Umgang mit Süßigkeiten: So zähmst du kleine Naschkatzen
Kinder lieben Süßigkeiten. So sehr, dass es bei diesem Thema oft zu nervtötenden Diskussionen zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs kommt. Dr. Alexa Iwan gibt in ihrer Kaufland-Kolumne „Die Besseresserin“ Tipps, wie Kinder einen guten Umgang mit Süßigkeiten lernen können.
Der Geschmack der Muttermilch prägt Kinder
„Mama, kann ich was Süßes?“, „Mama, krieg ich ein Eis?“, „Mama, darf ich 'ne Limo?“ – jede Mutter kennt das mitunter nervtötende Gequengel der eigenen Kinder nach Süßigkeiten. Klar, süß ist lecker. Und für Kinder ist Süßes besonders attraktiv, denn für die meisten von ihnen war süßliche Muttermilch die erste Mahlzeit ihres Lebens. Ein Geschmackserlebnis, das ein Leben lang prägt.
Warum ist Muttermilch leicht süß?
Muttermilch enthält deutlich mehr Milchzucker (Laktose) als Kuhmilch. Das ist wichtig für den Säugling, denn sein Darm ist nach der Geburt noch steril. Die Laktose schafft im Säuglings-Darm ein saures Milieu, in dem sich eine gesunde Darmflora entwickeln kann. Und da Babys „ihre“ Muttermilch und das Trinken an der Brust lieben, ist die Vorliebe für Süßes quasi angeboren. Zu Zeiten der Jäger und Sammler war dies zudem ein Überlebensvorteil. Denn süße Früchte waren immer ungefährlich und essbar, während bitter schmeckende Pflanzen schon mal giftig sein konnten. Heute ist uns der Süßhunger unserer Kleinen allerdings eher ein Dorn im Auge. Denn jede Mutter weiß, dass Süßigkeiten keine idealen Lebensmittel sind. Zumindest nicht, wenn Kinder zu viel davon essen.
Wie viel Naschen ist okay?
Ein komplettes Naschverbot auszusprechen, ist aber nicht nur anstrengend, sondern auch unnötig. Kinder sollten in Maßen naschen dürfen. Der Umgang mit Süßem muss allerdings gelernt werden. Genauso wie Schreiben oder Fahrradfahren. Wichtig ist, dass Eltern hierbei ein gutes Vorbild sind. Denn wenn du selbst ständig Schokobonbons griffbereit hast und häufig naschst, wird es eher schwierig, dem Nachwuchs beizubringen, dass Süßigkeiten nicht zum Sattessen gedacht sind. Als Faustregel gilt, dass Kinder zehn Prozent ihres kalorischen Tagesbedarfs in Form von Süßigkeiten essen dürfen. Konkret heißt dies für die verschiedenen Altersstufen:
Kleinkinder (1 – 4 Jahre): 100 kcal in Form von Süßigkeiten = circa eine Kinderhand voll Gummibärchen
Kinder (5 – 10 Jahre): 150 kcal in Form von Süßigkeiten = circa fünf bis sechs Butterkekse
Größere Kinder (11 – 13 Jahre): 170 kcal in Form von Süßigkeiten = circa zwei Kugeln Vanilleeis
Teenager: 200 bis 250 kcal in Form von Süßigkeiten = circa eine halbe Tafel Schokolade
Wichtig sind klare Regeln
Je kleiner die Kinder sind, umso wichtiger ist es, dass Eltern in Bezug auf Süßigkeiten klare Regeln aufstellen – und diese auch einhalten. Nur so kannst du ständiges Gequengel auf Dauer verhindern. Das bedeutet nicht, dass du super streng sein musst und nicht auch mal eine Ausnahme zulassen darfst. Aber im normalen Alltag solltest du konsequent sein. Kinder können mit klaren Grenzen und Regeln erfahrungsgemäß sehr gut umgehen. Hier ein paar konkrete Tipps:
- Benutze Süßigkeiten in der Wohnung nicht als Deko – aus den Augen, aus dem Sinn.
- Kaufe Süßigkeiten mengenmäßig knapp ein – was nicht im Haus ist, kann nicht gegessen und auch nicht „erquengelt“ werden.
- Benutze Süßigkeiten nicht als Belohnung – damit wird dein Kind ansonsten noch im Erwachsenenalter zu kämpfen haben.
- Erlaube keine süßen Getränke zum Essen im Alltag – auch diese Gewohnheit wird man nur schwer wieder los.
- Führe feste Naschzeiten ein, zum Beispiel nachmittags oder nach dem Mittagessen – so weiß dein Kind genau, worauf es sich täglich freuen darf und, dass quengeln zu anderen Zeiten sinnlos ist.
Die wöchentliche Naschbox
Wenn deine Kinder älter werden, kannst du versuchen die Verantwortung für die Süßigkeiten in die Hände der Kinder selber zu legen. Bei Sieben- bis Zwölfjährigen funktioniert dies recht gut mit einer „Naschbox“. Fülle dafür am Sonntag für jedes Kind eine Brotbox (oder ähnliches) mit der Süßigkeitenration für sieben Tage. Jedes Kind bekommt jetzt seine Box und darf damit machen, was es will. Es kann die Süßigkeiten alle auf einmal aufessen oder sich die Menge über die Woche einteilen. Die Regel lautet: Was immer du mit dem Inhalt deiner Box machst, Nachschub gibt es erst am nächsten Sonntag!
Die allermeisten Kinder sind bei solchen Experimenten mit Feuer und Flamme dabei. Sie fühlen sich ernstgenommen, wenn sie selbst entscheiden dürfen. Möglicherweise gibt es zwar in der ersten Woche Tränen, weil der Vorrat schon am Donnerstag aufgegessen ist. Aber in der zweiten Woche wird die Sache schon anders laufen. Nach meiner Erfahrung lernen Kinder auf diese Weise sehr schnell, sich den Süßkram einzuteilen und – ganz wichtig – den süßen Geschmack als etwas Besonderes wertzuschätzen.
Herzlichst,
Dr. Alexa Iwan