaft für den Magen zu viel sein und starke Übelkeit auslösen.
Sind alle Frauen von der Übelkeit betroffen?
Jeder Körper reagiert anders auf die Schwangerschaft: Etwa 75 Prozent aller Schwangeren sind in den ersten drei Monaten von Schwangerschaftsübelkeit und Unwohlsein betroffen. 50 Prozent der Frauen leiden sogar an Erbrechen.
Leider zieht sich für einige wenige das Unwohlsein durch die komplette Schwangerschaft oder sie leiden an einer extremen Schwangerschaftsübelkeit, die Mediziner als „Hyperemesis gravidarum” bezeichnen. Bei dieser müssen sich Schwangere mehrmals am Tag übergeben, können nichts bei sich behalten und verlieren dabei viel Gewicht und Energie. Diese Art von Übelkeit hat leider Auswirkungen auf ihre Gesundheit und die ihres Babys, deshalb sollten sie schnellstmöglichst ihren Arzt aufsuchen.
Ab wann beginnt die Schwangerschaftsübelkeit?
Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, da jeder Körper anders auf die Umstellungen der Schwangerschaft reagiert. Die Beschwerden treten meistens von der 5. bis zur 12. Schwangerschaftswoche auf. Erfahrungsberichten zufolge ist die Übelkeit am schlimmsten, wenn der HCG-Wert in der 9. und 10. Schwangerschaftswoche seinen Höhepunkt erreicht hat. Einige Frauen haben die gesamte Schwangerschaft über mit Übelkeit, Brechreiz oder sogar Erbrechen zu kämpfen. Bei zu starken Beschwerden frage deinen Arzt oder eine Hebamme um Rat.
Wann hört die Schwangerschaftsübelkeit wieder auf?
Der HCG-Wert sinkt zwischen der 12. und 16. Schwangerschaftswoche. Ab diesen Zeitpunkt nimmt in den meisten Fällen die Schwangerschaftsübelkeit langsam ab oder verschwindet sogar. Sollte die Übelkeit über die 16. Schwangerschaftswoche hinaus anhalten, ist es ratsam, mit deinem Arzt zu sprechen.
Schadet die Schwangerschaftsübelkeit meinem Baby?
Während die Schwangerschaftsübelkeit für dich sehr unangenehm sein kann, schadet sie deinem Baby nicht. Denn dein Körper greift im Ernstfall auf Nährstoffreserven zurück. Wichtig ist, dass du genug Essen und Trinken bei dir behälst und nicht abnimmst oder dehydrierst. Solltest du Probleme damit haben, sprich unbedingt mit einem Arzt.
Denke daran, dass du während deiner Schwangerschaft Nahrungsergänzungen, wie zum Beispiel Folsäure und Vitamin D, einnehmen solltest. Diese sind besonders wichtig für die Entwicklung der Wirbelsäure und des Nervensystems deines Babys.
Was hilft gegen Schwangerschaftsübelkeit?
Tipps und Tricks gegen die Schwangerschaftsübelkeit gibt es viele. Wir haben für dich die besten Hausmittel kurz zusammengefasst.
- Ingwer und Zitrone: Sowohl Ingwer als auch Zitrone sind gute Hausmittel gegen Übelkeit. Am besten trinkst du direkt morgens vor dem Aufstehen im Bett ein Glas Wasser mit dem Saft einer halben Zitrone. Da jeder Körper in der Schwangerschaft anders reagiert, hilft einigen Frauen schon der Geruch einer aufgeschnittenen Zitrone dabei, die Übelkeit zu mildern. Genauso gut kann dir Ingwer oder Ingwertee Erleichterung verschaffen. Allerdings solltest du es mit dem Ingwer nicht übertreiben und ihn nur in den ersten drei Monaten trinken, da Ingwer wehenfördernd wirken kann.
- Ausreichend trinken: Vor allem in der Schwangerschaft ist es wichtig, viel zu trinken. Nimm pro Tag zwei bis drei Liter zu dir. Bei Übelkeit eignen sich besonders Kräutertees verschiedener Art wie Pfefferminz, Melisse oder Kamille.
- Spaziergang an der frischen Luft: Auch eine kleine Runde an der frischen Luft kann die Übelkeit lindern. Deine Durchblutung wird angeregt und du kommst in der Natur zur Ruhe.
Wie kann man Übelkeit in der Schwangerschaft vorbeugen?
Diese Tipps können vorbeugend helfen und das Risiko für das Auftreten von Übelkeit verringern.
- Morgens langsam starten: Viele Schwangere leiden besonders morgens unter Übelkeit. Ein langsames Aufstehen und der Genuss eines kleinen Snacks wie Zwieback oder Knäckebrot im Bett können helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und den Körper auf den Tag vorzubereiten.
- Starke Gerüche vermeiden: Um Übelkeit zu vermeiden, verzichte auf starke Gerüche wie Parfüm oder bestimmte Küchenaromen. Lüfte Wohnräume regelmäßig und koche mit milden Gewürzen.
- Kleine Mahlzeiten zu sich nehmen: Um einen niedrigen Blutzuckerspiegel zu vermeiden, der Übelkeit auslösen kann, iss mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Trockene Snacks wie Kekse oder Knäckebrot helfen, den Blutzucker stabil zu halten und Übelkeit vorzubeugen.
Ab wann sollten Schwangere zum Arzt gehen?
Wenn die Übelkeit nicht abflaut und weit über die Morgenübelkeit oder das Unwohlsein hinausgeht, solltest du deinen Frauenarzt aufsuchen. Halte auch bei folgenden Begleiterscheinungen und Auffälligkeiten Rücksprache mit deinem Arzt:
- Starke Übelkeit und Erbrechen: Wenn das Erbrechen so häufig ist, dass es schwierig wird, Nahrung oder Flüssigkeit bei sich zu behalten, könnte es sich um eine stärkere Form der Schwangerschaftsübelkeit, der sogenannten Hyperemesis gravidarum, handeln. Diese führt zu Dehydration und Nährstoffmangel und sollte ärztlich behandelt werden.
- Gewichtsverlust: Wenn die Schwangere aufgrund der Übelkeit Gewicht verliert, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Besonders in der Frühschwangerschaft kann ein Gewichtsverlust ein Zeichen dafür sein, dass der Körper Unterstützung braucht, um ausreichend versorgt zu werden.
- Anhaltende Übelkeit nach der 12. bis 14. Schwangerschaftswoche: Übelkeit tritt häufig in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten auf und bessert sich danach in der Regel. Wenn die Übelkeit stark bleibt, spreche mit deinem Arzt, um Ursachen abzuklären und gegebenenfalls therapeutische Maßnahmen zu besprechen.
- Begleitsymptome: Wenn die Übelkeit von Schwindel, Kreislaufproblemen oder ständiger Erschöpfung begleitet wird, könnte das auf eine stärkere Form der Übelkeit oder auf eine zusätzliche gesundheitliche Herausforderung hinweisen, die abgeklärt werden sollte.
Kläre starkes Unwohlsein frühzeitig ärztlich ab, um Unterstützung und Therapien zu erhalten, die deine Belastung mindern. Wichtig: Nimm nie Medikamente ohne ärztliche Rücksprache ein.
Ernährungstipps bei Übelkeit in der Schwangerschaft
In deiner Schwangerschaft und insbesondere, wenn du unter Schwangerschaftsübelkeit leidest, solltest du immer mehrere kleine Mahlzeiten am Tag zu dir nehmen, um die Übelkeit nicht zu verschlimmern.
- Wichtig für das Gehirnwachstum deines Babys sind Eier. Sie enthalten hochwertige Proteine, Eisen und Vitamin A.
- Auch auf Milchprodukte solltest du auf keinen Fall verzichten, da diese wichtig für die Entwicklung der Knochen deines Babys sind. Achte darauf, dass du keine Rohmilchprodukte zu dir nimmst. Diese sind gefährlich für dein Baby und könnten ihm schaden.
- Haferflocken und Vollkornreis sind in der Schwangerschaft aufgrund der vielen wertvollen Nährstoffe zu empfehlen.
- Salate, Nüsse und Rote Bete enthalten Folsäure, durch deren Aufnahme du Missbildungen des ungeborenen Babys vorbeugst.
- Um Sodbrennen zu lindern, solltest du nicht direkt vor dem Zubettgehen essen und nur leichte Gerichte mit mildem Gemüse zu dir nehmen.
Weitere Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung findest du in unserem Ernährungsratgeber für Schwangere.
Leichte Rezepte, die bei Schwangerschaftsübelkeit helfen
Um dich in deiner Schwangerschaft so richtig zu verwöhnen, haben wir dir einige Kochrezepte herausgesucht, die du gern ausprobieren darfst.
Lasse dich in dieser speziellen Zeit verwöhnen. Das A und O bei Schwangerschaftsübelkeit ist es, Stress zu vermeiden, und zu versuchen, sich zu entspannen. Denn Stress und Müdigkeit können deine Übelkeit deutlich verschlimmern. Hebamme Judith Fuchs
Hebamme
Judith Fuchs begleitet als Hebamme Schwangere und ihre Familien während der Schwangerschaft und der Geburt im Geburtshaus sowie zu Hause. Sie steht ihnen außerdem während des Wochenbetts und der Stillzeit unterstützend zur Seite. Eine respektvolle, individuelle und interventionsarme Betreuung sind ihr dabei ein Herzensanliegen. In unseren FamilienMomenten klärt sie als Expertin über alle Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit auf. Judith Fuchs hat selbst zwei Kinder.